Die demographische Zeitenwende - Der Bevölkerungsrückgang in Deutschland und Europa

Die demographische Zeitenwende - Der Bevölkerungsrückgang in Deutschland und Europa

 

 

 

von: Herwig Birg

C.H.Beck, 2001

ISBN: 9783406475528

Sprache: Deutsch

229 Seiten, Download: 5081 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Die demographische Zeitenwende - Der Bevölkerungsrückgang in Deutschland und Europa



9. Veränderungen der Zahl und Größe der privaten Haushalte und des Bedarfs an Wohnraum – regionale und sozialräumliche Aspekte (S. 137-138)

Eine der sichtbarsten Auswirkungen des demographischen Wandels ist die Veränderung der Zahl und Größe der privaten Haushalte und des Wohnungsbedarfs. Die Vorboten dieser Entwicklung sind bereits an den zunehmenden Wohnungsleerständen und den vielerorts sinkenden Immobilienpreisen erkennbar. Im folgenden werden die Zahl und Größenstruktur der privaten Haushalte aus den Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnungen abgeleitet und die sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen für die Entwicklung des Wohnungsbedarfs in Deutschland dargestellt. 61 Dabei erweist sich die oft vernachlässigte regionale und die sozialräumliche Dimension der demographischen Entwicklung als ein besonders wichtiges Problem.

Der Bedarf an Wohnraum ändert sich im Lebensverlauf in Abhängigkeit vom Alter und von der jeweiligen Phase im Familienbildungsprozeß, wobei insbesondere der Familienstand (ledig, verheiratet, verwitwet, geschieden) mit dem betreffenden Haushaltstyp (Ein- oder Mehrpersonenhaushalt) und dem sich daraus ergebenden Bedarf an Wohnraum zusammenhängt. Umgekehrt werden jedoch das Eheschließungsverhalten und die Geburtenrate zum Teil auch von der Verfügbarkeit an geeignetem Wohnraum beeinflußt. Ein Prognosemodell für die Vorausschätzung des Wohnungsbedarfs müßte daher idealerweise aus mehreren miteinander gekoppelten Teilmodellen bestehen, vor allem aus einem Bevölkerungs-, einem Familien- und einem Haushaltsmodell. Mit einem solchen Idealmodell müßten alle wesentlichen Beziehungen zwischen den zentralen Größen quantitativ beschrieben und prognostiziert werden. Die verschiedenen Teilmodelle müßten außerdem mit einem Wirtschaftsmodell gekoppelt werden, das die Einkommensentwicklung abbildet, um daraus auch die kaufkräftige Nachfrage nach Wohnraum zu bestimmen.

Ein derartiges Gesamtmodell läßt sich zwar in der Form eines Systems aus Gleichungen entwerfen, mit denen die Beziehungen zwischen den interessierenden Größen beschrieben werden, denn das dafür erforderliche theoretische Wissen ist größtenteils ver- fügbar, aber das genügt nicht. Die Anwendung eines solchen Modells scheiterte in der Praxis bisher nicht nur daran, daß die empirischen Daten für die Füllung des Gleichungssystems fehlen, sondern die Art des Gleichungssystems selbst änderte sich in den vergangenen Jahrzehnten auf Grund des Wandels der demographischen, sozialen und ökonomischen Verhaltensweisen so rasch, daß die Datenerhebung und Modellbildung stets um einige Jahre hinter der tatsächlichen Entwicklung zurückblieb, wobei sich der Abstand zwischen Modell und Realität tendenziell vergrößerte. So krankt z. B. das z. Zt. anspruchsvollste Modell zur Bevölkerungs- und Haushaltsprognose, das vom Rostocker Max-Planck- Institut für demografische Forschung entworfen wurde,62 und das vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung mit Daten gefüllt werden soll, u. a. daran, daß das Bevölkerungsmodell keine Einund Auswanderungen enthält und daß die Unterschiede zwischen den Deutschen und den Zugewanderten in bezug auf die Geburtenrate, das Eheschließungsverhalten, die Haushaltsgröße und sämtliche anderen relevanten Verhaltensweisen nicht berücksichtigt werden.63 Es läßt sich z. Zt. noch nicht absehen, ob und gegebenenfalls wann das Modell in der Zukunft einmal in einer anwendungsreifen Form vorliegen wird. Bis dahin werden Haushaltsprognosen wie bisher mit Methoden durchgeführt, die zwar weniger differenziert sind, aber für die Praxis dennoch brauchbare Ergebnisse liefern.

Die privaten Haushalte und der Wohnungsbedarf werden stark von der Bevölkerungszahl und der Altersstruktur beeinflußt. Der Einfluß der Altersstruktur beruht auf den mit dem Alter stark variierenden Lebensformen im Lebenszyklus. In der Altersgruppe unter 20 leben z. B. mehr als zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen im Haushalt ihrer Eltern. Ein Rückgang der Geburtenzahl bewirkt daher unmittelbar einen Rückgang des Anteils der Haushalte mit drei und mehr Personen. In der Altersgruppe 20 bis 30 sinkt der Anteil der unverheiratet bei ihren Eltern lebenden Kinder durch den Auszug aus dem Elternhaus auf ein Viertel, im höheren Alter auf ein Zehntel.

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