Wörterbuch Erziehungswissenschaft

Wörterbuch Erziehungswissenschaft

 

 

 

von: Heinz-Hermann Krüger, Cathleen Grunert (Hrsg.)

Verlag Barbara Budrich , 2006

ISBN: 9783825225568

Sprache: Deutsch

489 Seiten, Download: 3991 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Wörterbuch Erziehungswissenschaft



Schulpädagogik (S.422)

1. Begriff
Schulpädagogik ist die Wissenschaft vom Lehren und Lernen in der Schule und befasst sich mit dem Unterricht, der Schule als Institution mit dem gesamten „Schulsetting"" (z.B. Einflüsse des Elternhauses) sowie allen mit diesen Schwerpunkten zusammenhängenden Aufgaben und Problemstellungen schulischer Theorie und Praxis. Entsprechend ihren geistes- und sozialwissenschaftlichen Traditionslinien ist sie methodenpluralistisch angelegt.

Neben den fächerübergreifenden Subdisziplinen der Erziehungswissenschaft (Allgemeine bzw. Systematische Erziehungswissenschaft, Vergleichende Erziehungswissenschaft) wird sie zu den differenziellen Fachrichtungen gerechnet, die jeweils an Berufen oder Berufsfeldern orientiert sind – neben der Schulpädagogik sind dies die Sozialpädagogik, die Sonder-/Förderpädagogik, die Erwachsenenpädagogik/- bildung sowie die Berufs- und Wirtschaftspädagogik (vgl. Lenzen 1994, S. 37ff.).

Aus dieser disziplinären Gliederung wird die Be- schränkung der Schulpädagogik auf das allgemeinbildende Schulwesen deutlich. Schulpädagogik wird als Berufswissenschaft oder Professionsdisziplin der Lehrberufe angesehen, die als ‚praktische‘ Wissenschaft ihre Fragestellungen aus der Praxis gewinnt, mit ihren Befunden die Schularbeit innovieren hilft und zu pädagogischem und didaktischem Handeln befähigt.

2. Geschichte
Die Entwicklung der Schulpädagogik vollzieht sich zwischen Schul- und Lehrerausbildungsgeschichte. Die Schule der Neuzeit ist charakterisiert durch „Massenlernprozesse"", durch Unterricht für größere Gruppen. Dafür werden geeignete Methoden des Unterrichts, Formen der Disziplinierung, Verhaltensrichtlinien für Lehrkräfte und Schüler sowie institutionelle Rahmenbedingungen entwickelt.

Dies geschieht erstmals in den Schulordnungen des 16. und 17. Jhs., die unter dieser Perspektive als Entwürfe einer Schulpädagogik zu lesen sind (Herrlitz u.a. 1984). Die moderne Entwicklung setzt mit der Aufklärung ein. Trapp, 1779 bis 1782 an der Universität Halle erster Lehrstuhlinhaber für Pädagogik, ist zugleich Leiter der ersten deutschen Universitätsübungsschule, die die praktische Ausbildung von Lehrern und die Vorbereitung einer guten Methode leisten soll.

Sein „Versuch einer Pädagogik"" (1780) verbindet den Entwurf einer experimentellen Pädagogik mit den Erfordernissen theoretischer und schulpraktischer Ausbildung. Trapp wird bald aus dem Amt getrieben, sein Nachfolger Wolf bestimmt mit seiner Verabsolutierung des philologischen Studiums den weiteren Weg der Gymnasiallehrerausbildung, in der bis in die zweite Hälfte des 20. Jhs. die Schulpädagogik keine Rolle spielt (vgl. Sandfuchs 2004).

Die Weiterentwicklung der Schulpädagogik geschieht über die Elementarbzw. Volksschule und die Ausbildung ihrer Lehrer. In auffälligem Kontrast zur kläglichen Landschulrealität steht die von dem philanthropischen Landschulreformer F. E. v. Rochow eingeleitete Schulreform, die aber als Vorbild für die preußische Landschulreform scheitert, so dass auch dieser Traditionsstrang nicht weiter verfolgt wird.

Die Seminarpädagogik, begründet durch B. Overbergs „Anweisung für zweckmäßigen Schulunterricht"" aus dem Jahre 1793, findet ihren Höhepunkt in Diesterwegs „Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer"" (1835) und bestimmt in vielen Auflagen und Variationen das 19. Jh.. Sie ist der Typus einer an Ausbildungsvorschriften orientierten Studien- und Anweisungsliteratur, die teils christlich, teils liberal fundiert ist.

Ihre Qualität wird zum Ende des 19. Jhs. u.a. durch Übernahme allgemeinpädagogischer und psychologischer Erkenntnisse deutlich erhöht (vgl. Apel/Grunder 1995). Vielfältige neue Ansätze, zunächst schul- und unterrichtskritisch, dann aber auch programmatisch und konstruktiv entstehen in der Reformpädagogik ab dem Ende des 19. Jhs. bis in die 1920er-Jahre

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