Handwörterbuch Pädagogische Psychologie

Handwörterbuch Pädagogische Psychologie

 

 

 

von: Detlef H. Rost

Beltz PVU, 2006

ISBN: 9783621275859

Sprache: Deutsch

952 Seiten, Download: 19510 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Handwörterbuch Pädagogische Psychologie



Effektstärken (S. 101)

Bernhard Wolf

Eine Effektstärke (auch: Effektmaß, engl. „effect size") ist eine Zahl, die die Stärke bzw. Größe der im Rahmen des jeweiligen Versuchsplans nachweisbaren Auswirkung quantifiziert. Eine Effektstärke sagt also beispielsweise aus, wie erheblich Unterschiede ausfallen oder wie stark Zusammenhänge sichtbar werden. Es wird zwischen nicht-standardisierten, vereinheitlichten und standardisierten Effektstärken unterschieden (vgl. Bortz&,Döring, 1995,Wolf, 1988).

1 Allgemeine Überlegungen

Notwendigkeit der Berechnung und Veröffentlichung von Effektmaßen


Unter der Überschrift „Effect size and strength of relationship" legt sich das „Publication Manual" der American Psychological Association (2001, 25–26) eindeutig und klar fest: „Keiner der beiden Typen von Wahrscheinlichkeitswerten reflektiert auf direkte Weise das Ausmaß des Effekts oder die Stärke einer Beziehung. Um als Leser die Bedeutung von Ergebnissen vollständig verstehen zu können, ist es fast immer notwendig, einen Index der Effektgrößen oder der Stärke der Beziehung in den Bericht der Resultate aufzunehmen.

Dem Leser dürfen nicht nur Informationen zur statistischen Signifikanz, sondern auch genügend Information zur Verfügung gestellt werden, um das Ausmaß des beobachteten Effekts oder der Beziehung einzuschätzen." Die „Vernachlässigung einer Mitteilung über Effektstärken" stellt für die American Psychological Association (2001, 5) einen eindeutigen Fehler im Manuskript dar, der sich auf die Begutachtung durch Herausgeber oder Reviewer auswirkt (eigene Übersetzung).

Funktion der standardisierten Effektstärkenmaße

Im Mittelpunkt stehen hier standardisierte Effektstärkenmaße des Typs „r , ", die vor allem bei parametrischen Hypothesentests bestimmt werden (sofern überhaupt eine Effektstärke berechnet wird). Sie nehmen – unabhängig von der Berechnungsweise des Hypothesentests und unabhängig vom Wertebereich der fraglichen Variablen – auf einer einheitlichen, standardisierten Skala stets Werte zwischen 0 und 1 ein.

Das Hundertfache eines standardisierten Effektstärkenmaßes kann nach Auffassung vieler Autoren als prozentualer „Anteil der zugeschriebenen Varianz" („amount of variance accounted for") im Rahmen des jeweiligen Versuchsplans interpretiert werden. Cohen (1977, 24) spricht von „proportion of the total variance associated with or accounted for".

Eine Effektstärke von E = 0 bedeutet, dass überhaupt kein Effekt vorliegt (exaktes Eintreffen der Nullhypothese), während E = 1 Ausdruck des normalerweise nur theoretisch denkbaren Extremfalls ist, dass beispielsweise in einer Varianzanalyse die abhängige Variable völlig fehlerfrei bestimmt wird oder dass in einer Regressionsanalyse die Vorhersage einer Kriteriumsvariablen ohne jede Ausnahme zutreffend ist. Die verwirrende Vielfalt in der Darstellung von Effektstärkenmaßen (Cohen, 1969, Bortz&,Döring, 1995) könnte teilweise durch Transformationen in die einheitliche Logik standardisierter Effektstärkenmaße aufgehoben werden.

Bedeutung geringer Effekte
In vielen pädagogisch-psychologischen Studien sind auch geringe standardisierte Effektgrößen des Typs „r , " bzw. „ù , " mit Werten von beispielsweise 0,03 bis 0,10 beachtenswert und interpretationswürdig (vgl. Ditton, 1990). Es sollen hier keine unrealistisch überhöhten Erwartungshorizonte aufgebaut, sondern es soll Transparenz geschaffen werden, die auch kleinen Effekten den angemessenen Stellenwert einräumt. Vergleiche zwischen mehreren Effektstärkenmaßen sollten sich bevorzugt auf denselben Typ des Hypothesentests beziehen, da z.B. die Regressionsanalyse die Zielvarianz stärker ausschöpft als die Varianzanalyse.

Umfang der Stichprobe
Die Schere zwischen der statistischen Signifikanzentscheidung und der Schätzung der Effektgröße kann vor allembei großem Stichprobenumfang weit auseinanderklaffen.

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