Die Wirksamkeit der Systemischen Therapie/Familientherapie

Die Wirksamkeit der Systemischen Therapie/Familientherapie

 

 

 

von: Kirstin von Sydow, Stefan Beher, Rüdiger Retzlaff

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2006

ISBN: 9783840920370

Sprache: Deutsch

183 Seiten, Download: 1573 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Die Wirksamkeit der Systemischen Therapie/Familientherapie



2 Definition und Kurzbeschreibung des Verfahrens (S. 15-16)

„Familientherapie (ist) ein psychotherapeutischer Ansatz mit dem Ziel, Interaktionen zwischen einem Paar, in einer Kernfamilie, in einer erweiterten Familie oder zwischen einer Familie und anderen interpersonellen Systemen zu verändern und dadurch Probleme einzelner Familienmitglieder, Probleme von Familiensubsystemen oder der Gesamtfamilie zu lindern“ (Wynne, 1988, S. 251, zit. n. Scheib & Wirsching, 2004, S. 3). Ausgehend vom persönlichen Leiden und dem Veränderungsbedarf beim Individuum nutzt die Systemische Therapie/Familientherapie bedeutsame Beziehungen des Individuums zum Verstehen des Krankheitsgeschehens und als Ressourcen zur Veränderung. Durch die Induktion von Veränderungen im Beziehungsgefüge des Individuums wird die Heilung oder Linderung individueller Pathologie angestrebt. Systemische Therapie/Familientherapie ist – mit anderen Worten – ein psychotherapeutisches Verfahren, dessen Fokus auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt und das zusätzlich zu einem oder mehreren Patienten („Indexpatienten“) weitere Mitglieder des für den/die Patienten bedeutsamen sozialen Systems einbezieht und/oder fokussiert ist auf die Interaktionen zwischen Familienmitgliedern und deren sozialer Umwelt (vgl. Pinsof & Wynne, 1995, S. 586). Psychische Störungen werden zirkulär verstanden und behandelt. „Zirkulär“ bedeutet: Statt einseitiger Ursache- Wirkungsbetrachtungen von Krankheitsprozessen (z. B. „eine bestimmte Familiendynamik erzeugt ein bestimmtes klinisches Symptom“ vs. „ein bestimmtes klinisches Symptom erzeugt eine bestimmte Familiendynamik) oder von Beziehungsprozessen (z. B. „die überprotektiven Eltern erschweren die Ablösung ihres Kindes“ vs. „das unselbstständige Kind erschwert es den Eltern, es loszulassen“) werden konsequent die Wechselbeziehungen (in Verhalten und Wahrnehmung) zwischen zwei und mehr Menschen, ihren Symptomen sowie ihrer weiteren Umwelt zum Gegenstand des Verstehens und der Veränderung gemacht. Es interessieren also gleichermaßen die Auswirkungen der Interaktionen innerhalb (und außerhalb) der Familie auf die Symptome eines Familienmitgliedes als auch umgekehrt die Auswirkungen von Symptomen auf (andere) Familienmitglieder und deren Interaktionen.

Orientiert am internationalen Forschungsstand (Shadish et al., 1997; Nichols & Schwartz, 2004; Wirsching, 2002) verwenden wir den Begriff „systemisch“ nicht zur Kennzeichnung einer einzelnen Orientierung (etwa im Sinne der Mailänder oder Heidelberger Schule), sondern gehen von einem breiten Verständnis von „Systemischer Therapie/Familientherapie“ aus. ST/Ft basiert auf modernen Systemtheorien, die auch in anderen Wissenschaftsbereichen bedeutsam sind. Sie ermöglichen das Verständnis der Funktionsweisen komplexer dynamischer Systeme, im konkreten Fall komplexer bio-psycho-sozialer Systeme. Auf dieser Grundlage wurden Interventionen für die Veränderung biopsycho- sozialer Verhaltensmuster entwickelt mit dem Ziel, Leid zu lindern bzw. zu beseitigen. Dieser Ansatz hat eine neue Sichtweise auf psychische Erkrankungen und die Möglichkeit ihrer Behandlung eröffnet.

Die Familie ist dabei ein wesentlicher, aber nicht der alleinige und auch nicht immer der wichtigste soziale Kontext psychischer Störungen. Orientiert an einem offenen Familienkonzept (Schneewind, 1999) beschränkt sich die therapeutische Arbeit nicht allein auf biologisch oder juristisch definierte Familien und Paare, sondern schließt neben Partnern/Eltern, Kindern und zuweilen Großeltern auch andere für die Problemlösung wichtige Bezugspersonen sowie das weitere professionelle Helfersystem (Ärzte, Lehrer, Sozialarbeiter u. a.) in die Behandlung ein. Sie werden entweder direkt „in vivo“ und/oder indirekt durch spezielle Fragetechniken zu ihrem Verhalten, mutmaßlichem Erleben und ihren Intentionen systematisch in die Therapie einbezogen. Paartherapie (PT) mit hetero- oder homosexuellen Paaren wird als eine Variante von Familientherapie verstanden.

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