Mit psychisch Kranken leben - Rat und Hilfe für Angehörige

Mit psychisch Kranken leben - Rat und Hilfe für Angehörige

 

 

 

von: Bapk e.V. (Hrsg.)

BALANCE buch + medien verlag, 2008

ISBN: 9783867397094

Sprache: Deutsch

320 Seiten, Download: 1484 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Mit psychisch Kranken leben - Rat und Hilfe für Angehörige



Unermüdlich und allzeit bereit – Wie hilfreich sind selbstlose Angehörige? (S. 12-13)

Susanne Heim

Als altgediente Angehörige darf ich heute sagen: Auch ich bin nicht mehr, wie ich einmal war. Und das verdanke ich meinem psychosekranken Sohn! Er hat es fast 15 Jahre lang geschafft, sich jeglicher Behandlung zu entziehen – bevor er sich Ende 1990 zum ersten Mal hat zwingen lassen. Merke: Auch zum Zwingen gehören mindestens zwei! Seine konsequente Verweigerung hat mir den Weg gewiesen. Sie hat mir geholfen, mich zur »Rabenmutter von Köln« zu mausern, die es wagt und fertig bringt, sich für die eigenwillige Lebensgestaltung ihres volljährigen Sohnes nicht mehr verantwortlich zu fühlen, obgleich der chronisch psychisch krank ist.

Statt mich ständig erfolglos um seine Angelegenheiten zu kümmern, ihn mit meiner mütterlichen Fürsorge zu verfolgen, habe ich mich entschlossen, mich anderweitig nützlich zu machen: in der Angehörigengruppe und beim Kampf um die Entwicklung einer Psychiatrie, der sich unsere kranken Angehörigen mit weniger Angst und Abwehr anvertrauen können. Deshalb habe ich 1985 in Köln zusammen mit damals 24 Angehörigen den Selbsthilfe-Verein »Rat und Tat e. V.« gegründet und, weil bessere Zeiten oft ziemlich lange auf sich warten lassen, 1990 die »Kölner Stiftung für psychisch Kranke und ihre Angehörigen« ins Leben gerufen.

Um es gleich zu sagen: Die Art und Weise, wie mein Sohn sein Leben lebt und gelebt hat, das wäre nichts für mich. Deshalb lebe ich anders – ebenfalls so recht und schlecht, wie ich es mit meiner chronischen Depression halt kann. Trotzdem bewundere ich meinen Sohn! Er hat mir vieles beigebracht, was nicht oder so in den Lehrbüchern steht. Vor allem hat er mir geholfen zu begreifen, dass ich nicht wissen kann, was für ihn das Richtige, das Beste ist.

Oft genug wissen wir doch nicht einmal, was für uns selber gut und richtig ist! Das kann jeder nur für sich ganz persönlich heraus.nden. Am ehesten und ohne allzu teures Lehrgeld mag das im Gespräch mit einem einfühlsam respektvollen Begleiter gelingen. Ich denke, das gilt für uns alle. Nur frönen wir auch alle gern dem Größenwahn, glauben, für andere wüssten wir’s besser: die Pro.s, weil sie schließlich Pro.s sind und dafür bezahlt werden, die Angehörigen, weil sie sich verantwortlich fühlen und auch immer wieder verantwortlich gemacht werden. Wir Angehörigen sitzen dabei freilich zwischen sämtlichen Stühlen:

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