Kindesvernachlässigung: Wahrnehmen, Verstehen, Handeln im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe

Kindesvernachlässigung: Wahrnehmen, Verstehen, Handeln im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe

 

 

 

von: Diana Hahn

Diplomica Verlag GmbH, 2011

ISBN: 9783836646673

Sprache: Deutsch

163 Seiten, Download: 3999 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Kindesvernachlässigung: Wahrnehmen, Verstehen, Handeln im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe



Textprobe: Kapitel 5, Mögliche Folgen von Vernachlässigung: So vielseitig und vielschichtig Vernachlässigungsformen sein können, so mannigfach und komplex können die Folgen davon sein. Im vorherigen Verlauf dieser Arbeit wurde des Öfteren bei der Erläuterung einiger Vernachlässigungsformen auch ihre Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung (Folgen) thematisiert. Hier findet man nun viel mehr eine Ergänzung bzw. eine komplettierte Zusammenfassung. Es ist wichtig in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass es abhängig von der Intensität und/oder Häufigkeit bzw. Dauerhaftigkeit der Vernachlässigung auf allen Entwicklungsebenen des Kindes ist, welche zu erheblichen Defiziten bis hin zu bleibenden Schäden führen kann. Die Folgen sind umso gravierender, je jünger das Kind ist. 5.1, Körperliche Symptome und Fehlentwicklungen: Die körperlichen Anzeichen einer möglichen Vernachlässigung sind auf die Mangel- oder Fehlernährung zurückzuführen. Untergewicht, Übergewicht und Minderwuchs sind deutliche Folgen davon. Aufgrund unzureichender Vitaminenzufuhr kann es z.B. zu schwerster Rachitis (Knochenerweichung aufgrund von Vitamin-D-Mangel), Intelligenzhemmung (durch Eiweiß- und Vitamin-B-Mangel) oder Anämie (Blutarmut durch mangelnde Einsenzufuhr) kommen. Durch das geschwächte Immunsystem besteht eine hohe Infektanfälligkeit, d.h. das Kind leidet häufig an Allergien, Atemwegserkrankungen (insbesondere Bronchitis, Asthma und Pseudokrupp/Krupphusten, Lungenentzündung), Ohrenerkrankungen, Hauterkrankungen etc. Eine falsche oder unzureichende Ernährung kann dazu beitragen, dass das Kind eine gestörte Routine beim Essen, Trinken und Verdauen entwickelt und dies eine konstitutionell-psychische Entwicklungsverzögerung zur Folge hat. So ist das Einnässen (Enuresis) und Einkoten (Enkopresis) auch bei älteren Kindern, obwohl diese aufgrund des Alters/Reife ihre Ausscheidungsorgane steuern könnten, keine Seltenheit. Einige Kinder weisen schwere Ernährungsstörungen auf, in Form von beständiger Angst nicht genügend Essen zu erhalten und verhungern zu müssen. Verhungern kann das Kind im schlimmsten Fall tatsächlich, denn bei ungenügender Kalorienzufuhr ist der Körper gezwungen sich dem Nährstoffmangel anzupassen (Hungeradaptation) und verlangsamt den Stoffwechsel, um 10 - 20 % der ursprünglichen Funktion. Als nächste Maßnahme werden die kurzfristig zur Verfügung stehenden Energiereserven in Anspruch genommen. Nach dem Verbrauch des Glykogens ('Stärke') aus der Leber, Nieren und den Muskeln kommt es zu Eiweißverlust, d.h. u.a. Muskelabbau. Ein länger anhaltender Nahrungsmangel kann zum völligen Kräfteverfall führen (Kachexie). Hält der Zustand der Kachexie längere Zeit an, so kommt es dann - etwa wenn ein Drittel bis die Hälfte des gesamten Körpereiweißes abgebaut ist - zum Tode durch Verhungern. Die Fokussierung körperlicher Symptome einer Vernachlässigung basierend auf Mangel- oder Fehlernährung stützt sich hauptsächlich auf den Inhalt des Buches 'Vernachlässigte Kinder' von K. Gellert (2007). Und auch der nächstfolgende Abschnitt gibt die Hauptinhalte ihres Beitrags wieder. Körperliche Vernachlässigung findet nicht nur in Form von unzureichender oder falscher Ernährung statt, sondern auch in Form von mangelnder Hygiene. Viele Kinder, die an Vernachlässigung leiden, fallen bei zahnärztlichen Untersuchungen durch deutliche Schäden an den Zähnen (erhöhten Kariesbefall) und Zahnfleisch (Zahnfleischentzündungen/Gingivitis) auf. Als Ursachen sehen Fachleute mangelnde Mundhygiene oder eine einseitige und falsche Ernährung (zuckerreiche Nahrung). Erkrankungen im Mundraum können sich zu ernsthaften Infektionen im Körper entwickeln. Doch auch fehlende Hygiene des gesamten Körpers kann zahlreiche Infektionen/Krankheiten durch pathogene Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Viren, Parasiten) verursachen, wie z.B. Pilzbefall der Haut und Atemwege, Warzen, Herpes, Allergien, sowie Durchfall und Erbrechen. Mangelnde Hygiene bei Säuglingen kann auch bedeuten, dass die Windeln unzureichend gewechselt werden und das Kind einem ständigen Kontakt mit Exkrementen und Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Dabei können akute Entzündungen der Haut, wie z.B. Windeldermatitis (Windelpilz) entstehen. Betroffen sind die Hautareale, die von der Windel bedeckt sind, also Gesäß, äußere Geschlechtsorgane, Leistenregion und Oberschenkel. Windeldermatitis kann aber auch die Folge einer Krankheit sein, muss demnach nicht zwingend die Ursächlichkeit einer Vernachlässigung haben. Permanenter Kontakt mit ausgekühlter Feuchtigkeit (nasser Bettbezug, nasse Bekleidung) birgt die Gefahr einer Unterkühlung des Säuglings/Kleinkindes. Im Winter, bei schlechter Witterung, wenn das Kind unangepasst bekleidet oder das Kinderzimmer nicht beheizt wird, kann das Kind nicht nur an Unterkühlung erkranken sonder auch daran sterben. Viele gebrechliche Familien mit erhöhter Vernachlässigungstendenz, gekennzeichnet von Arbeitslosigkeit, Armut und Verwahrlosung, sind meist in renovierungs- und sanierungsbedürftigen (Sozial-)Wohnungen zu finden. Die oft damit verbundenen unhygienischen Wohnverhältnisse (hohe Luftfeuchtigkeit, Schimmelbefall, Ungeziefer) bieten Krankheitserregern bzw. -überträgern (Schaben, Fliegen und Flöhe) einen idealen Lebensraum und erhöhen somit die Gefahr einer ernsthaften Infektion/Erkrankung.

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