Was ist Wahrheit? - Eine philosophische Einführung

Was ist Wahrheit? - Eine philosophische Einführung

 

 

 

von: Peter Janich

C.H.Beck, 2000

ISBN: 9783406410529

Sprache: Deutsch

137 Seiten, Download: 504 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Was ist Wahrheit? - Eine philosophische Einführung



II. Historische Erblasten (S. 26-27)

Die historischen Anfänge der abendländischen Philosophie fallen – fast – zusammen mit dem Nachdenken darüber, was Wahrheit ist. Sie sind uns aber nicht nur wegen der Quellenlage, der Verschiedenheit zu unserer heutigen Kultur und den Gebirgen philosophiehistorischer Interpretationsliteratur schwer zugänglich, sondern sperren sich auch mehr als heutige Ansätze gegen die Wozu-Frage. Dagegen gibt es in der heutigen akademischen Diskussion, in der Bücher über Wahrheitstheorien Hochkonjunktur haben, durchaus erkennbare Zweckorientierungen – etwa bei den de facto anerkannten Antworten zumindest der Wahrheitstheorien, wenn auch nicht gerade der Wahrheit selbst: Es ist einerseits die linguistische Wende der Philosophie seit Gottlob Frege, Ludwig Wittgenstein, Bertrand Russell und anderen, die zu einer sprachphilosophischen Form der Wahrheitstheorien geführt hat, und andererseits die moderne (analytische) Wissenschaftstheorie, die – erkenntnistheoretische Probleme des Alltagslebens außer acht lassend – in den sogenannten exakten Wissenschaften, vor allem der Mathematik und der Physik, historisch erfolgreiche Vorbilder für Wahrheitsfindung gesehen, analysiert und beschrieben hat. Daran orientiert sich die Untergliederung dieses Kapitels: Es soll im folgenden zuerst um sprachphilosophisch und dann um wissenschaftstheoretisch motivierte Wahrheitstheorien gehen. Hierher gehören dann auch Sonderformen moderner Theorien, bei denen Wahrheitsdefinitionen im Vordergrund stehen.

1. Sprachphilosophische Wahrheitstheorien.

Wahrheit nach dem „linguistic turn“ Obgleich Wahrheit ein Thema der Philosophie seit ihren historischen Anfängen war, haben sich Wahrheitstheorien als eigenes philosophisches Teilgebiet unseres Jahrhunderts etabliert, seit der sogenannte linguistic turn in der Philosophie stattgefunden hat. Unter linguistic turn versteht man seit Gustav Bergmann, dem Urheber dieses Ausdrucks, eine Hinwendung der Philosophie zu sprachanalytischen Methoden. Geistesgeschichtliche Auslöser dieser Wende waren einerseits das verstärkte Auseinanderdriften von Philosophie und den sogenannten exakten Wissenschaften (vor allem Mathematik und Physik), andererseits die Entwicklung, daß diese modernen Wissenschaften den Philosophien traditionelle Zuständigkeiten streitig machten (um sogleich, in begriffliche Grundlagenkrisen geratend, neue philosophische Fragen und Probleme zu produzieren). Der große technische und erklärende Erfolg der mathematischen Naturwissenschaften für die Erkenntnis der vorgefundenen Welt geriet zum Vorbild für verläßliches Wissen schlechthin und führte dabei, etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, zu einer Revision geläufiger Grundbegriffe von Raum, Zeit, Materie, Kausalität, Kosmos, chemischem Stoff, lebendem Organismus, Naturgeschichte und anderen. Der naturwissenschaftliche und der mathematische Fortschritt führten also gleichsam zwangsläufig in philosophische Grundsatzüberlegungen.

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