Selbstverletzendes Verhalten - Erscheinungsformen, Ursachen und Interventionsmöglichkeiten (Klinische Kinderpsychologie, Band 9)

Selbstverletzendes Verhalten - Erscheinungsformen, Ursachen und Interventionsmöglichkeiten (Klinische Kinderpsychologie, Band 9)

 

 

 

von: Franz Petermann, Sandra Winkel

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2009

ISBN: 9783840922015

Sprache: Deutsch

251 Seiten, Download: 1297 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Selbstverletzendes Verhalten - Erscheinungsformen, Ursachen und Interventionsmöglichkeiten (Klinische Kinderpsychologie, Band 9)



Kapitel 8

Prävention und Behandlung
(S. 175-176)

Selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen im Kontext psychischer Störungen und selbstverletzendes Verhalten bei geistiger Behinderung beruhen auf unterschiedlichen Ursachen und werden auf unterschiedliche Weise aufrechterhalten, wie in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt wurde. Die Behandlung der Störung erfordert daher eine an die jeweilige Zielgruppe angepasste Herangehensweise. In den folgenden Abschnitten werden verschiedene Präventions- und Behandlungsstrategien für selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen und für Kinder mit geistiger Behinderung vorgestellt.

8.1 Prävention

Selbstverletzendes Verhalten im Jugendalter lässt sich in vielen Fällen auf Ursachen in der Kindheit zurückführen. Selbstverletzendes Verhalten bei geistiger Behinderung beginnt bereits im frühen Kindesalter. Maßnahmen zur Prävention der Störung müssen daher bei beiden Gruppen möglichst früh zum Einsatz kommen. In den folgenden Abschnitten werden Möglichkeiten vorgestellt, um der Entstehung des Störungsbildes von Kindheit an vorzubeugen.

8.1.1 Prävention selbstverletzenden Verhaltens bei Jugendlichen

Bei selbstverletzendem Verhalten im Jugendalter handelt es sich um eine schwere, chronische, sehr belastende und nur unter großen Schwierigkeiten therapierbare Störung. Angesichts der großen Belastung, die diese Störung sowohl für die betroffenen Jugendlichen als auch für ihre Angehörigen, insbesondere Eltern und enge Freunde, darstellt, erscheint die Frage von Bedeutung, ob und wie bereits der Entstehung dieser Störung vorgebeugt werden kann. Einige wesentliche Möglichkeiten der Prävention, die sich bereits im Kindesalter realisieren lassen, sollen im nächsten Abschnitt kurz umrissen werden. Im Anschluss sollen einige weitere Aspekte der Prävention vorgestellt werden, die sich auf die Vorbeugung bzw. die frühe Identifikation der beginnenden Störung im Jugendalter beziehen.

Prävention von Missbrauch. Wie in Kapitel 5 dargestellt wurde, lassen sich die Ursachen für die Entwicklung von selbstverletzendem Verhalten zumeist bis in die Kindheit der Betroffenen zurückverfolgen. Die Tatsache, dass traumatische Ereignisse wie körperliche Misshandlung und sexueller Missbrauch zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung von selbstverletzendem Verhalten gehören, weist darauf hin, dass in der Verhütung solcher Ereignisse ein Präventionsansatz besteht. Das Risiko eines sexuellem Missbrauchs von Kindern kann durch eine entsprechende Aufklärung und Erziehung verringert werden (z. B. Blattmann, 2004, Wanzeck-Sielert, 2004). Kleine Kinder müssen wissen, dass sie das Recht besitzen, körperliche Annäherungen von bekannten und fremden Erwachsenen zurückzuweisen. Sie müssen wissen, wie sie sich zur Wehr setzen und wem sie sich anvertrauen können, wenn etwas passiert ist. Auch wenn ein Missbrauch stattgefunden hat, kann eine frühzeitige Intervention dazu beitragen, die Entstehung langfristiger emotionaler Störungen zu verhindern. Eltern, Erzieher sowie Lehrer sollten daher über die Anzeichen im Verhalten der Kinder aufgeklärt werden und darüber informiert werden, was sie in einem Verdachtsfall unternehmen können (vgl. z. B. Saller, 1987).

Förderung der emotionalen Kompetenzen. Ein weiterer wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung von selbstverletzendem Verhalten besteht im mangelhaften Erwerb von Strategien zur Emotionsregulation und -bewältigung. Fehlen diese Strategien, so wird bei sozialen Belastungen im späteren Leben auf dysfunktionale Strategien wie selbstverletzendes Verhalten zurückgegriffen, um belastende Ereignisse zu bewältigen. Eine indirekte Möglichkeit der Prävention im Kindesalter besteht daher in der Förderung der Entwicklung emotionaler Kompetenzen, was zum Beispiel im Rahmen von Trainings mit der Familie oder Schulungen der Eltern stattfinden kann (vgl. Petermann &, Wiedebusch, 2008). Emotionale Kompetenzen (insbesondere die Fähigkeit zur Emotionsregulation) schützen vor der Entwicklung von emotionalen Störungen, was das Risiko für selbstverletzendes Verhalten reduziert.

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