ADHS bei Erwachsenen

ADHS bei Erwachsenen

 

 

 

von: Doris Ryffel-Rawak

Hogrefe AG, 2007

ISBN: 9783456944661

Sprache: Deutsch

170 Seiten, Download: 8067 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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ADHS bei Erwachsenen



Ich weiß, dass ich gut bin in meinem Job, wenn nur… (S. 76-77)

Der Patient, den ich als nächsten vorstellen möchte, ist seit drei Jahren bei mir in Behandlung. Es handelt sich um Herrn Matthias H., verheiratet und Vater eines Sohnes und zweier Töchter. Herr H. ist ein gutaussehender 40-jähriger Mann mit gewinnender und überzeugender Ausstrahlung. Sein Sohnes ist wegen einer ADHS in Behandlung beim Kinderarzt und erhält Stimulanzien. Der Patient begann, sich mit seinem Sohn zu vergleichen, kam zum Schluss, dass auch er eine ADHS aufweise, und begann, sich selbst mit Stimulanzien zu behandeln. Er leide an Konzentrationsstörungen, v.a. in Sitzungen.

Aufgaben, die ihn nicht sonderlich interessieren, schiebe er allzu gerne vor sich her, er könne sich schlecht organisieren oder Prioritäten setzen, vor allem, wenn es sich um langweilige administrative Arbeiten handle. Aufgaben hingegen, bei denen er fasziniert sei, könne er im vorgegebenen Zeitrahmen erledigen. Der gute Wille sei zwar immer vorhanden, aber dabei bleibe es meistens. So komme es immer wieder vor, dass sich unerledigte Arbeit ansammle und er sich sozusagen selber unter Druck und Stress setze, wenn er Termine nicht einhalten könne. Schon als Kind sei er leicht ablenkbar gewesen, beim Lesen seien seine Gedanken ganz woanders, und er verliere leicht den Faden. Einige Zeit schienen ihm die Stimulanzien auch zu helfen, bis er in eine depressive Krise geriet und mich aufsuchte.

Mehrere Jahre zuvor war er bereits in ähnliche depressive Verstimmungszustände geraten, die sich in akuten psychosomatischen Symptomen und massiven Schlafstörungen äußerten. Dazu kamen noch mehr oder weniger konkrete Suizidabsichten. Ein Kuraufenthalt in einer psychosomatischen Klinik brachte kurz fristig eine Entlastung.Die weiterführende Psychotherapie mit verhaltenstherapeutischem Ansatz hingegen beurteilt der Patient aus heutiger Sicht als unergiebig. Man habe ihn nie wirklich verstanden. Psychopharmaka wurden nicht eingesetzt, weil es sich laut Aussage des damals behandelnden Arztes um eine «Fehlentwicklung» auf der Beziehungs- und Verhaltensebene handelte. Mir schien es vordringlich, dem Patienten aus seiner depressiven Stimmungslage herauszuhelfen, und ich verordnete Antidepressiva zusätzlich zu den Stimulanzien.

Nach drei Monaten kam es zu einer Umkehr der Stimmungslage. Der Patient war manisch geworden, schlief höchstens zwei bis drei Stunden pro Woche (!), hatte aus heiterem Himmel seine Stelle gekündigt, um sich «selbstständig» zu machen, war angetrieben und selbst während der Sprechstunde verblieb er keine fünf Minuten ruhig auf seinem Platz. Handlungsbedarf war angesagt, eine Gratwanderung in psychopharmakologischer Hinsicht begann. Frau Prof.Woggon stand mir glücklicherweise beratend zur Seite, und der Zustand des Patienten stabilisierte sich zusehends.Nun konnte die Frage nach einer ADHS endlich angegangen werden.

Vorgeschichte

Der Patient wurde als ältestes von drei Kindern geboren. In der Familie väterlicherseits sind Depressionen bekannt. Er besuchte während neun Jahren die Primarschule, den Übertritt in die Sekundarschule hat er nicht geschafft. Als Kind sei er eher ein Tagträumer gewesen, leicht ablenkbar, habe manchmal Mühe beim Lesen gehabt bzw. den gelesenen Stoff nicht behalten können. Seine Mutter habe ihm oft bei den Aufgaben helfen müssen. Schönschrift sei auch nicht gerade seine Stärke gewesen.Nach der Schule absolvierte er eine dreijährige kaufmännische Lehre, und danach verbrachte er ein Jahr in Frankreich, um seine Französischkenntnisse zu vertiefen. Er trat dann in eine führende Bank ein, wo er bald einmal Führungsaufgaben übernehmen konnte.

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