Freiwilliges Engagement als Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter: Eine explorative Untersuchung zu konzeptionellen Konsequenzen in der Jugendarbeit

Freiwilliges Engagement als Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter: Eine explorative Untersuchung zu konzeptionellen Konsequenzen in der Jugendarbeit

 

 

 

von: Christian Thiel

Diplomica Verlag GmbH, 2012

ISBN: 9783842812710

Sprache: Deutsch

145 Seiten, Download: 8323 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Freiwilliges Engagement als Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Jugendalter: Eine explorative Untersuchung zu konzeptionellen Konsequenzen in der Jugendarbeit



Textprobe: Kapitel 3.3.3, Entwicklung der Anstrengungsbereitschaft und Schulfreude: Die Bildungssysteme sind darauf ausgelegt, Schüler entsprechend ihrer Leistungsergebnisse zu selektieren. Diese erfolgt durch die sich wiederholende schriftliche und mündliche Leistungserbringung, darauf bezogene Bewertungen usw. Um gute Leistungen zu erbringen, sind in der Schule '[...] Merkmale wie Anpassung, Ausdauer, Rationalität, Selbstdisziplin, Anstrengungsbereitschaft, Sorgfalt, Strebsamkeit und Stetigkeit [...]' nötig. Etwas überspitzt werden mit Jugendlichen Verhaltensweisen und Eigenschaften wie 'Spontaneität, Impulsivität, Unausgeglichenheit, Flatterhaftigkeit, Desorganisiertheit, Stimmungslabilität, Gegenwartsorientierung, Lustorientierung, Emotionalität [...]' verbunden. Zudem entstehen durch die körperlichen, psychischen und kognitiven Änderungsprozesse eine Reihe neuer Erfahrungsmöglichkeiten. Die veränderte Wahrnehmung des Körpers, erste Kontakte mit dem anderen Geschlecht, Kontakte zu Gleichaltrigengruppen, die Veränderungen in den Beziehungen zu den Eltern etc. führen zu aktuellen Problemlagen, die von den Jugendlichen bewältigt werden müssen. Diese Aufgaben haben für die Jugendlichen eine hohe Priorität, sie verbrauchen Aufmerksamkeit und Zeit, welche nicht mehr für die Schule zur Verfügung steht. Die Inhalte und Themen, die zur Erreichung zukünftiger Abschlüsse in der Schule bearbeitet werden müssen, haben keinen Bezug zur aktuellen Lebenslage der Jugendlichen. Der Interessenkonflikt zwischen schulischen Anforderungen, jugendlichen Verhaltensweisen und der mangelnde Bezug zu aktuellen Entwicklungen '[...] macht das Dilemma der Schule aus' und führt dazu, dass Schule zum 'lästigen, nervigen, zeitraubenden 'Störfaktor', der von dem, was eigentlich ansteht, was alles persönlich wichtig und bedeutsam erlebt wird, eher ablenkt und unangemessen viel Zeit und Energie kostet'. Jugendliche gewichten in der Pubertät zwischen den schulischen und außerschulischen Interessen. Die außerschulischen Interessen treten dabei in den Vordergrund. Die geschilderten Entwicklungen haben Einfluss auf die Anstrengungsbereitschaft und die Schulfreude im Jungendalter. Während Kinder gerne lernen und neugierig sind, nimmt die Schulfreude bereits im Laufe der Kindheit und speziell in der Jugend ab. Und zwar nachweisbar von Jahr zu Jahr. Der Rückgang ist vom geschlechtsspezifisch und fächerspezifisch. Einen deutlichen Rückgang findet die Lernfreude beim Übergang vom 6. ins 7. Schuljahr. Auch die Anstrengungsbereitschaft der Jugendlichen findet einen kontinuierlichen Rückgang von der 6. bis zur 9. Klasse. Disziplinarisch auffälliges Verhalten steigt, gerade bei Jungen, an. Auch die Leistungsbereitschaft fällt mit dem Eintritt in die 7. Schulklasse. Eine ausgeprägte Leistungsbereitschaft ist insofern wichtig, dass sie auf einen risikoarmen Entwicklungspfad führt. Eine schwach ausgeprägte Leistungsbereitschaft kann zu einer risikoreichen Entwicklung führen. Zudem fühlen sich Jugendliche in der Schule weniger wohl. Bei einer Befragung von Fend sank die Zahl derjenigen Schüler, welche sich 'sehr' oder 'ziemlich wohl' fühlten zwischen dem 6. bis zum 10. Schuljahr von 69,6% auf 40,3% ab, die Zahl der Schüler, welche sich 'gar nicht' oder 'wenig' wohl fühlten stieg von 7,1% auf 19,6% an. In der Shell Studie 2002 wurden ähnliche Ergebnisse festgestellt. Etwa ein Drittel der befragten Schüler gehen 'gerne' oder 'sehr gerne' zur Schule, ein Fünftel ging 'ungern' zur Schule. Die Abneigung der Hauptschüler gegen die Schule ist doppelt so hoch wie die der Gymnasiasten. Die Gründe für die abnehmende Schulfreude und die Leistungsbereitschaft sind der Widerspruch zwischen den starken Autonomieanstrengungen Jugendlicher und der reglementierenden sowie kontrollierenden Lernumgebung der Schule. Weitere Gründe sind ein Lebens- und Selbstwertkrisen, welche von Selbstwertzweifel, Versagensängsten, Konzentrationsbeschwerden und Lernblockaden begleitet werden sowie belastende Biographierfahrungen, welche die Fähigkeit einschränken, angemessen mit schulischen Herausforderungen umzugehen.

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