Soziale Kompetenz kann man lernen

Soziale Kompetenz kann man lernen

 

 

 

von: Rüdiger Hinsch, Simone Wittmann

Beltz PVU, 2003

ISBN: 9783621275293

Sprache: Deutsch

184 Seiten, Download: 3654 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Soziale Kompetenz kann man lernen



3 Situationen vom Typ R – Recht durchsetzen (S. 59)

3.1 Wodurch zeichnet sich die Situation „Recht durchsetzen" aus?

BEISPIEL

Frau Mueller will nach einer anstrengenden Woche am Sonntag einen Mittagsschlaf machen. Kurz nachdem sie sich hingelegt hat, beginnt ihr Nachbar, zu dem sie ein eher angespanntes Nachbarschaftsverhältnis hat, mit seiner Kreissäge Holz zu sägen. Frau Schultze hat in der letzten Frauenzeitschrift eine schicke Frisur gesehen, die sie selbst gern haben möchte. Sie geht also zum Friseur und zeigt ihm das entsprechende Bild. Die Frisur, die sie bekommt, hat allerdings nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit der auf dem Bild.

Herr Schmitt hat sich einen neuen Fotoapparat gekauft. Als er ihn das erste Mal ausprobieren möchte, bemerkt er, dass er nicht funktioniert. Die drei Personen in diesen einfachen Beispielen befinden sich in ganz verschiedenen Situationen, die sich aber in einer Hinsicht wiederum sehr ähnlich sind. Was ihre Situation so ähnlich macht, ist eine bestimmte Ausgangslage: Sie alle haben berechtigte Ansprüche auf etwas.

Frau Mueller hat Anspruch darauf, in der Mittagszeit Ruhe zu haben, Frau Schultze hat Anspruch auf die Leistung (die Frisur aus der Zeitschrift), die sie gefordert hat, und Herr Schmitt hat Anspruch auf einen funktionierenden Fotoapparat. Eigentlich bräuchte man kein Wort darüber zu verlieren, wenn es nicht immer wieder passieren würde, dass solche berechtigten Ansprüche von anderen absichtlich oder versehentlich übergangen würden.

Der Nachbar von Frau Mueller macht mit seiner Kreissäge in den Mittagsstunden Lärm, der Friseur hat nicht ordentlich gearbeitet oder sich die Vorlage aus der Zeitschrift nicht gründlich angeschaut, und der Verkäufer hat ein defektes Gerät verkauft. Aus rechtlicher Sicht ist die Ausgangslage für Frau Mueller, Frau Schultze und Herrn Schmitt eindeutig: Sie haben ein Recht darauf, dass ihre Ansprüche erfüllt werden.

Aus dieser Ausgangslage wird nun die Situation, um die es in diesem Kapitel geht. Die drei Personen aus den Beispielen stehen jetzt vor der Aufgabe, ihre Ansprüche geltend zu machen. Sie befinden sich damit in typischen Situationen, die wir als „Recht durchsetzen" bezeichnen.

Die Situationen vom Typ „Recht durchsetzen" zeichnen sich dadurch aus, dass eine Person eine andere dazu bringen möchte, ihre legitime Forderung zu erfüllen. Andere Ziele sind dagegen unbedeutend. Obwohl Situationen vom Typ „Recht durchsetzen" eine klare, einfache Struktur haben – es gibt nur ein Ziel für den, der handelt und auch nur eine Strategie, wie dieses Ziel erreicht werden kann – birgt sie für viele Leute trotzdem eine ganze Menge von Schwierigkeiten und möglichen Hindernissen. Schauen wir uns darum zuerst an, an welchen Stellen sich die wichtigsten „Stolpersteine" verstecken.

3.2 Rechte durchsetzen – aber wie?

Ganz sicher verbirgt sich die größte Schwierigkeit im grundlegenden Satz dieser Situation: Wer eine legitime Forderung hat, kann auf deren Erfüllung bestehen. Bei genauerem Hinsehen müssen, bevor ich überhaupt frage, wie ich denn auf einer Erfüllung meiner Ansprüche bestehen soll, einige Vorentscheidungen schon getroffen sein. Vom Ausgang dieser Vorentscheidungen hängt – noch bevor ich mich überhaupt irgendwie verhalten habe – schon ein großer Teil meines möglichen Erfolges ab. Um welche Vorentscheidungen handelt es sich also?

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