Einführung in die neutestamentliche Exegese
von: Udo Schnelle
Vandenhoeck & Ruprecht, 2005
ISBN: 9783825212537
Sprache: Deutsch
221 Seiten, Download: 763 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
6. Literarkritik/Quellenkritik (S. 64-65)
Literatur
DUNGAN, D. L. (Hg.), The Interrelations of the Gospels, BEThL XCV, Leuven 1990. – ENNULAT, A., Die ‚Minor Agreements‘, WUNT 2.62, 1994. – FARMER, W. R., The Synoptic Problem, London 1964. – FENDLER, F., Studien zum Markusevangelium, GTA 49, 1991. – FUCHS, A., Sprachliche Untersuchungen zu Matthäus und Lukas, AnBib 49, Rom 1971. – HENGEL, M., The Four Gospels and the One Gospel of Jesus Christ, London 2000. – MORGENTHALER, R., Statistische Synopse, 1971. – NEIRYNCK, F., Evangelica I.II, BEThL LX. XCIX, Leuven 1982.1991. – SCHMID, J., Matthäus und Lukas, BSt 23, 2–4, 1930. – SCHMIDT, L. – MERK, O., Art. Literarkritik, TRE 21 (1991), 211–233. – SCHMITHALS, W., Einleitung in die drei ersten Evangelien, 1985. – STOLDT, H.-H., Geschichte und Kritik der Markushypothese, 21986. – STRECKER, G. (Hg.), Minor Agreements, GTA 50, 1993. – STREETER, B. H., The Four Gospels, London 1924.
6.1 Definition
Die Literarkritik/Quellenkritik fragt nach der Einordnung von Einzeltexten, Textblöcken oder einer Schrift im ganzen in einen übergreifenden schriftlich-literarischen Zusammenhang. Sie arbeitet das literarische Beziehungsgeflecht zwischen Texten heraus (Intertextualität). Die Literarkritik/Quellenkritik fragt: Beziehen sich Texte auf Prae-Texte, wurden sie bearbeitet, befinden sie sich in ihrem ursprünglichen Kontext, in welcher Beziehung stehen Schriften zueinander? Bei den ersten drei Evangelien ist dies die ,synoptische Frage‘, d.h. das Problem, ob und wie das Matthäus-, Markus- und Lukasevangelium literarisch voneinander abhängig sind. Das synoptische Problem reflektiert die Tatsache, daß die ersten drei Evangelien in großen Partien ziemlich genau übereinstimmen, andererseits sich in vielem unterscheiden.
6.2 Lernziel
Die Studierenden sollen zu einer eigenständigen Beurteilung der literarischen Abhängigkeiten zwischen den ersten drei Evangelien befähigt werden.
6.3 Die Geschichte der synoptischen Frage
Solange man die Verfasser der Evangelien für Augenzeugen des Lebens Jesu hielt und die altkirchlichen Traditionen (vgl. die Texte bei Huck-Greeven S. VIII–IX) unkritisch übernahm, waren die Unterschiede zwischen den Evangelien nur für wenige ein Problem25. Lediglich AUGUSTIN beschäftigte sich mit den literarischen Abhängigkeiten der Evangelien und stellte in seiner Schrift „De consensu evangelistarum" die These auf, daß die synoptischen Evangelien nach ihrer Reihenfolge im Kanon entstanden seien und das Markusevangelium ein Auszug aus dem Matthäusevangelium sei. Eine wirkliche Erforschung des synoptischen Problems setzte erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein, wobei insbesondere vier Hypothesen zu erwähnen sind: