Demenz kompakt - Kurzlehrbuch zur Pflege und Versorgung von Menschen mit Demenz

Demenz kompakt - Kurzlehrbuch zur Pflege und Versorgung von Menschen mit Demenz

 

 

 

von: Shibley Rahman, Rob Howard

Hogrefe AG, 2019

ISBN: 9783456959344

Sprache: Deutsch

208 Seiten, Download: 4475 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Demenz kompakt - Kurzlehrbuch zur Pflege und Versorgung von Menschen mit Demenz



2 Demenz erkennen, einschätzen und eine Demenzdiagnose stellen

Demenzsymptome treten auf, wenn eine Krankheit das Gehirn schädigt. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste, jedoch nicht die einzige Ursache (siehe unten). Welche Demenzsymptome eine Person entwickelt, hängt vom betroffenen Gehirnareal und der auslösenden Grunderkrankung ab.

2.1 Die häufigsten Demenztypen in Großbritannien

Demenz ist ein Syndrom (in erster Linie ein irreversibles und progressives „Gehirnversagen“), das die höheren Hirnleistungen beeinträchtigt. Es gibt eine Reihe bekannter Ursachen. Als wir dieses Buch verfasst haben, waren in Großbritannien rund 850 000 Menschen demenzkrank, die meisten davon (62 %) aufgrund der Alzheimer-Krankheit, einer vaskulären Demenz (17 %), Lewy-Körperchen-Demenz (4 %) und einer Frontotemporalen Demenz. Es gibt auch noch andere seltenere Ursachen und gelegentlich reversible Krankheitszustände (<5 %)1.

Die betroffenen Funktionsbereiche und die dort im Lauf der Zeit entstehenden Defizite sind Fährten, denen Ärzte und Ärztinnen nachgehen und aufgrund derer sie mit unterschiedlich hoher Wahrscheinlichkeit auf die auslösende Neuropathologie schließen können.

Diese Zahlen enthalten einen erheblichen Anteil von Fällen mit nachweislich gemischter Pathologie – insbesondere Mischungen aus Alzheimer- Krankheit und vaskulären Erkrankungen. Die definitive Demenzklassifikation beruht auf der auslösenden Neuropathologie, die mithilfe einer Autopsie oder – sehr selten – einer Gehirnbiopsie festgestellt wird.

2.2 Die Ursachen der Alzheimer- Krankheit

Die Alzheimer-Demenz ist der häufigste Demenztyp. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Alzheimer-Krankheit in den meisten Fällen auf eine Kombination aus genetischen Faktoren, Faktoren des Lebensstils und Umgebungsfaktoren zurückzuführen ist, die im Laufe der Zeit das Gehirn schädigen.

Frühe Studien haben mit Genkopplung gearbeitet und familiäre Eiweißmutationen festgestellt, die mit der Produktion von Beta-Amyloid, dem Amyloid-Vorläufer-Protein, Präsenilin 1 und 2 sowie mit der Risikovariante Apolipoprotein E4 zusammenhängen. Inzwischen wurden TREM2-Genvarianten als Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit und andere neurodegenerative Erkrankungen identifiziert.2 Bei der mikroskopischen Untersuchung des geschädigten Gehirngewebes fallen zwei Anomalien auf, die als Kernsymptome der Alzheimer- Krankheit gelten: amyloide Plaques und Neurofibrillenbündel. Wie genau diese zum Krankheitsausbruch beitragen, ist Gegenstand einer bereits langanhaltenden Diskussion.

2.2.1 Amyloid-Hypothese

Die Amyloid-Hypothese postuliert, dass das Amyloid-beta-Protein (Aß) eine Kaskade auslöst. Hierbei werden zuerst die Synapsen, dann die Neuronen geschädigt und pathologische Aß-Plaques und Tau-Fibrillenbündel produziert. Die Synapsen und Neuronen gehen daraufhin unter und eine Demenz entsteht. Die Akkumulierung von Aß gilt als Auslöser der Alzheimerpathologie, weil sie Synapsen zerstört, die Bildung von Neurofibrillenbündeln auslöst und infolgedessen den Neuronenverlust verursacht.

Sekretase-Enzyme spalten Amyloid-Vorläufer- Proteine, und Störungen dieses Vorgangs, genauer gesagt Mutationen der Gamma- und Beta-Sekretasen, können zur abnormen Amyloid- beta-Protein-Produktion führen. Sie kann eine Kaskade in Gang setzen, die die Synapsen schädigt und zum Neuronenverlust beiträgt, worauf sich schließlich amyloide Plaques und Neurofibrillenbündel bilden, die Hauptkennzeichen der Alzheimer-Krankheit.

Bislang haben die Anti-Amyloid-beta-Protein- Therapien auf ganzer Linie versagt, d. h. ihre klinischen Endpunkte verfehlt. Einige umfangreiche Drei-Phasen-Studien wurden vorzeitig abgebrochen. Herauszufinden, weshalb diese Medikamente versagt haben, wäre eine interessante Forschungsaufgabe.

Die Probleme der „Amyloid-Hypothese“ sind an anderer Stelle sehr eloquent diskutiert worden.3 Die Hypothese leistet zweifellos einen großen Beitrag zum Verständnis von Demenzen, wird aber auch scharf kritisiert.

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