Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft

Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft

 

 

 

von: Heinz-Hermann Krüger, Werner Helsper (Hrsg.)

Verlag Barbara Budrich , 2006

ISBN: 9783825280925

Sprache: Deutsch

348 Seiten, Download: 2749 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Einführung in Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft



VI.1. Erziehungswissenschaft und ihre Nachbardisziplinen (S.295)

Walter Bauer/Winfried Marotzki
Inhalt
1. Einleitung

2. Das Verhältnis von Erziehungswissenschaft und Psychologie
2.1 Die Pädagogische Psychologie
2.2 Pädagogische Psychologie aus der Sicht der Erziehungswissenschaft
2.3 Resümee und Aspekte des gegenwärtigen Verhältnisses

3. Das Verhältnis von Erziehungswissenschaft und Soziologie
3.1 Resümee des Verhältnisses zur Soziologie

4. Perspektiven eines interdisziplinären Dialogs mit den Nachbarwissenschaften

Literatur

1. Einleitung

Vergleicht man das Studium einer Wissenschaftsdisziplin mit dem Kennenlernen der Räume und Bewohner eines bevölkerten Hauses, so mag die Neugier darauf, wer sich in der engeren oder weiteren Nachbarschaft angesiedelt hat und welche Bezüge zu diesen Nachbarn bestehen, zunächst nicht im Vordergrund stehen.

Zugleich wird jede/r Studierende/r aber sehr schnell in Erfahrung bringen, dass es in vielen Räumen des erziehungswissenschaftlichen Gebäudes lebhaften Verkehr und rege Kommunikation gibt, wobei es nicht immer eindeutig feststeht, ob es sich bei diesen Kontakten um nachbarschaftliche oder um solche mit Mitbewohnern oder Untermietern handelt. Ein Einblick in frühere und gegenwärtig bestehende Kontakte und Austauschvorgänge hat deshalb für ein besseres Verständnis der Erziehungswissenschaft selbst keinesfalls nur einen marginalen Stellenwert.

Ihre Kenntnis führt vielmehr ins Zentrum des erziehungswissenschaftlichen Selbstverständnisses, welches im Laufe seiner Geschichte vielfachen Wandlungen unterworfen war. Blickt man etwas weiter zurück in die Geschichte der Pädagogik, so müssen zwei Aspekte hervorgehoben werden: Die Erziehungswissenschaft hat sich erst zu Beginn dieses Jahrhunderts als eigenständige universitäre Disziplin etabliert, sie ist daher eine junge Wissenschaft.

Dies bedeutet zugleich, dass pädagogische Problemstellungen lange Zeit nicht unter ihrem eigenem Dach verhandelt, sondern weitgehend von der Theologie und der Philosophie mitverwaltet wurden. Die Tatsache, dass die Pädagogik länger als andere Humanwissenschaften sich in Abhängigkeit von theologischer und philosophischer Seite befand, zeitigte Folgen für ihr Selbstverständnis, die bis heute nachwirken. Die Auswirkungen dieser Vormundschaft lassen sich an zwei Grundproblemen festmachen: in den unterschiedlichen Auffassungen der Disziplin zum Verhältnis von Theorie und Empirie sowie von Theorie und Praxis.

Zugleich werden von diesen beiden Problemfeldern aus die in diesem Beitrag thematisierten Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines einigermaßen konstruktiven nachbarschaftlichen Verhältnisses zur Psychologie und Soziologie besser verständlich. Als Erbschaft aus ihrer Einbindung in die Theologie und Philosophie einerseits und angesichts der Tatsache, dass Erziehung als soziales Faktum immer schon gegeben ist, sieht sich die Erziehungstheorie mit der Frage nach dem Verhältnis von normativem und empirischem Gegenstandsbezug, d.h. von Sollensund Seinsaussagen konfrontiert.

Als folgenreich können dabei die klassischen Begründungsansätze und Vorschläge von Herbart (1776-1841) und Schleiermacher (1768-1834) gelten, wie die Struktur dieser Dichotomie zu fassen wäre. Für Herbart konstituiert sich die Pädagogik im Gespräch mit den beiden Grunddisziplinen Ethik und Psychologie, erstere liefert die Ziele und Normen, letztere die Mittel für Bildung und Erziehung.
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Bei Schleiermacher sind es die Bezugsdisziplinen Ethik und Politik, in deren Polarität von ethischer Zielorientierung und gesellschaftlichem Bedingungsgefüge Erziehung, verstanden als Einwirkung der älteren Generation auf die jüngere, theoretisch und praktisch vermittelt werden muss.Ein zweites Problem, welches die Pädagogik von dieser Ausgangslage her ständig begleitet hat, betrifft ihr Verhältnis zur erzieherischen Praxis.

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