Philosophie der Religion

Philosophie der Religion

 

 

 

von: Peter Fischer

Vandenhoeck & Ruprecht, 2007

ISBN: 9783825228873

Sprache: Deutsch

237 Seiten, Download: 989 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Philosophie der Religion



7. Psychologischer und neurologischer ( S. 116)

Reduktionismus

In seiner Schrift Die Naturgeschichte der Religion unterscheidet David Hume zwei religionsphilosophische Grundfragen: „Ist schon jede die Religion betreffende Untersuchung von der größten Wichtigkeit, so sind es insbesondere zwei Fragen, die unsere Aufmerksamkeit herausfordern, einmal die, welche die Grundlage der Religion in der Vernunft betrifft, sodann die, welche auf ihren Ursprung in der menschlichen Natur zielt."

Die Frage nach der Grundlage der Religion in der Vernunft betrifft insbesondere die Gottesbeweise, sowohl die durch die theoretische als auch die durch die praktische Vernunft. Auch das Thema der Theodizee liegt in dieser Richtung des Fragens. Die radikale Religionskritik lässt sich insofern unter diese Grundfrage bringen, als die ideologiekritische Sicht Religion als Produkt einer instrumentellen Vernunft erklärt.

Allerdings leistet die Religionskritik bereits eine Rückführung auf Herrschaftsinteressen bzw. – hinsichtlich der Gläubigen als den vermeintlich Getäuschten – auf Unwissenheit und auf daraus entspringende Affekte. Damit wird bereits die Frage nach dem Ursprung der Religion in der menschlichen Natur berührt, wie dies auch in Kants Konzept des freien Fürwahrhaltens der Fall ist, welches aus der Endlichkeit des Menschen seine Bedürftigkeit hinsichtlich Hoffnung und Trost zur Aufrechterhaltung der moralischen Motivation ableitet.

Die Frage nach der Grundlage der Religion in der Vernunft zielt also auf die Erkennbarkeit und Denkbarkeit bzw. Denknotwendigkeit religiöser Inhalte und bewegt sich damit immer schon im geltungsphilosophischen Kontext von Kritik und Rechtfertigung. Die Frage nach dem Ursprung der Religion in der menschlichen Natur erscheint dagegen als eine empirische Frage, die durch die be- schreibende Feststellung von Tatsachen und durch Erklärungen kausalen Typs in den Natur- und Geschichtswissenschaften zu beantworten ist.

Der Titel Die Naturgeschichte der Religion zielt eindeutig auf den Ursprung der Religion in der menschlichen Natur. Naturgeschichten sind zu Humes Zeiten, d.h. vor Darwins Evolutionstheorie, im wesentlichen Naturbeschreibungen, die zur Erklärung bestimmter Phänomene gegeben werden. Der Entwicklungsgedanke ist in ihnen, wenn überhaupt, nur schwach ausgeprägt. Hume konstatiert zwar hinsichtlich der Religion eine Entwicklung vom Polytheismus zum Monotheismus, wobei er allerdings viele Zweifel daran zulässt, ob es sich dabei um eine Entwicklung zum Höheren handelt.

Bezüglich der positiven Systeme des Monotheismus, insbesondere bezüglich des Katholizismus, scheint er eher eine Geschichte vernunftwidriger Perversion nachweisen zu wollen. Aber der geschichtliche bzw. der evolutionäre Aspekt sollen hier noch nicht thematisiert werden. Im Brennpunkt des Interesses steht zunächst die Frage nach dem Ursprung der Religion, bei Hume also zunächst die Frage nach dem Ursprung des Polytheismus.

Zum Monotheismus, unabhängig von seinen Ausprägungen in positiven Systemen, gelangen die Menschen nach Hume durch den natürlichen Gebrauch ihrer Vernunft. Der Monotheismus hat also eine Grundlage in der Vernunft. Hume steht in dieser Frage dem physikotheologischen Gottesbeweis nahe, wenngleich er ihm keine strenge Beweiskraft zubilligt. Er schreibt:

In allen Dingen ist ein Zweck, eine Absicht, ein Plan unverkennbar, und wenn unsere Fassungskraft endlich so erweitert ist, daß sie über den ersten Ursprung dieses sichtbaren Systems nachdenkt, dann müssen wir die Vorstellung von einer vernünftigen Ursache oder einem intelligenten Urheber mit der festesten Überzeugung annehmen. Die einheitlichen Gesetze, die im gesamten Bau des Universums vorherrschen, führen uns auch, wenn schon nicht notwendigerweise, so doch auf natürlichem Wege dazu, daß wir uns diese Intelligenz als eine einzige und ungeteilte vorstellen, sofern die anerzogenen Vorurteile sich einer so vernünftigen Theorie nicht widersetzen.

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