Wenn Eltern zu viel trinken - Hilfen für Kinder und Jugendliche aus Suchtfamilien

Wenn Eltern zu viel trinken - Hilfen für Kinder und Jugendliche aus Suchtfamilien

 

 

 

von: Martin Zobel (Hrsg.)

BALANCE buch + medien verlag, 2008

ISBN: 9783867397278

Sprache: Deutsch

244 Seiten, Download: 2445 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Wenn Eltern zu viel trinken - Hilfen für Kinder und Jugendliche aus Suchtfamilien



Die Situation der Kinder in alkoholbelasteten Familien (S. 42-41)

Martin Zobel

In einer Familie mit einem Alkoholproblem kann sich kein Mitglied dem Geschehen entziehen, da die Abhängigkeit eines Elternteils das tägliche Leben der Familie grundlegend verändert. Die Kinder erleben den trinkenden Elternteil extrem gegensätzlich: Der im nüchternen Zustand fürsorgliche und liebevolle Vater kann unter Alkohol jede Beherrschung verlieren und sein Kind grundlos verurteilen und schlagen. Fürsorge und Versprechungen auf der einen Seite gehen einher mit Desinteresse und Ablehnung auf der anderen.

Ein Wechselbad der Gefühle

Häufig haben die Kinder den Eindruck, es mit zwei Vätern oder zwei Müttern zu tun zu haben, da die jeweiligen Reaktionen des nüchternen Vaters oder der nüchternen Mutter überhaupt nicht zu denen des betrunkenen Vaters oder der betrunkenen Mutter passen. Die Einstellung des trinkenden Elternteils zu seinen Kindern lässt sich prinzipiell in wenigen Worten zusammenfassen: Sie interessieren ihn im Grunde kaum. Eher stören sie, machen Arbeit und Ärger. Je nach Höhe des Alkoholspiegels straft oder lobt der Abhängige seine Kinder für dasselbe Verhalten. Wenn er sich ihnen dennoch zuwendet, dann in erster Linie, um für sich Zuwendung zu bekommen, und nicht, um ihnen Zuwendung zu geben. Ihn interessiert vor allem eines: der Alkohol.

Die Kommunikation des abhängigen Elternteils ist entsprechend widersprüchlich im Sinne von »Ich liebe dich« einerseits 43 und »Jetzt lass mich in Ruhe« andererseits. Die Kinder werden durch dieses unberechenbare Auftreten extrem verunsichert. Oft suchen sie in ihrem eigenen Verhalten den Grund für die Überreaktion des Abhängigen. So versuchen sie, sich den widersprüchlichen Erwartungen des Abhängigen anzupassen, und verleugnen dabei ihre eigenen Gefühle.

Da Alkohol in diesen Familien meist ein Tabuthema darstellt, dürfen sie ohnehin nicht offen über ihre Gefühle reden, wenn sie es doch tun, haben sie Angst, illoyal zu sein. Loyalität – und Scham – halten sie auch davon ab, sich Außenstehenden zu öffnen. Kinder in alkoholbelasteten Familien erfahren häufig neben dem trinkenden Elternteil noch weitere Verwandte als abhängig, insbesondere Onkel und Großväter. Nicht selten ist ein beträchtlicher Teil der Verwandtschaft mehr oder weniger stark suchtgefährdet oder abhängig. Das bedeutet, dass die Kinder auch in der weiteren Verwandtschaft übermäßiges Trinken als »normal« erleben. Oft gibt es in diesen Familien bestimmte unausgesprochene Regeln, die den Familienalltag bestimmen (Wegscheider 1988).

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