Das Geheimnis seelischer Kraft - Wie Sie durch Resilienz Schicksalsschläge und Krisen überwinden

Das Geheimnis seelischer Kraft - Wie Sie durch Resilienz Schicksalsschläge und Krisen überwinden

 

 

 

von: Jens-Uwe Martens, Birgit M. Begus

Kohlhammer Verlag, 2016

ISBN: 9783170316898

Sprache: Deutsch

206 Seiten, Download: 3266 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Das Geheimnis seelischer Kraft - Wie Sie durch Resilienz Schicksalsschläge und Krisen überwinden



 

Einführung: Schicksalsschläge als Gefahr und Chance


 

»Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsse im Leben alles gelingen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.«

— Antoine de Saint-Exupéry

Schicksalsschläge können wir überwinden und daran wachsen oder wir lassen unser ganzes Leben dadurch zerstören, gehen vielleicht sogar daran zugrunde. Ich, Jens-Uwe, habe persönlich beides erlebt: Resilienz und Scheitern. In einem Buch nur für meine Familie und meine engsten Freunde habe ich diese Erfahrungen beschrieben4. Die Mitautorin Birgit hat die Erlebnisse zusammengefasst:

»Die Zeit heilt alle Wunden«, hatte Jens-Uwe auf meinen fragenden Blick geantwortet, als ich vor Jahren ein Bild seiner ersten Frau und seiner ersten beiden Kinder, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren, betrachtete. Heilt die Zeit wirklich alle Wunden?

Aber das allein kann es nicht gewesen sein. Ich fragte mich oft, welch starke seelische Kraft in diesem Mann stecken muss, dass er so erfolgreich, kraft- und humorvoll, mit beeindruckender Ehrlichkeit über sich selbst mitten im Leben steht. Was hat er gemacht, außer die Zeit wirken zu lassen? Welchen Weg ist er gegangen durch mehrere Schicksalsschläge hindurch, wie sie keiner von uns erleben will, in sein erfülltes, glückliches Leben, in dem es eines seiner Hobbys ist, Glücksmomente zu sammeln?

Sein Buch »Gespräche mit Ute« gibt manche Antwort auf meine Fragen. Es ist ein berührendes Buch über die Beziehung des zunächst jungen Jens-Uwe, viertes von fünf Kindern, mit seiner sechs Jahre älteren Schwester Ute. Da ist der kleine Jens-Uwe noch schüchtern, geht manchmal im Trubel der großen Familie unter und muss mit sieben Jahren – mitten in der schwersten Nachkriegszeit – mit Unterbrechungen ein ganzes Jahr im Krankenhaus liegen, die meiste Zeit mit einem Streckverband ans Bett gefesselt. 50 Kilometer entfernt vom Zuhause liegt die Klinik, eine Weltreise in damaliger Zeit, ohne Auto, ohne verlässlich fahrende Züge. 50 Kilometer bedeuten in dieser Zeit, lange vor der Erfindung von SMS, E-Mails, Skype, CD oder gar Fernsehen mit seinen Kindersendungen, tiefe Einsamkeit und lange Tage. Ich erinnere mich, wie Jens-Uwe mir einmal erzählte, dass er an manchen Wochenenden sehnsüchtig auf einen Besuch der Mutter gewartet hatte, um schließlich von der Krankenschwester gesagt zu bekommen, dass seine Mutter nicht kommen konnte, weil sie nicht mehr in den überfüllten Zug hineingekommen war.

Es ist Ute, die spröde, verlässliche, die einfühlsame ältere Schwester, die den besten Zugang zu Jens-Uwe gewinnt, ihn mit längeren Gesprächen, Verständnis und Zuwendung durch die anschließende Zeit des Ausgeschlossenseins in der Schule und auch durch die Pubertät begleitet. Sie ist es, die ihm erklärt: »Man kann das Leben als eine Abenteuerreise sehen, bei der man nie weiß, auf welche Hindernisse man stößt, mit welchen Dämonen und Untieren man kämpfen muss. Du bist stark genug und«, fügt sie hinzu, »du hast natürlich für diese Reise Weggefährten, die dir helfen werden.«

Ute ist die wichtigste Weggefährtin für Jens-Uwe, die Vertraute und Seelentrösterin, die ihm auch den nächsten Schritt im Umgang mit den Herausforderungen des Lateinlernens vermittelt: »Wenn du den Dämon nicht besiegen kannst, musst du dich eben mit ihm arrangieren.« Durchhaltevermögen und Disziplin entwickelt zu haben sind der Lohn für diesen Kampf und auch die Beschäftigung mit Saint-Exupéry und den Philosophen Epiktet und Marc Aurel.

»Man weiß nie im Voraus, wozu etwas gut sein wird. Das kann man immer erst viel später, wenn alles schon vorbei ist, beurteilen«, sagt Ute dem kleinen Jens-Uwe und ahnt sicher nicht, dass all die schwierigen Herausforderungen ihrer jungen Leben und auch die folgenden Jahre des Glücks nur eine Vorbereitung für die ganz großen Schicksalsschläge sind.

Zunächst lacht ihnen das Glück. Sowohl Ute als auch Jens-Uwe finden ihre große Liebe. Ute heiratet zuerst, bekommt drei Kinder, dann Jens-Uwe und Mike, eine Jugendliebe, die zwei Kinder bekommen, einen Jungen und zwei Jahre später ein Mädchen. Durch den beruflichen Erfolg des Vaters ist auch finanzieller Wohlstand garantiert. Die Familien wohnen nahe beieinander und verbringen eine glückliche Zeit zusammen. Jens-Uwe schließt sein Psychologiestudium ab und gründet eine kleine Firma, die er mit viel Freude erfolgreich leitet. Das Glück scheint perfekt, selbst mit einer Fehlbildung des kleinen Sohnes von Mike und Jens-Uwe, die aber einem glücklichen Leben seinerseits nicht im Wege stehen muss. Nach dem anfänglichen Hadern mit dem Schicksal war die innere Einstellung gefunden: Das Schicksal hatte ihnen eine Aufgabe gestellt, die es galt anzunehmen und nach besten Möglichkeiten zu lösen.

Kurze Zeit später aber schlägt das Schicksal erbarmungslos zu. Jens-Uwe und Mike sind gerade einmal 29 Jahre alt, Jan-Peter und Beatrix nur fünf und fast drei Jahre: Mike und die Kinder stürzen mit einem Flugzeug ab, die kleine Familie ist bis auf den Vater ausgelöscht.

Jens-Uwe fühlt sich in den folgenden Monaten rückblickend als willenloser und vor allem gefühlloser Roboter, der irgendwie von seinem Verstand ferngesteuert wird. Und wieder ist es Ute, die ihn auffängt.

Er zieht bei ihr und ihrer Familie ein, sie bieten ihm ein liebevolles Heim. Ute gibt ihm auch praktische Hilfe, indem sie seinen Haushalt auflöst und vor allem dadurch, dass sie viele lange Gespräche mit ihm führt. Sie und die innere Kontrollinstanz Jens-Uwes schützen ihn davor, in Selbstmitleid zu versinken oder in unrealistische Gedankengebäude abzudriften, wie: Das Schreckliche sei nicht geschehen. Jens-Uwe gelingt es erneut, eine hilfreiche Einstellung zu finden: »Ich stellte mir vor, dass mir dieser zweite, viel schimmere Schicksalsschlag auferlegt war, damit ich mich daran bewähren könnte. Ich habe die Aufgabe bekommen, meinem Schicksal oder einer höheren Macht zu beweisen, dass ich auch damit fertigwerde.«

Nach einigen Monaten bei Ute und ihrer Familie wagt Jens-Uwe einen Schritt in ein neues Leben, eine neue Wohnung, einen neuen Einrichtungsstil, sogar eine neue Art, sich zu kleiden. Es ist Teil einer selbst verordneten Therapie auf dem Weg, das Geschehene zu verarbeiten und eine »neue« Persönlichkeit zu finden.

Ein zweiter Teil der selbst verordneten Therapie ist die wieder wichtig werdende Arbeit im Institut und nach einiger Zeit ein dritter, die Suche nach wenigstens körperlicher Liebe – auch wenn Seele und Gefühle noch taub sind. »Ich muss die Prägung auf meine Frau Mike auflösen, ich darf nicht nach einer zweiten Mike suchen«, ist seine Begründung für diesen Schritt. In schonungsloser Offenheit beschreibt Jens-Uwe Martens seine Versuche, dadurch seelisch zu gesunden, dass er seiner Vernunft folgt. »Gestalter« seines Lebens will er sein, nicht »Opfer der Umstände.«

Während Jens-Uwe Schritte in ein neues Leben zu gehen versucht, wendet sich das Schicksal Utes Familie zu. Ihr zehnjähriger Sohn verliert alle Haare, auch Wimpern und Augenbrauen, aufgrund einer seltenen Stoffwechselkrankheit und alles Suchen nach einer wirksamen Behandlungsmethode bleibt erfolglos. Nun ist es Jens-Uwe, der zu helfen versucht, der bei langen Spaziergängen und Gesprächen die verzweifelte Ute tröstet und seinen Neffen darin unterstützt, eine gute Einstellung zu dieser Herausforderung zu finden.

Es ist beeindruckend, wie viel stärker als die Mutter Ute ihr Sohn ist. Er erkennt, dass es ihm nicht hilft, Perücken zu tragen, sondern dass er lernen muss, mit seinem Aussehen, mit dem Unverständnis mancher Menschen, den Nachteilen und den gelegentlichen Vorteilen zu leben, zu sich zu stehen, so, wie er ist. Darüber hinaus wird ihm klar, dass er immer auffallen wird: »Mit diesem Kopf bin ich etwas Besonderes, ob ich will oder nicht. Ich falle immer auf.« Rückblickend meint er: »Ich musste ein besonderes Selbstbewusstsein entwickeln, das meiner Sonderrolle gerecht wird und durch das ich mit diesem besonderen Aussehen leben kann (Anm.: bis heute), ohne mich zu verstecken.«

»Durch...

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