Frühförderung behinderter Kleinkinder - Grundlagen, Diagnostik und Intervention

Frühförderung behinderter Kleinkinder - Grundlagen, Diagnostik und Intervention

 

 

 

von: Klaus Sarimski

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2009

ISBN: 9783840920790

Sprache: Deutsch

243 Seiten, Download: 3033 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Frühförderung behinderter Kleinkinder - Grundlagen, Diagnostik und Intervention



5 Kinder mit kognitiven Entwicklungsstörungen (S. 76-77)

Zusammenfassung:
Kinder mit kognitiven Entwicklungsstörungen - z. B. Kinder mit Down-Syndrom - zeigen weniger Eigeninitiative und Ausdauer im Spiel und haben Probleme bei der Koordination von Aufmerksamkeitsprozessen sowie der Informationsverarbeitung. Im gemeinsamen Spiel entstehen seltener Momente von geteilter Aufmerksamkeit, in denen das Kind etwas mitteilt, was es interessiert oder wünscht. Mit den eingeschränkten kommunikativen Fähigkeiten der Kinder geht ein erhöhtes Risiko einher, dass die Eltern einen direktiven, wenig responsiven Interaktionsstil entwickeln, der die Entwicklung zusätzlich hemmt. Förderprogramme zum üben einzelner Fertigkeiten können die Entwicklung unterstützen, die Entwicklungsretardierung aber nicht kompensieren. Langzeitstudien sprechen dafür, dass der Qualität der Eltern-Kind- Beziehung eine große Bedeutung für den Entwicklungsverlauf zukommt.

Antonia, 2 Jahre alt, ist ein Mädchen mit Down-Syndrom. Sie beschäftigt sich gern mit einfachen Spielsachen und hat gerade begonnen, das Füttern ihrer Puppe als Lieblingsbeschäftigung zu entdecken. Im gemeinsamen Spiel mit der Mutter hat sie wenig Ausdauer, sobald ihr etwas nicht sofort gelingt, sucht sie Hilfe. Die Mutter versucht sie intensiv anzuleiten, indem sie ihr viele Dinge zeigt, die man mit Spielsachen machen kann, und ihr häufig Vorschläge macht und Aufforderungen stellt. Antonia lässt sich aber selten dazu bewegen, diese Vorschläge aufzugreifen.

In diesem Kapitel sollen die Forschungsergebnisse zu Kindern mit kognitiven Entwicklungsstörungen vorgestellt werden, die bereits in den ersten Lebensjahren erkennbar sind. Dazu gehören vor allem Entwicklungsstörungen, die auf genetische und andere pränatale Schädigungen zurückzuführen sind und bereits unmittelbar nach der Geburt oder wenig später diagnostiziert werden (können).

Entwicklung unter der Bedingungen einer beeinträchtigten Hirnreifung bedeutet generell eine langsamere Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, eine reduzierte Kapazität des Gedächtnisses ("Arbeitsspeichers",), welche die Verarbeitung komplexer (simultan oder sequentiell zu erfassender) Informationen erschwert, und eine eingeschränkte Fähigkeit zur Planung und Steuerung von Aufmerksamkeitsprozessen und zielgerichteten Handlungen. Es kommt entweder zu einer allgemeinen Entwicklungsverlangsamung (harmonisches Entwicklungsprofil) oder zu dissoziierten Entwicklungsprofilen, bei denen die einzelnen Fähigkeitsbereiche unterschiedlich stark betroffen sind.

5.1 Frühentwicklung von Kindern mit Down-Syndrom

5.1.1 Motorische Entwicklung

Die motorische Entwicklung von Kindern mit Down-Syndrom ist durch eine allgemeine Hypotonie verlangsamt. So liegt der Zeitpunkt, zu dem Kinder mit Down-Syndrom eine stabile Kopfkontrolle erreichen, bei 5 Monaten. Selbstständiges Sitzen wird

im Mittel mit 9 Monaten, freies Laufen frühestens mit 19 Monaten erreicht. Auch feinmotorische Fertigkeiten werden später erworben. Das Stapeln von Bausteinen gelingt z. B. im Durchschnitt erst mit 20 Monaten (Cunningham, 1982). Bei allen genannten Entwicklungsschritten ist die individuelle Variabilität beträchtlich. Der Unterschied zum Entwicklungsverlauf nicht behinderter Kinder ist in den ersten 6 Monaten geringer, wird aber dann - vor allem bei den Aufgaben, die Haltungs- und Gleichgewichtskontrolle erfordern - deutlicher. Das Entwicklungstempo im motorischen Bereich ist etwa halb so schnell wie das Entwicklungstempo nicht behinderter Kinder (Rauh, 1992)."

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