Gotteserfahrungen - Biblische Gestalten sprechen

Gotteserfahrungen - Biblische Gestalten sprechen

 

 

 

von: Paul-Konrad Kurz

Kösel-Verlag, 2006

ISBN: 9783466367115

Sprache: Deutsch

210 Seiten, Download: 779 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Gotteserfahrungen - Biblische Gestalten sprechen



Mirjam von Magdala sprach (S. 177-178)

Ich bin nicht die große Sünderin, auch nicht Mirjam von Bethanien. Ich stamme vom See Genesareth. Das Dorf Magdala liegt am nördlichen Ufer. Bauern und Fischer, ein stilles Dorf. Kapharnaum weiter im Osten ist größer. In Tiberias drunten umgibt sich der Fürst mit Frauen und Festen. Ich bin die Tochter eines Herdenbesitzers. Alsmir die Brust wuchs, geschah etwas Dunklesmit mir. Es war, alswäre ich nicht mehr ich selbst. Ich wurde unruhig.

Ich ging umher. Meine Augen flackerten. Ich konnte mich nicht mehr auf etwas Bestimmtes konzentrieren. Die Mutter sprach auf mich ein. Ihr Zureden half nicht. Nachbarinnen wollten mich sehen. Das verschlimmertemeinen Zustand. Damüssen Nachtgeister gewesen sein, böse Augen, verwünschende Gedanken. Ich wurde immer verstörter. Die Leute sagten, ich sei von bösen Geistern besessen. Ich konnte nicht heiraten.Mein Vater wolltemich keinemMann zeigen. Die Zurückstellung fraß in mich hinein. Sie sonderte mich aus. Ich zog mich immer weiter in das zurück, was von mir übrig war. Niemand konnte helfen.

Eines Tages kam der Wanderprediger Jeschua durch unser Dorf. Er war auf dem Weg zu den Sieben Quellen. Am Hang oberhalb des Ufers versammelten sich Männer vom See, um ihn zu hören. Ich machte mich auf den Weg. Etwas abseits lagerten sich auch Frauen. Vertreiben, dachte ich, werden sie dich nicht. Ich setzte mich zu ihnen ins Gras. Einige schauten mich von der Seite an. »Ist das nicht diese Mirjam«, sagten sie, »die ganz Magdala durcheinander bringt?« Ich war die Gemeinte. Die Verstörte war ich, mir selbst fremd. Niemand wollte mich in seiner Nähe. Ich wurde immer verzagter und konnte am helllichten Tag schreien. Die Eltern waren ratlos.

Meine Brüder, von denen mir einer zu nahe gekommen war, nahmen Abstand. Sie redeten nicht mehr mit mir. Sie schauten mich nicht mehr an. Ich wurde die Ausgeschlossene. Das machte meinen Zustand schlimmer. Keiner konnte mich verstehen. Was suchte ich bei dem Wanderprediger? Ein Wort? Seine Botschaft? Meine Heilung? Jeschua ließ seinen Blick über die Versammelten gleiten. Er sah die Menschen an, wartete, bis die Menge sich beruhigte. Dann sprach er vom Reich Gottes. Die Männer hörten gespannt zu. Einige verzogen ihre Mienen. Andere zeigten Erstaunen. Sie dachten, wenn sie vom Reich Gottes hörten, an König David. Ein paar Gruppen meinten, sie müssten gegen die Römer aufstehen. Jeschua gab zu verstehen, dass das Reich Gottes nicht mit äußeren Erscheinungen daher komme. Es habe mit dem Hören seiner Person zu tun. Das Reich Gottes dringe in unsere Seele.

Herüberblickend zu uns Frauen, sagte er, auch Frauen hätten Zugang zum Reich Gottes. Das hatten wir noch nie gehört. Seine Rede erregte mich. Ich erzitterte, es bebte in mir. Ich hörte, wie eine Frau sagte: »Die Verrückte zittert wieder.« Ja, aber es war wegen Jeschua, was er gesagt hatte vom Reich Gottes. Ich glaube, er hatte bemerkt, wie ich ergriffen wurde.

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