Zukunft aus der Geschichte Gottes - Theologie im Dienst an einer Kirche für morgen. Für Peter Hünermann

Zukunft aus der Geschichte Gottes - Theologie im Dienst an einer Kirche für morgen. Für Peter Hünermann

 

 

 

von: Guido Bausenhart, Linus Hauser, Margit Eckholt

Verlag Herder GmbH, 2014

ISBN: 9783451801396

Sprache: Deutsch

320 Seiten, Download: 4148 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Zukunft aus der Geschichte Gottes - Theologie im Dienst an einer Kirche für morgen. Für Peter Hünermann



Vorwort


Schüler und Schülerinnen Peter Hünermanns legen dem Lehrer zur Vollendung des 85. Lebensjahres eine Festschrift vor. Der Titel „Zukunft aus der Geschichte Gottes. Theologie im Dienst der Zukunftsfähigkeit der Kirche“ stellt den Versuch dar, die Impulse, die Peter Hünermann für die Theologie gegeben hat, unter ein Leitwort zu stellen. Vorausblicken in die Zukunft, für Neues offen sein, dabei diese Zukunft und das Neue aus dem Vertrauen in den Gott der Zukunft empfangen, das zeichnet Peter Hünermann aus, und in diesem Vertrauen hat Peter Hünermann seine theologische Arbeit in den Dienst der Zukunftsfähigkeit der Kirche gestellt.

Peter Hünermann, am 8. März 1929 geboren, entschied sich nach den ihn tief prägenden Erfahrungen des 2. Weltkriegs und dem Abitur, das er 1949 in Aachen ablegte, bewusst für ein Theologiestudium, das er im Herbst 1949 in Rom aufnahm. Als Priesteramtskandidat einer deutschen Diözese lebte er am vom ignatianischen Geist geprägten Collegium Germanicum et Hungaricum und studierte an der Università Gregoriana, in den ersten drei Jahren die Philosophie, von 1952 bis 1956 die Theologie. Persönlichkeiten wie der Rektor des Kollegs, Pater Franz von Tattenbach SJ, Freund von Alfred Delp, der zum Kreisauer Kreis um Moltke gehörte, oder der Spiritual Pater Wilhelm Klein SJ, prägten Hünermann, sie erschlossen – über den noch engen neuscholastischen Aufbau der Studien hinaus – neue Perspektiven für Glauben und Theologie und regten zur Auseinandersetzung mit den Klassikern der Philosophie und Theologie der Antike und Scholastik, aber auch der Moderne – Kant, Hegel und Heidegger – an. Über einen Arbeitskreis, zu dem auch Hans Küng und Bernhard Casper gehörten, begann Hünermann mit dem Studium der Autoren der Tübinger Schule, Johann Sebastian Drey, Johann Adam Möhler, Franz Anton Staudenmaier und Johann Baptist von Hirscher, aber auch mit der Lektüre der in den 50er Jahren neue Wege erschließenden Publikationen von Karl Rahner oder Hans Urs von Balthasar. Der Auseinandersetzung mit der Moderne aufgeschlossene Lehrer wie der Dogmatiker Bernard Lonergan und der Moraltheologe Josef Fuchs bildeten in seinen Studien an der Gregoriana ein wichtiges Gegengewicht zur neuscholastischen Theologie eines P. Sebastian Tromp und P. Timotheus Zapelena.

Nach der Priesterweihe 1955 in Rom begann Hünermann an der Gregoriana mit dem Promotionsstudium, das er 1958 abschloss, 1962 erschien die Studie unter dem Titel „Trinitarische Anthropologie bei Franz Anton Staudenmaier“ (Freiburg/München 1962). Bereits in der Dissertation zeichnen sich in Auseinandersetzung mit Staudenmaiers auf dem Hintergrund des Deutschen Idealismus erwachsener „philosophisch-theologischer Lehre vom Menschen“ Grundcharaktere seines theologischen Denkens heraus. Staudenmaier entwirft eine „Theologie der Geschichte“, die den vom Logos ausgehenden Systemen des Deutschen Idealismus eine trinitarische Sicht der Wirklichkeit entgegenstellt und in der geschichtlichen Erlösungstat Jesu Christi zu ihrem Wesen findet. Jesus Christus ist die vollkommene geschichtlich hervorgetretene und vermittelte, alles umfassende göttliche Offenbarung. Die von Staudenmaier erarbeiteten Kategorien „Leben“ und „Vermittlung“ werden von Hünermann als „spekulative Grundelemente“ gefasst, die in der Entfaltung der Wesensgeschichte Gottes und des Menschen immer wieder neu durchgeführt werden: Vermittlung des Heilsereignisses in Jesus Christus, auf Gott hin, zum Leben hin, auf den Menschen hin.

Nach einer Kaplanszeit in Mönchengladbach und Aachen begann Hünermann mit den Arbeiten an der Habilitation; angeregt von einer Vorlesung von Max Müller im WS 1960/61 in München und vor allem durch Bernhard Welte und das Seminar für Religionsphilosophie in Freiburg setzte er sich mit den Fragen von Geschichtlichkeit und Glauben auseinander. Die Habilitation wurde 1967 von der theologischen Fakultät in Freiburg angenommen, er erhielt die Venia legendi für Christliche Religionsphilosophie und Dogmatik; im selben Jahr erschien die Studie unter dem Titel „Der Durchbruch geschichtlichen Denkens im 19. Jahrhundert. Johann Gustav Droysen, Wilhelm Dilthey, Graf Paul Yorck von Wartenburg. Ihr Weg und ihre Weisung für die Theologie“ (Freiburg/Basel/Wien 1967). Die Zeit in Freiburg war ein entscheidender Nährboden für den Denkweg Peter Hünermanns; es war ein günstiger Zusammenfall von verschiedenen Konstellationen: die Aufbruchszeit des Zweiten Vatikanischen Konzils, die religionsphilosophische und phänomenologische Schule Bernhard Weltes, der internationale Schülerkreis und die engen Beziehungen, die vor allem zu Bernhard Casper und Klaus Hemmerle entstanden; hier wurden die Grundlagen für den neuen Zugang zur dogmatischen Theologie gelegt, den Peter Hünermann dann auf den weiteren Stationen seines wissenschaftlichen Weges – in Münster und Tübingen – weiter entfalten wird: Theologie ist Reflexion der Wesensgeschichte des sich offenbarenden Gottes und ein spekulatives Verstehen der Grundgestalten jener Wesens- und Freiheitsgeschichte. Sie wächst in ihr Wesen hinein, wenn „in der Vermittlung die vermittelnde Sache aufstrahlt und den Prozeß der Vermittlung in sich aufhebt, d. h. wo im Werke selbst Theologie als Brückenschlag sich ereignet …“ So ist dogmatische Theologie dann nicht bloße Reflexion auf Sachverhalte des Glaubens, sondern vollzieht sich selbst als „gläubiges Selbstverständnis“.

In den dogmatisch-theologischen Vorlesungen während seiner Lehrtätigkeit in Münster (1971–1882), dann in Tübingen (seit 1982) ging es Peter Hünermann darum, die „Geschichtlichkeit der im Glauben bejahten Grundrealitäten – wie Offenbarung Gottes, Kirche, Überlieferung – ansichtig zu machen“. Dabei setzte er bei dem in der Schule Bernhard Weltes erarbeiteten Offenbarungsverständnis an als „Ereignis des Heiligen“ bzw. „Ereignis des Seins“, das sich – und dies wird für die Entfaltung von Ekklesiologie und Sakramententheologie wichtig – „in Welt-stiftenden Sinnfiguren zeigt und zeigend verbirgt“. Zentrum des dogmatischen Denkens ist die Christologie, in Jesus Christus verdichtet sich in christlicher Perspektive das „Ereignis des Heiligen“, es ist konkreter Ausdruck der Freiheitsgeschichte von Gott und Mensch. 1994 legt Peter Hünermann seine Christologie unter dem Titel „Jesus Christus – Gottes Wort in der Zeit. Eine systematische Christologie“ (Münster 1994) vor, die in einer an den Impulsen des Zweiten Vatikanischen Konzils orientierten Zusammenschau von Christologie und Ekklesiologie mündet. Wenn theologisches Denken aus einem „Ereignis des Seins“ herrührt, das sich in verschiedensten Lebensformen auszeitigt, so gehört zu den Sachverhalten christlichen Glaubens immer eine „Pragmatik“. Denken und Praxis, gläubige Reflexion auf das Christusereignis und Glaubenspraxis – in einem weiten Sinn, in der Gemeinschaft der Kirche, aber auch den verschiedensten Formen der Weltgestaltung – sind aufeinander bezogen.

Dies machen gerade die beiden Vorträge, die am Anfang und Ende der offiziellen Lehrtätigkeit in Tübingen stehen, deutlich. Der bislang unveröffentlichte, im Mai 1982 gehaltene Vortrag „Topographia Theologica. Ein Konzept der dogmatischen Prinzipienlehre“, der in diese Festschrift aufgenommen wird, skizziert die aus dem Ereignis der Wesensgeschichte Gottes erwachsenen theologischen Orte, auf die Hünermann in seinen Vorlesungen immer wieder Bezug nehmen wird, an erster Stelle der „zwei-eine“ Ort von Schrift und Tradition, dann die Entfaltung dieser Grundlegung des Christusereignisses in der „sapientia christiana“ der antiken Theologie und Philosophie, dem „intellectus fidei“ und der Metaphysik des Mittelalters, der Philosophie der Moderne und dem neuen, gerade im Freiheitsgedanken erschlossenen Verständnis von Theologie als gläubigem Selbstverständnis, das sich in der Vielfalt von Konkretionen in Welt, Geschichte und Kultur ausbildet. Die Abschiedsvorlesung im Juli 1997 zum Thema „Dogmatik 1949–97: Wandlungen einer Disziplin“ (in: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart (Hg.), Dogmatik. 1949–1997: Wandlungen einer Disziplin, Stuttgart 1997, 9–27) charakterisiert diese neuen kontextuellen Ausdifferenzierungen der Theologie und den Spannungsreichtum, den diese für die katholische Kirche auf der Suche nach einem neuen Welt-Verhältnis in sich bergen. Kirche ist eine konkrete geschichtliche Größe, sie konstituiert sich im Gegenüber und Mit-Sein mit der Welt, im Dialog mit den vielfältigen Kulturen; die Auseinandersetzung mit Fragen des Verhältnisses von Evangelium und Kultur, von Kirche und Moderne bzw. technischer Gesellschaft und Menschheitsethos, die Peter Hünermanns wissenschaftlichen Weg und seine vielfältigen Vernetzungen prägen, sind hier grundgelegt. 2003 erscheint die „Dogmatische Prinzipienlehre. Glaube – Überlieferung – Theologie als Sprach- und Wahrheitsgeschehen“ (Münster 2003), in der diese Linien gebündelt werden.

Vorliegende Festschrift ist in vier Abschnitte gegliedert, in denen Schüler und Schülerinnen den Facetten dieses neuen geschichtlichen theologischen Denkens und einer gläubigen Selbstreflexion und Pragmatik nachgehen.

Im ersten Abschnitt – Zukunftsfähigkeit der Theologie – werden von Linus Hauser, Guido Bausenhart, Dirk Ansorge, Alejandro Mingo und Thomas Schärtl Spuren der von Peter Hünermann vorgelegten „Wesensgeschichte Gottes“ entfaltet. Es geht um die Geschichte Gottes mit den Menschen, in der allein für den Menschen Hoffnung und Zukunft liegen. Die Geschichte Jesu Christi markiert das eschatologische und zugleich prototypische Ereignis dieser Geschichte, das die Christologie bedenkt.

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