Bipolar affektive Störungen

Bipolar affektive Störungen

 

 

 

von: Martin Hautzinger, Thomas D. Meyer

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783840921469

Sprache: Deutsch

92 Seiten, Download: 547 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Bipolar affektive Störungen



"2.7 Kognitionen und Informationsverarbeitung (S. 29-30)

Psychische Störungen wie Ängste, Depressionen oder Manien sind, so Beck (1976), die Folge kognitiver Störungen und Fehlfunktionen. Angst resultiert aus der Überzeugung „bedroht“ zu werden und einer Gefahr oder Kathastrophe ausgesetzt zu sein. Depression ist das Ergebnis der Überzeugung, dass man auf die Zukunft und die Umwelt keinen Einfluss nehmen kann, hilflos und ausgeliefert ist. Die Vergangenheit ist eine Anhäufung von Fehlern, die durch eigenes Versagen selbst verschuldet wurden. Auch positive Affekte resultieren aus Bewertungs- und Verarbeitungsprozessen.

Euphorie und Glück ergeben sich aus der (Selbst-)Beurteilung der eigenen Größe und Fähigkeiten. (Hypo-)Manie steigert dies noch und es kommt zu einer „Inflation“ des Selbstwerts und der Selbstüberschätzung. Diese kognitiven Muster und Merkmale sind als automatisch (nicht bewusst) ablaufende Bewertungen und Gedanken und auf einer Metaebene als übergeordnete „Schemata“ oder Grundüberzeugungen (Selbstwert, Selbstbild, Werthaltungen, Oberpläne) konzeptualisiert.

In der Folge von Sozialisation, Verstärkung, Modellen, Erziehung, traumatischen Erfahrungen, Erfolgen, Misserfolgen, Verlusten usw. über die Lebensspanne, doch vor allem in den ersten zwei Lebensjahrzehnten, werden diese Verarbeitungsmuster gebildet und „überlernt“. Sie sind als komplexe Handlungspläne und Persönlichkeitsmuster automatisiert und durch bestimmte neue, vor allem persönlich bedeutsame Ereignisse und Erfahrungen (Reize, Stimuli, Situationen, Gefühle, Zustände usw.) rasch aktivierbar. Sie haben eine hohe motivationale Bedeutung, da sie Empfindungen, Verhalten, Erleben und Denken unmittelbar beeinflussen. Hypomanie und Manie werden diesem Modell nach als Spiegelbild der Depression gesehen.

Depressionen lassen sich durch eine negative kognitive Triade bezogen auf das Selbst, die Umwelt und die Zukunft verstehen. Maniforme Zustände durch eine entsprechend positive kognitive Triade. Dabei werden das Selbst und die eigenen Fähigkeiten idealisiert und überschätzt. Die Umwelt bietet entweder alle Möglichkeiten (Spaß, Erfolg) oder sie wird behindernd erlebt und als irrelevant bei Seite geschoben. Die Zukunft ist großartig und wartet nur auf einen. Diese Fehlfunktionen bestimmen die Wahrnehmung, die Informationsselektion, die Erwartungen, die Handlungsplanung und das Verhalten.

Es kommt zu depressions- bzw. manietypischen Verzerrungen, Fehlern, Überund Untertreibungen, Schwarz-Weiß-Denken, Personalisierungen, Ursachenzuschreibungen und Übergeneralisierungen. Die „Ursache“ bipolar affektiver Störungen liegen in diesen in der Person verankerten kognitiven Prozessen, die einseitig, eindimensional, absolutistisch, global, undifferenziert, global und invariant sind. Die Abbildung 3 illustriert diese Überlegungen für die Manie und macht da bei deutlich, dass kognitive Prozesse auf die Alltagsgestaltung, den Schlaf- Wach-Rhythmus, körperliche Vorgänge und die sozialen Interaktionen Einfluss nehmen und in ein Rückmeldesystem eingebunden sind, was zur Stabilisierung bzw. Destabilisierung aller beteiligten Systeme beiträgt."

Kategorien

Service

Info/Kontakt

  Info
Hier gelangen Sie wieder zum Online-Auftritt Ihrer Bibliothek