Berufliche Beratung psychisch Kranker

Berufliche Beratung psychisch Kranker

 

 

 

von: Christiane Haerlin

Psychiatrie-Verlag, 2010

ISBN: 9783884147399

Sprache: Deutsch

144 Seiten, Download: 599 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Berufliche Beratung psychisch Kranker



Kritische Fragen (S. 10-11)

In den letzten Jahren sind viele Hilfen und Dienste zur beruflichen Beratung und Integration psychisch Kranker entstanden. Dennoch leben weiterhin viele Betroffene arbeitslos und oft beruflich völlig perspektivlos. Dies resultiert zum einen aus realen Schwierigkeiten, zum anderen aber auch aus diffusen Ängsten und Vorbehalten seitens der Erkrankten, ihrer Familien und der professionellen Helfer.

Letztere bahnen viel zu selten den Weg der Beratung, Rehabilitation und Integration in ein sinnerfülltes Leben mit Erwerbstätigkeit oder anderen Formen der Arbeit. Es ist das Anliegen dieses Buches, Mut zu machen für eine frühzeitige berufliche Beratung nach psychischen Krisen und den Klientinnen und Klienten mögliche Wege aufzuzeigen. Die gezielte Beratung scheitert an verschiedenen Hemmnissen. Einigen Vorbehalten sollen mit den folgenden Fragen begegnet werden.

Wieso diese rehabilitativen Anstrengungen, wenn doch die meisten der Klientinnen und Klienten wegen ihrer Beeinträchtigungen ohnehin unvermittelbar sind?

Gerade dieser »arbeitslose« Zustand macht eine nächste Wiedererkrankung wahrscheinlicher, der Weg ist gebahnt in einen »chronischen Verlauf « mit immer weniger Hoffnung und ständig wiederkehrenden Krankheitsphasen. Ohne Beschäftigung zu bleiben heißt, das sogenannte Rückfallrisiko zu erhöhen.

Warum sollte der Faktor Arbeit so bedeutsam sein für die weitere Entwicklung einer psychiatrischen Erkrankung ?

Eines unserer tiefsten und mächtigsten Grundbedürfnisse ist die Zugehörigkeit, etwa zu einer Familie oder auch zu einem Betrieb bzw. Arbeitsteam. Die Angst, aus der Gemeinschaft herauszufallen, sitzt tief. Deshalb wird Arbeitslosigkeit auch bei gesunden Menschen nicht freudig als langer Urlaub, sondern eher traumatisch erlebt. Der Verlust ist ein doppelter – der Einzelne kann nichts mehr zum gesellschaftlichen Ganzen beitragen und damit Sinn empfinden und er erhält auch nichts mehr zurück (wie Bezahlung und Anerkennung). Für manche psychisch Kranken fühlt sich dies wie der freie Fall ins Nichts an und verstärkt ihre psychische Instabilität.

Viele professionelle Helfer und auch Angehörige haben immer wieder den Eindruck, dass psychisch kranke Menschen froh sind, wenn sie von Arbeit entlastet werden.


Vordergründig ist das richtig und eine Krankschreibung kann erst einmal die ersehnte Entlastung bringen. Nach kurzer Zeit jedoch holen die ungelösten Berufsprobleme die Person ein. Die ängstigenden Zukunftsperspektiven können sich wie ein depressiver Mehltau über alles legen. Auch das Personal wird von dieser Negativstimmung erfasst, kann dies aber oft nicht zugeben. Da ist es besser, diese Entlastung zeitlich zu begrenzen und Mut zu machen für neue, behutsame Schritte in die Arbeitswelt.

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