Ressourcenaktivierung - Ein Manual für die Praxis
von: Christoph Flückiger, Günther Wüsten
Hogrefe AG, 2008
ISBN: 9783456945781
Sprache: Deutsch
78 Seiten, Download: 371 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
3 Ressourcenaktivierende Strukturinterventionen (S. 39-40)
Wüsten &, Flückiger
Im Folgenden werden therapeutische Interventionen beschrieben, welche ganze Ketten von Ressourcenaktivierungen hervorrufen und Sitzungen strukturieren können. So kann das Erstellen eines Lebenspanoramas eine ganze Sitzung beanspruchen, auch Wunderfragen und das Erarbeiten von Zielen oder eine Imagination erfordern ausreichend Zeit. Wie bei allen Interventionen sind hier jeweils auch nur diejenigen sinnvoll, die an die Fähigkeiten und motivationalen Bereitschaften der Klientinnen oder Klienten anknüpfen. Beispielsweise ist nicht für jede Person, die eine Beratung aufsucht, eine Imagination sinnvoll. Zudem können ressourcenorientierte Strukturinterventionen auch sehr defizitfokussiert durchgeführt werden. Die Methoden wirken in Abhängigkeit von den spezifischen Fallbedingungen und institutionellen Rahmenbedingungen. Die Strukturinterventionen bieten besonders gute Voraussetzungen, im Verlauf des Gesprächs die Aufmerksamkeit der Person auf ihre Ressourcen zu lenken und diese zu vertiefen.
3.1 Lebenspanorama
Um eine gute und gleichzeitig strukturierte Gesprächsatmosphäre herzustellen, eignet sich das Erstellen eines Lebenspanoramas. Ziel ist es, gleichzeitig die Entwicklung von Problemen und Ressourcen kennenzulernen. Es geht einerseits darum, auf dem Hintergrund der individuellen Lernerfahrung mit dem Patienten bzw. Klienten eine schlüssige Erklärung für sein Problem zu finden, andererseits, die Ressourcen mit im Auge zu behalten. Positive Lebensereignisse werden unter diesem Gesichtspunkt besonders hervorgehoben und durch entsprechende Fragen vertieft: «Können Sie mir dieses Ereignis X noch genauer schildern? Wie haben Sie sich damals gefühlt, als Sie X erlebten? Was haben da wohl andere über Sie gedacht? Wie genau haben Sie das erreicht? Wie geht es Ihnen heute mit diesem Ereignis?»
Vorgehen
Die Anfangsphase einer Psychotherapie oder Beratung eignet sich grundsätzlich gut, um ein Lebenspanorama zu erstellen. Das Lebenspanorama enthält wichtige Ereignisse der Person in ihrem Leben. Auf mehreren übereinanderliegenden Zeitachsen werden Lebensereignisse eingetragen. Die Achsen bilden thematische Schwerpunkte. Als sinnvoll erweisen sich die Achsen Ausbildung/ Schule, Familie, wichtige Beziehungen und Partnerbeziehungen. Abhängig von den Lebenswelten können weitere Achsen gebildet werden mit spezifischen Themen, z. B. Reisen, Gesundheit etc. Wenn die Achsen gemeinsam besprochen werden, geht es darum, dass der Therapeut zunehmend in der Lage sein sollte, sich die jeweilige Situation zu einem bestimmten Zeitpunkt bildlich vorzustellen. Es werden, obwohl die Themen sehr gewöhnlich erscheinen, nicht die Standardfragen gestellt. Wichtig ist, dass die Fragen der Ressourcenperspektive folgen. Bei Ausbildung und Schule könnten dies etwa folgende Fragen sein: «Welches waren Ihre Lieblingsfächer?» «Hatten Sie einen Lieblingslehrer? » «Was an ihm haben Sie gemocht?» «Was haben Sie von ihm gelernt? » «Wie war damals der Kontakt zu den Mitschülerinnen?» «Welche Rolle hatten Sie?» «Wenn Sie ihrer Rolle einen Titel geben würden, wie würden Sie die Rolle charakterisieren?»