Frühe Bindung - Entstehung und Entwicklung

Frühe Bindung - Entstehung und Entwicklung

 

 

 

von: Lieselotte Ahnert

Ernst Reinhardt Verlag, 2008

ISBN: 9783497020478

Sprache: Deutsch

425 Seiten, Download: 12964 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Frühe Bindung - Entstehung und Entwicklung



Kapitel 11 Betreuungsvielfalt und Strategien der Beziehungsregulation bei nicht-menschlichen Primaten (S. 213-214)

von Dietmar Todt

Einleitung

Dieses Kapitel ist der großen Vielfalt von Sozialbeziehungen gewidmet, die bereits auf vormenschlichen Entwicklungsstufen ausgebildet sind und für die frühe Genese sozialer Bindungen eine wichtige Rolle spielen. Komplexe Sozialsysteme, in denen ausgeklügelt erscheinende Verhaltensleistungen auftreten, finden sich schon bei einigen stammesgeschichtlich ursprünglichen Organismen: etwa den Bienen sowie vor allem den Ameisen und Termiten (Wilson 1975). Allerdings werden deren Leistungen durch relativ starre Mechanismen geregelt, die weitgehend genetisch determiniert sind. Zugleich fehlen auf dieser Stufe noch zwei Komponenten, die aus der Sicht des Menschen als entscheidend gelten: das soziale Lernen und die individuelle Sozialbeziehung.

Man nimmt an, dass deren Ausbildung evolutionsbiologisch ein Risiko darstellt, das erst die Wirbeltiere eingegangen sind und dann namentlich die Vögel und die Säugetiere erstaunlich gut gemeistert haben. Allerdings vollzog sich dieser Prozess nicht kontinuierlich, sondern eher sprunghaft und im Zusammenhang mit dem Ausbau der Fähigkeit, kooperatives Verhalten und Lernen differenziert miteinander zu verbinden. Eindrucksvolle Beispiele dafür, dass und wie dies gelungen ist, finden sich (außer bei den Vögeln) bei den Säugetieren und hier insbesondere bei den Primaten.

Die Primaten haben eine für das Tierreich einzigartige Mannigfaltigkeit von Sozialsystemen ausgebildet und dabei unterschiedlichste Lebensräume besiedelt. Einige Arten leben beispielsweise im tropischen Regenwald, während andere eher im trockenen Buschland oder sogar in Halbwüsten vorkommen. Leider sind viele von ihnen heute so bedroht, dass ihr Aussterben zu befürchten nur noch eine Frage der Zeit scheint. Gegenwärtig existieren noch 88 Arten, die taxonomisch zu der Ordnung „Primates" (Herrentiere) zusammengefasst und üblicherweise in „Halbaffen", „Neuweltaffen" und „Altweltaffen" gegliedert werden. Zu Letzteren werden auch die „Menschenaffen" und der „Mensch" gerechnet (s. Tab. 11.1).

Es ist das Ziel dieses Kapitels, einen Eindruck von der Mannigfaltigkeit der Sozialsysteme der Primaten zu vermitteln und zugleich zu zeigen, welche verschiedenen Formen der Betreuung und der Sozialentwicklung des Nachwuchses damit zusammenhängen. Kap. 6 in diesem Band soll somit um einige biologisch wichtige Aspekte ergänzt werden. Wie schon dort, wird dabei auch hier der Begriff „Primaten" als Bezeichnung für die „nichtmenschlichen Primaten" verwendet.

Der erste Abschnitt dieses Kapitels ist der großen Vielfalt der Jungtierbetreuung gewidmet. Im zweiten Abschnitt Die Halbaffen*) werden taxonomisch oft in die Teilordnungen „Lemuren", „Loris" und „Koboldmakis" untergliedert. Die „Hundsaffen"**) umfassen zwei Familien: die „meerkatzenartigen" (Cercopithecidae) und die „Schlankaffen" (Colobidae), zu Letzteren zählen u. a. die Languren. Menschenaffen und Menschen sind genetisch nahe verwandt und bilden die Überfamilie der Hominoidea.

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