Das Urchristentum - Ein Rückblick auf die Anfänge

Das Urchristentum - Ein Rückblick auf die Anfänge

 

 

 

von: Eduard Lohse

Vandenhoeck & Ruprecht, 2008

ISBN: 9783525533826

Sprache: Deutsch

177 Seiten, Download: 1871 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Das Urchristentum - Ein Rückblick auf die Anfänge



7 Die Anfänge der Kirche (S. 86-87)

Die erste Christenheit verstand sich als das heilige Volk Gottes der Endzeit, dem die Verheißungen der Schrift gelten. Sie sammelte sich in Jerusalem, geleitet vom Kreis der Zwölf, und zeigte dadurch an, dass sie sich mit ihrer Botschaft an ganz Israel gesandt wusste. Darum sonderte sie sich nicht wie die Pharisäer oder die Gemeinde von Qumran als die Schar der erwählten Frommen vom übrigen Volk ab und zog sich weder in die Wüste noch nach Galiläa zurück. Sie nannte sich die Heiligen (1Kor 6,2, 16,1 u. ö.), die Auserwählten (Röm 8,33 u. ö.), die Berufenen (1Kor 1,24, Röm 1,6 u. ö.), die zwölf Stämme in der Zerstreuung (Jak 1,1), das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschar, das heilige Volk, das Volk des Eigentums (1Petr 2,9). Mit all diesen Selbstbezeichnungen wurden Prädikate, die einst Israel beilegt wurden, nun auf die christliche Gemeinde bezogen, die sich darauf berief, Gott habe sein Wort wahr gemacht und seine Verheißungen eingelöst.

Aus dieser Zeit des Anfangs stehen uns keine unmittelbaren Quellen zur Verfügung. Darum kann ein deutliches Bild nur aus Zeugnissen gewonnen werden, die einige Zeit später aufgezeichnet wurden: in erster Linie aus den Briefen des Apostels Paulus, die die ältesten schriftlichen Zeugnisse der frühen Christenheit darstellen, sodann aber auch aus der Apostelgeschichte, die gegen Ende des ersten Jh. n. Chr. abgefasst wurde. Auch aus der übrigen Briefliteratur des Neuen Testaments können einzelne Hinweise gewonnen werden, die zusammen mit den genannten Schriften durch behutsame Auswertung daraufhin zu befragen sind, was sie über die allerersten Anfänge der christlichen Kirche aussagen. Die Apostelgeschichte berichtet, dass die ersten Christen zwar an Gottesdiensten im Tempel teilnahmen (3,1, 5,12 u. ö.), aber sich vor allem untereinander zusammenfanden, um Lehre der Apostel zu hören, Gemeinschaft zu halten, das Brot zum Herrenmahl zu brechen und zu beten (2,42).

Aus der bunten Vielfalt der alttestamentlichen Begriffe, die die erste Christenheit auf sich anwendete, tritt das Wort ekkleesia in den Vordergrund. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments entspricht ekkleesia dem hebräischen Ausdruck qahal. Israel ist das Aufgebot Gottes, das er sich erwählt, berufen und ausgesondert hat. In der Septuaginta ist jedoch der Befund nicht eindeutig. Zwar wird das Wort qahal an vielen Stellen durch ekkleesia wiedergegeben, es kann aber auch mit dem Wort synagoogee übersetzt werden. Wenn die erste Christenheit den Gebrauch von synagoogee mied und statt dessen bevorzugt ekkleesia sagte, so kann daran abgelesen werden, dass sie sich von Anfang an von der Synagoge unterschied und den Anspruch erhob, Gottes heiliges Volk zu sein.

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