Wörterbuch Heilpädagogik

Wörterbuch Heilpädagogik

 

 

 

von: Konrad Bundschuh, Ulrich Heimlich, Rudi Krawitz (Hrsg.)

Verlag Julius Klinkhardt, 2002

ISBN: 9783781511705

Sprache: Deutsch

337 Seiten, Download: 2172 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Wörterbuch Heilpädagogik



Aggression, aggressives Verhalten (S. 11-12)

Eltern und Pädagogen stehen oft verzweífelt und ohnmächtig vor den tiefen Abgründen menschlicher Konfliktbereitschaft, demütigender Menschenverachtung und ungezügelter Aggressivität im Alltag.

Dennoch gehört Aggression als Ausdrucksverhalten zunächst zum natürlichen und normalen Verhaltensrepertoire des Menschen und umfasst als Konstrukt emotionale Tendenzen, wie z.B. Ärger, Wut, Zorn, Hass oder Angst in Verbindung mit Kognition und sozialen Prozessen sowie psychomotorischen Aktionen bzw. Reaktionen.

Erst wenn Handlungen die tolerierbaren und zum Teil normativ bedingten Bewertungsgrenzen überschreiten, wird die Aggression prägnant. Deutlich ausagierendes aggressives Verhalten, das von der Umwelt als massiv störend und ungerechtfertigt empfunden wird, gehört nach klinischer Auffassung zur Syndrom- Gruppe externalisierender Störungen.

Aggression meint im weiten Sinne Handlungen, die eine Person oder eine Gruppe von Personen in ihrer physischen oder psychischen Integrität, in ihren Absichten, Interessen, Rechten und Gütern beeinträchtigen, schädigen oder vernichten (vgl. Heckhausen 1989, 305). Die angemessene Selbstbehauptung als positive Ausdrucksform der Aggression wird hier mit berücksichtigt (Ross/Petermann 1987). Im engeren Sinne wird als zentrales Merkmal der Aggression jedoch die Schädigungsabsicht des Täters hervorgehoben (vgl. Petermann/ Warschburger 1995, 127).

Es wird auch zwischen expressiver, feindseliger und instrumenteller Aggression unterschieden (Feshbach 1970). Expressive Aggression bezeichnet den ungewollten Ausbruch von Ärger und Wut, der nicht zielgerichtet ist und meist ein baldiges Ende findet, wie z.B. ein Trotzanfall. Das Ziel der feindseligen Aggression ist hauptsächlich die Schädigung des Anderen; wohingegen die instrumentelle Aggression auf ein nicht aggressives Ziel gerichtet ist und als Mittel eingesetzt wird, wie z.B. räuberische Erpressung im kriminellen Bereich oder Strafe als ’Erziehungsmaßnahme‘. Hier zeigt sich, dass die Bewertung einer Handlung oder eines Verhaltens von den situativen Bedingungen und der subjektiven Interpretation der Beteiligten abhängig ist.

Aggression kann in den folgenden Dimensionen beschrieben werden: verdeckt hinterhältig – offen gezeigt, körperlich (auch mimisch-gestisch) – verbal, aktiv-ausübend – passiv-erfahrend, direkt – indirekt, nach außen – nach innen gewandt (Autoaggression), spontan – reaktiv, individuelle Aggression – Gruppenaggression (Petermann/Petermann 1993).

Im Bemühen um eine möglichst einheitliche Beurteilung wird aggressives Verhalten in Abhängigkeit vom Alter eines Kindes bzw. Jugendlichen und Schweregrad der Handlung als Störung des Sozialverhaltens (ICD-10), d.h. wiederholtes und andauerndes Muster dissozialen, aggressiven oder aufsässigen Verhaltens oder als expansive Verhaltensstörung mit aggressiven Verhaltensweisen (DSM-III-R) klassifiziert.

Diese Kategorie wird weiter unterteilt in ‘Störung des Sozialverhaltens’, als Verhaltensmuster bei dem die Rechte der Anderen sowie gesellschaftliche Normen nicht akzeptiert werden und in ‘Störung mit oppositionellem Trotzverhalten’ (vgl. auch DSM-IV).

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