Ratgeber Posttraumatische Belastungsstörung. Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher (Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 12)

Ratgeber Posttraumatische Belastungsstörung. Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher (Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 12)

 

 

 

von: Rita Rosner, Regina Steil

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2008

ISBN: 9783840918193

Sprache: Deutsch

57 Seiten, Download: 887 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Ratgeber Posttraumatische Belastungsstörung. Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher (Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 12)



12 Wie können Lehrer helfen? (S. 44-45)

Vieles von dem, was für Eltern und Bezugspersonen gilt, kann in den schulischen Alltag übertragen werden. Auch hier gilt, dass wichtig ist, wie lange das Ereignis zurück liegt, und ob der Lehrer/die Lehrerin selbst davon betroffen ist. Lehrer sind relativ häufig von traumatischen Ereignissen betroffen. Ein Teil der Ereignisse betrifft die Schule direkt und damit die Lehrer ganz unmittelbar, z. B. Unfälle oder Bedrohungslagen in der Schule, ein Teil davon betrifft sie eher indirekt, wie Unfälle, Suizide, Gewalttaten, Krankheit und Tod von Schülern und ihren Angehörigen. Immer dann, wenn sich Schüler innerlich mit traumatischen Ereignissen und ihren Folgen beschäftigen, kann dies Auswirkungen auf ihr Verhalten in der Schule haben. Betrifft ein Ereignis den Lehrer selbst, hat die Lehrkraft zugleich eine Vorbildfunktion für den Umgang mit dem Ereignis und dessen Bewältigung. Daher gilt es, in der Zeit direkt nach einem traumatischen Ereignis Ruhe zu bewahren, Sicherheit zu vermitteln, Unterstützung und Aufmerksamkeit zu geben. Schüler und auch Lehrer haben ein großes Informationsbedürfnis nach einem Ereignis. Diese Suche nach Informationen soll letztendlich auch wieder Sicherheit herstellen, indem die Situation so gut wie möglich geklärt wird. Das Geben und Austauschen von Informationen nach einem Ereignis gehört also dazu. Aber hierin besteht auch eine Gefahr:
So kann es sein, dass einige Schüler mehr wissen als andere bzw. ein Geschehen „blutig“ ausschmücken. Eine Besprechung dieser Details in der Gruppe ist nicht hilfreich, da es die Gefahr birgt, bei ursprünglich nicht so stark betroffenen Mitschülern Wiedererlebens- und Belastungssymptome hervorzurufen. Informationen sollten also so knapp wie möglich sein und sich im Wesentlichen auf das weitere Umgehen mit dem Geschehenen beschäftigen, also z. B. dem Planen einer Trauerfeier oder der Unterstützung für ebenfalls Betroffene oder Freunde. Darüber hinaus sollten Lehrer als Gesprächspartner für Schüler zur Verfügung stehen und ihnen Zeit geben, sich mit der neuen Situation auseinander zu setzen. Es ist weder sinnvoll, jemand zu einem Gespräch zu drängen, noch ein Gespräch zu vermeiden. Falls Lehrer selbst betroffen sind, ist es einerseits wichtig, dass die Schulleitung diese Lehrkraft unterstützt, andererseits sollten Lehrer sich selbst mit einer möglichen eigenen Symptomatik auseinandersetzen und gegebenenfalls professionelle Hilfe suchen. Im weiteren Verlauf sollten Lehrer ein besonderes Augenmerk auf das Verhalten traumatisierter Kinder und Jugendlicher haben. Verhaltensän derungen in der Zeit seit dem Trauma sind dabei besonders wichtig. Um Beobachtungen abzusichern, kann es sinnvoll sein, mit anderen Lehrern und Eltern zu sprechen. Leistungsabfälle sind angesichts der innerlichen Beschäftigung mit dem traumatischen Ereignis und seiner Folgen zu erwarten und sollten zunächst nicht überbewertet werden. Wenn sich Verhaltensänderungen und Leistungsabfall nach einigen Wochen nicht bessern, sollte mit den Eltern eine weitere mögliche professionelle Hilfe angedacht werden. Die Einbindung von Schulpsychologen ist bereits zu einem frühen Zeitpunkt sinnvoll. In der Folge der Aufsehen erregenden Amokläufe an Schulen, die eine besonders schwerwiegende Form eines traumatischen Ereignisses darstellen, haben sich Schulpsychologen in vielen Bundesländern auf diese Thematik spezialisiert und geben eigene Informationsbroschüren und Materialien heraus. Ein Beispiel dafür ist der Leitfaden „Führung und Verantwortung bei schulischen Krisen“ (Englbrecht et al., 2008).

13 Wie können sich Kinder und Jugendliche selbst helfen?

Generell gilt, dass es in der ersten Zeit nach einem Ereignis sinnvoll ist, einen normalen Tagesablauf mit den alltäglichen Routinen beizubehalten. Auch wenn es banal erscheint, Essen, Trinken und Schlafen sind wichtig, um den Körper nicht noch weiter aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Rückkehr in den Alltag gibt Sicherheit. Es ist also sinnvoll, in die Schule zu gehen oder seinen Hobbies nachzugehen, auch wenn das im Moment keinen Spaß macht und als Belastung erscheint. Besonders hilfreich ist es, Zeit mit Personen zu verbringen, die man gern hat und die einem Trost und Unterstützung geben können. Das können Eltern und Großeltern, aber auch Freunde und Lehrer sein. Angenehme Dinge, wie etwa Sport treiben, spazieren gehen, lesen, Musik hören, Tagebuch schreiben usw., können einem die Rückkehr in den Alltag erleichtern. Viele Menschen erleben es als hilfreich, über das Ereignis und die eigenen Gefühle zu sprechen. Dabei kann man erleben, dass sich die Gefühle beim Erzählen manchmal ändern. Das gehört zur Verarbeitung eines traumatischen Ereignisses dazu. Wenn man über mehrere Tage hinweg das Gefühl hat, neben oder über sich zu stehen, oder die Umwelt als unwirklich zu erleben, gleichzeitig die körperliche Übererregung nicht nachlässt und auch die Wiedererlebenssymptome nicht weniger werden, sollte man professionelle Hilfe suchen.

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