Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung II

Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung II

 

 

 

von: Jochen Schweitzer, Arist von Schlippe

Vandenhoeck & Ruprecht, 2006

ISBN: 9783525462560

Sprache: Deutsch

453 Seiten, Download: 4017 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung II



2 Systemische Psychotherapie mit Erwachsenen (S. 43-44)

2.1 Schizophrene und schizoaffektive Psychosen – Sinnvoll kommunizieren über Unverständliches

Störungsbilder

»Psychose « ist ein Sammelbegriff für Zustände besonders stark veränderten Erlebens und Verhaltens, die einem Außenstehenden nicht oder nur begrenzt nachvollziehbar erscheinen. In der Frühzeit psychiatrischer Theoriebildung um und nach 1900 (etwa bei den deutschsprachigen Pionieren Kraepelin und Bleuler, siehe dazu Schweitzer u. Schumacher 1995, S. 28–34) wurden diese zunächst unterschieden in exogene (körperlich begründbare) und endogene Psychosen (körperliche Ursache noch nicht bekannt). Zu den endogenen Psychosen zählte Kraepelin einerseits die affektiven Psychosen (»Zyklothymien «, wellenförmig zwischen depressiven und nichtdepressiven Episoden, zuweilen zwischen depressiven und manischen Episoden abwechselnd) und die schizophrenen Psychosen. Wenige Störungen sind in ihrem Erscheinungsbild so komplex und vielleicht daher in der Geschichte der psychiatrischen Theoriebildung so umstritten wie die schizophrenen Psychosen.

Gemeinsam ist dieser Gruppe von Störungen eine tief greifende Irritation von Denken und Wahrnehmung sowie ein situationsunangemessen oder verflacht wirkender Affektausdruck. Es werden positive (also produktive) Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen von negativen Symptomen wie sozialem Rückzug, Energielosigkeit und Apathie unterschieden. Zu den positiven Symptomen gehören auch kognitive Symptome wie verwirrt erscheinendes Denken und Sprechen.

Das Denken wirkt oft vage, verzerrt und verschwommen (schizophrene Denkstörungen), die sprachlichen Äußerungen sind gelegentlich unver ständlich, nebensächliche Aspekte von Ereignissen und Situationen können besonders hervorgehoben werden und an Stelle anderer situationsangemessener Elemente verwendet werden. Oft ist der Betreffende irritiert hinsichtlich seiner Identität, Individualität, Einzigartigkeit und Entscheidungsfreiheit, erlebt sich entfremdet und unvertraut mit sich selbst (Depersonalisation ), was bis zu dem Wahn reichen kann, die eigenen innersten Gedanken und Gefühle seien anderen bekannt oder würden gar von diesen gesteuert. Die Vorstellung, von außen, also durch ande re Personen oder übernatürliche Kräfte gesteuert zu werden, kann zu Äußerungen und Verhaltensweisen führen, die als bizarr und uneinfühlbar erlebt werden. Es kann dann schwierig sein, eigene Erfahrungen in Worte zu fassen (Symbolisationsstörungen) oder übertragene Redewendungen, etwa Sprichworte, nicht wörtlich zu verstehen (Konkretismus).

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