Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung

Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung

 

 

 

von: Rudolf Tippelt, Aiga von Hippel

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN: 9783531918341

Sprache: Deutsch

1068 Seiten, Download: 6382 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung



Geschichte der Erwachsenenbildung (S. 25)

1 Sichtung und Gewichtung

Wer immer eine Geschichte der Erwachsenenbildung darzustellen unternimmt, steht vor der Frage ihrer Abgrenzung. Indes wird die Vergangenheit je nach Sichtweise immer unterschiedlich gewichtet werden. Dass bewusst oder unbewusst Selektives dabei heraus kommt, lässt sich nicht vermeiden. Umso wichtiger ist es, die gewählte Perspektive, von der das vermittelte Geschichtsbild bestimmt ist, deutlich zu benennen.

Wenn Einschränkungen unumgänglich sind, dann wird sich dies auch auf die Frage der zeitlichen Abgrenzung beziehen, also darauf, wie weit in die Vergangenheit zurück gegangen wird. Im Falle eines einleitenden Überblicks, wie er hier für ein Handbuch zu geben ist, liegt es nahe, sich an die Aufmerksamkeitsschwerpunkte der Sekundärliteratur zu halten.

Diese aber fragt, wenn nicht besondere Forschungsinteressen vorliegen, nach den Kontinuitätslinien und nach den Widersprüchen zur gegenwärtigen Situation. Darin ist es begründet, dass die Auseinandersetzung der Erwachsenenbildung mit ihrer Geschichte gemeinhin bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückreicht. Zwar bleibt damit Bedeutendes aus der Bildungsgeschichte ausgespart, aber mit dem Aufkommen einer bürger lichen Kultur war eine sozialgeschichtliche Konstellation gegeben, mit der ein in die Breite wirkendes Anregungspotential für die Bildung Erwachsener entstand.

Für sie sind die dreifach gerichteten und miteinander verflochtenen Intentionen der Aufklärung – qualifizierte Arbeitsbewältigung, kulturelle Selbstfindung, gesellschaftliche Mitgestaltung – bis auf den heutigen Tag maßgebend geblieben. Daran haben veränderte Lebens be din gun gen und kontroverse Diskussionen über Aufgabenverständnisse nichts geändert. Sich auch hier an den üblich gewordenen Anfangszeitpunkt zu halten, gebietet allein schon der für diesen Aufriss zur Verfügung stehende Raum. So zu verfahren erscheint aber auch im Hinblick auf die Funktion des Beitrags angebracht.

Er soll ja für die folgenden Darstellungen zur aktuellen Lage eine historische Folie bieten. Es kann also nicht um das Herausstellen des Eigenwerts einzelner geschichtlicher Erscheinungen gehen, sondern um ihren Beitrag für das Verständnis des Gewordenseins. Damit ist immer die Gefahr verbunden, Geschichte für aktuelle Zwecke zu instrumentalisieren.

Falle der Erwachsenen bildung war die Neigung stark verbreitet, die jeweils jüngste Vergangenheit mit zurechtgerückten Gegenbildern zu verstellen. Generell allerdings lässt sich sagen, dass zu keiner Zeit der Stellenwert von Erwachsenenbildung, der bei gesellschaftlichen Analysen und in programmatischen Äußerungen hervorgehoben wird, in der politischen Realität anerkannt worden ist.

Wovon berichtet werden kann, verstand sich nie von selbst, obwohl von denen, die sich für die veranstaltete Bildung Erwachsener engagierten, diese immer als Antwort auf eine gesellschaftliche Lage, als Herausforderung in einem histori schen Prozess verstanden worden ist. Mit diesem Selbstverständnis ist zugleich eine Orientierungskategorie für die Darstel lung geschichtlicher Zusammenhänge der Bemühungen um Erwachsenenbildung genannt.

Das Denkmuster von Frage und Antwort erscheint so als problemangemessener Zugang für das Aufarbeiten ihrer Vergangenheit. Dabei trägt die Quellenlage dazu bei, das orga nisierte gegenüber dem mitgängigen Lernen zu betonen. Ein gewisser Ausgleich soll dafür im Folgenden mit dem Berücksichtigen des Lesens als Lern- und Bildungsprozess geboten werden. Indes steht auch dieser Akzent im Kontext dessen, was durch Forschung bislang geleistet ist.

Im Übrigen wird die gemeinsame Grundlage und die Ausdifferenzierung der drei vorab genannten Bildungsmotive bei der folgenden historischen Skizze zu berück sich tigen sein. Dabei lässt der Blick auf die genannte Zeit eine Wellenbewegung des Auf schwingens und Abklingens erkennen. So endeten die Impulse der Aufklärung teils in den Wirren der Französischen Revolution, teils in der Epoche der Restauration. Neue Höhe punkte sind in der Zeit des Vormärz und zur Jahrhundertwende vor dem 1. Weltkrieg zu beobachten. Nach diesem, in der Weimarer Republik, zeigte sich wieder, wie sehr Erwachsenenbildung an Demokratisierungstendenzen gebunden ist.

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