Sozialer Raum und Soziale Arbeit - Fieldbook: Methoden und Techniken

Sozialer Raum und Soziale Arbeit - Fieldbook: Methoden und Techniken

 

 

 

von: Frank Früchtel, Wolfgang Budde, Gudrun Cyprian

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2007

ISBN: 9783531906201

Sprache: Deutsch

330 Seiten, Download: 5008 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Sozialer Raum und Soziale Arbeit - Fieldbook: Methoden und Techniken



I Handlungsfeld „Individuum“ (S. 27)

Die auf der Handlungsebene „Individuum“ vorgestellten Techniken und Verfahren gehen vom Einzelfall aus. Das ist die Arbeit mit einzelnen Betroffenen, mit Familien, mit kleinen Gruppen, mit einzelnen Anwohnern, Teilnehmern, Volunteers oder Haushalten.

Soziale Einzelfallarbeit ist professionelles Handeln, das Veränderungen herbeiführt, indem Adressaten und Fachkräfte gemeinsam Ziele und Pläne erarbeiten und umsetzen.

Fallarbeit baut auf dem Wissen und den Erfahrungen von Adressat und Fachkraft auf. Sie beschäftigt sich mit der Veränderung von Verhaltensmustern und mit der Veränderung der auf dieses Verhalten wirkenden Umweltfaktoren. Sie zielt darauf, Kompetenzen und Spielräume von Menschen zu nutzen und zu vergrößern, ihren Zugang zu Ressourcen zu erweitern sowie ihre Macht als Betroffene zu steigern.

Ansatzpunkte von Fallarbeit sind einerseits die subjektiven Lebensstile, Weltsichten, Erfahrungen, Erwartungen und der Wille der Adressaten sowie ihre individuelle Ausstattung mit Ressourcen und ihr soziales Netzwerk. Die dargestellten Verfahren und Techniken ermöglichen Adressaten zum einen, sich in ihren Ressourcen und Stärken zu erleben. Zum anderen führen sie Fachkräften vor Augen, dass die Menschen, mit denen sie arbeiten, über vielerlei Ausstattungen verfügen, die für nachhaltige Lösungen genutzt werden können.

Die Techniken liegen auf drei Dimensionen.

1. Einmal geht es darum, überhaupt erst Rahmenbedingungen herzustellen, die strukturelle Unterschiede in der Positionsmacht von Experten und Betroffenen ausgleichen (Empowermentperspektive), denn vielfach leiden Hilfepro-zesse deswegen an Betroffenenbeteiligung, weil die Betroffenen gar nicht erst in die Lage kommen, effektiv mitzureden und mitgestalten zu können.

Die Technik „Heimspiele organisieren“ entwickelt einen Satz von Kriterien und Reflexionshilfen zur Analyse des Arbeits-Settings, in dem Hilfeprozesse ablaufen, und bringt Vorschläge, wie die Position von Betroffenen gestärkt werden kann. Der Verwandtschaftsrat (engl. Family Group Conference) als Verwaltungsverfahren macht Familienangehörige, Verwandte und Freunde bei der Entwicklung von Lösungen konsequent zu Gestaltern und Entscheidern.

Fachkräfte sind dabei nicht die Experten für die Planung von Hilfeleistungen, sondern eher Organisatoren, Informanten und Verhandlungspartner. Der Verwandtschaftsrat aktiviert die Selbsthilfe der privaten Netzwerke sowie der Regeleinrichtungen des Quartiers und stellt insoweit ein „Paradebeispiel“ für ein Verfahren innerhalb eines sozialraumorientierten Konzeptes dar.

2. Die zweite Gruppe von Methoden unterstützt die Herausarbeitung und Nutzung der Stärken und des Willens von Adressaten (Stärkenperspektive). Der Ressourcencheck nimmt einen einzelnen Menschen in den Blick und macht ihn mit einem Stärken-Brainstorming eigens ausgewählter Netzwerkpersonen „stark“. Der Ressourcencheck ist eine Ergänzung oder Alternative für herkömmliche Bedarfsfeststellungen und Diagnosen. Er bringt einen konsequenten und systematischen Stärkenblick zur Anwendung und stellt jede Hilfeplanung auf Ressourcensicht und -nutzung ein. Der Satz von Techniken, die unter „Arbeit mit dem Willen“ zusammengefasst wurden, beschäftigt sich mit der Erarbeitung des Willens der Betroffenen und mit dessen „Übersetzung“ in machbare Ziele.

3. Die dritte Methodengruppe schließlich erweitert die Sicht dessen, was der Fall ist, auf das soziale Umfeld und das Soziale Kapital von Betroffenen (Netzwerkperspektive). Eco-Mapping und Genogrammarbeit als Ressourcensucher richten die Aufmerksamkeit auf die Ressourcen, die in den Netzwerken der Adressaten, in ihren starken und schwachen Beziehungen stecken. Die einzelnen Methoden werden in den folgenden Sequenzen dargestellt: Fallbeispiel, Vorgehen, Anforderungen an die Fachkraft, mögliche Varianten, Material.

1 Heimspiele organisieren

Heimspiel ist eine Metapher aus dem Sportbereich. Es greift die Beobachtung auf, dass Menschen „daheim“, also da wo sie sich am besten auskennen und ihre Verbündeten haben, selbstbewusster und erfolgreicher agieren.

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