Ausdrucksmalen für Menschen mit Demenz

Ausdrucksmalen für Menschen mit Demenz

 

 

 

von: Renate Sulser

Hogrefe AG, 2007

ISBN: 9783456943787

Sprache: Deutsch

85 Seiten, Download: 26572 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Ausdrucksmalen für Menschen mit Demenz



Geschichte des Ausdrucksmalens (S. 14-15)

Schon in der Urzeit ritzten Menschen Zeichen wie Striche, Punkte, Kreise und einfache Ornamente in Steine, Knochen und Felsen. So hinterließen sie ihre Spuren, welche als Äußerung eines kosmischen Gedankens verstanden werden, und symbolisierten ihre mythische Erfahrung mit der Welt, in der sie lebten. Heute, mit unserem psychologischen Verständnis, sprechen wir von einer universellen und archetypischen Zeichensprache, deren Symbolik wir nur erahnen können.

Kleine Kinder hinterlassen auch in der heutigen Zeit auf der ganzen Welt ihre geritzten und gemalten Spuren, gleich den uralten prähistorischen Zeichen und Spurenbildern. Arno Stern, der Begründer des Ausdrucksmalens, richtete 1946 in Paris das erste Atelier für Ausdrucksmalen ein. Kinder, später auch Erwachsene, begannen dort zusammen zu malen, ohne jede Ästhetik und Kunst. Bei seiner Arbeit im Atelier erforschte Stern die formalen Äußerungen bei Kindern in deren Entwicklungsphasen und entdeckte eine Systematik der Ausdrucksformen.

Diese bezeichnete er als «natürliche Spuren» und entwickelte eine archetypische Urformenlehre. Er nannte den Bereich, aus dem die Malenden ihre Bilder schöpfen, die «memoire organique », ein schon vorgeburtlich wirkendes Gedächtnis, welches die Prozesse der organischen Entwicklung aufzeichnet, das Vibrieren der Zellen, das Teilen, Furchen, Rollen, Trennen und Einkreisen. Es ist der Aufb au des menschlichen Organismus im embryonalen Stadium und die Teilnahme an den Bewegungen des mütterlichen Körpers.

«Die Formulation ist die Äußerung dessen, was bei der Bildung des Organismus in der organischen Erinnerung aufgespeichert wurde. Von diesen so unbeschreiblich wesentlichen Ereignissen kann unser Verstand nicht berichten. Unser Gedächtnis reicht auch nicht bis in diese Zeit unserer eigenen Vergangenheit hinein.» (Stern, A. 1996, 28) So wie ich C. G. Jung verstehe, sind archetypische Bilderspuren als die Symbole des kollektiven Unbewussten in der Psyche präexistent. Ausdrucksmalen ist in diesem Sinne eine Möglichkeit, die Fähigkeit zur archetypischen Symbolbildung wieder neu zu entdecken. Jung beschreibt die Archetypen folgendermaßen: «Archetypen sind wie Flussbetten, die das Wasser verlassen hat, die es aber nach unbestimmt langer Zeit wieder auffi nden kann. Ein Archetypus ist etwas wie ein alter Stromlauf, in welchem die Wasser des Lebens lange fl ießen und sich tief eingegraben haben. Und je länger sie diese Richtung behielten, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie früher oder später wieder dorthin zurückkehren.» (Jung, C. G. 1971, 62–63)

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