Der Talmud

Der Talmud

 

 

 

von: Anaconda Verlag

Anaconda Verlag, 2013

ISBN: 9783730690390

Sprache: Deutsch

480 Seiten, Download: 916 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Der Talmud



EINLEITUNG


SPRÜCHE DERVÄTER


Die Gotteslehre – ihr Ursprung und ihre Geschichte


Moses empfing die Thora, die Gotteslehre, am Berge Sinai (in einer schriftlichen und mündlichen Gestalt. Die schriftliche Lehre enthielt die nach ihm genannten fünf Bücher. In der mündlichen Lehre, dem Talmud, war alles angedeutet, was die maßgebenden Schriftgelehrten in der Folgezeit von der schriftlichen Thora ableiten würden) und überlieferte sie dem Josua. Josua überlieferte sie den Ältesten, (die zur Zeit der Richter das Volk regierten. Mit ihnen endete die erste Überlieferungsepoche. Sie kennzeichnete sich durch die Zeitrechnung nach dem Auszug aus Ägypten). Die Ältesten übergaben sie den Propheten und die Propheten den Männern der großen Synode, (die von der Zerstörung des ersten Tempels bis zu der Zeit, da Palästina unter die Herrschaft des griechischen Königs Seleucos kam, an der Spitze des jüdischen Volkes standen). Der letzte unter den Männern der großen Synode war Simon der Gerechte. (Mit ihm endete die zweite Epoche. In ihr zählten die Juden nicht mehr nach dem Auszug aus Ägypten, sondern nach der Regierungszeit ihrer Könige. Die Männer der großen Synode übergaben die Thora den Talmudlehrern. Mit ihnen begann die dritte Epoche. Sie kennzeichnet sich durch die Zählung nach der Herrschaft der Seleuciden (Lischetarot) und zerfällt in vier Perioden. In der ersten Periode heißen die Talmudlehrer Peruschim, Pharisäer, Abgesonderte, weil sie die Berührung mit den talmudisch ungebildeten Volksmassen, den Amme-haarez, ängstlich mieden. Der Nasi, Patriarch, der an der Spitze ihres Synhedrion, des hohen Rates, stand, wurde durch Wahl ernannt. Die zweite Periode begann mit dem Patriarchen Hillel, der in der zweiten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts gelebt hat. Mit ihm wurde das Patriarchat erblich. Die Talmudlehrer hießen fortan Rabbanan, unsere Herren (Einzahl: Rabbi, mein Herr [Matthäus 23,7: ›und haben’s gerne, dass sie … Rabbi genannt werden‹]) und Chakamim, die Weisen. Der Nasi hieß Rabban, unser Herr. Die dritte Periode beginnt mit der Zerstörung des zweiten Tempels (70 n. Chr.). Neben den früheren Bezeichnungen erhielten die Talmudlehrer noch den Titel Tannaim, Tannaiten, Überlieferer, weil sie die auf mündlichem Wege sich fortpflanzenden Entscheidungen (Mischnajot, Einzahl Mischna) sammelten. Die vierte Periode beginnt mit dem Abschluss der Mischna (Anfang des dritten nachchristlichen Jahrhunderts) und endet mit dem Abschluss des babylonischen Talmud (Ende des fünften nachchristlichen Jahrhunderts). Die palästinensischen Lehrhäuser verkümmern, während die babylonischen zur Blüte gelangen. Die Talmudlehrer heißen jetzt Amoraim, Amoräer, Erläuterer, weil sie sich hauptsächlich mit der Herstellung einer Gemara, Erklärung zur Mischna, befassten. In Babylonien wurden sie nicht mehr Rabbi, sondern Rab oder Mar, Herr, genannt. Die vierte Periode umfasst die Zeit von dem Abschluss des Talmud bis in die Gegenwart. In ihr wird nach der Weltschöpfung gezählt. Der babylonische Talmud ist die einzig maßgebende Rechtsquelle. Die VÄTER, von denen die Sprüche dieses Traktates herrühren, sind die Talmudlehrer der ersten und zweiten Periode der dritten Epoche, die Pharisäer und Tannaiten.)

1. Ein köstlich Kleinod ist die Gotteslehre, sie beglückt in diesem und im künftigen Leben. 6,7. Wer sie ehrt, wird geehrt, wer sie missachtet, wird verachtet. 4,8. Wer ihren Dienst auf sich nimmt, wird von den weltlichen Lasten befreit; wer sich ihr entzieht, dem wird der Gesellschaft Joch aufgebürdet. 3,6. Seinen Liebling, seinen Freund nennt dich Gott, so du dich ihr liebevoll ergibst. Sie schmückt dich mit Demut und Gottesfurcht, begnadet dich mit Gerechtigkeit und Redlichkeit, Frömmigkeit und Treue. Sie bekleidet dich mit Macht und Würde, verleiht dir Einsicht und Scharfsinn in der Rechtsergründung, sodass alle deines Rates und deiner Tatkraft sich erfreuen. So erhöht und erhebt sie dich über alle Menschen. 6,1. Eher kann man zum Hohepriesteramt und zur Königswürde gelangen als zu ihr. Zahlreiche Tugenden heischt ihr Erwerb: emsigen Fleiß und unermüdliches Forschen, Ohrenspitzen und deutliches Sprechen, Einsicht und Verstand, Gottesfurcht und Sündenscheu, heiteres Gemüt und lauteren Sinn, Verkehr mit Lehrern, Umgang mit Genossen und Auseinandersetzung mit den Schülern, Einschränkung des geschäftlichen Erwerbs und des weltlichen Verkehrs, Mäßigkeit im Schlaf, der Unterhaltung und Zerstreuung, Langmut und Herzensgüte, festen Glauben und Geduld im Leiden, Bescheidenheit und Genügsamkeit, Knappheit im Reden und Prunklosigkeit im Handeln, Liebe zu Gott und zu den Menschen, Liebe zur Tugend und zur Redlichkeit, willige Hinnahme der Zurechtweisung und Flucht vor Ehrenbezeugungen … 6,6.

2. Trachte immer tiefer in die Gotteslehre einzudringen, denn alles ist in ihr enthalten. Bis ins höchste Alter lass nicht ab von ihr, denn die Beschäftigung mit ihr ist der beste Beruf. 5,25. Wer nicht lernen will, ist des Lebens unwert; wer nicht zulernt, nimmt an Wissen ab. 1,13. Befleißige dich ihrer, denn sie ist kein erblich Gut. 2,17. Sprich nicht, ›wenn ich Muße habe, will ich lernen‹, du möchtest dann nie Muße haben. 2,5. Wer sie pflegt in der Not, der wird sie auch im Wohlstand pflegen können. Wer sie im Glück verschmäht, der wird sie auch in der Armut vernachlässigen müssen. 4,11. Wer nur eines ihrer Worte vergisst, der hat sein Seelenheil verwirkt. 3,10. Wer sich mit ihr auf dem Wege beschäftigt und sich unterbricht und sagt: wie schön ist dieser Baum, wie schön ist dieser Acker, der vergeht sich an seinem Seelenheil. 3,9; 3,5. Ein Sitz der Spötter ist der Ort, wo zwei zusammensitzen und nicht von der Lehre reden, ein Aufenthalt Gottes aber, wo sie sich mit der Lehre befassen. 3,5. Wenn drei an einem Tische essen, ohne von Gottes Wort zu reden, ist es, als ob sie ein Götzenmahl zu sich nähmen, reden sie aber von Gott, dann ist es, als äßen sie am Tische Gottes. 3,4. Wo zehn zusammensitzen und sich mit der Thora befassen, weilt Gottes Geist unter ihnen und sie bilden eine Gottesgemeinde … 3,7.

3. Wandere dahin, wo die Thora heimisch ist, und wähne nicht, dass sie zu dir kommen werde. Nur im Verkehr mit Lerngenossen erhältst du dich in ihrem Besitz. Verlass dich nicht auf deinen Scharfsinn. 4,18. Verschaff dir einen Lehrer, um den Zweifel zu umgehen. 1,16. Ein Sammelplatz der Weisen sei dein Haus. Sitze zu ihren Füßen und trinke dürstend ihre Worte. 1,4. Wer ist weise? Der sich belehren lässt von jedermann. 4,1. Sei lieber ein Schweif vom Löwen als ein Haupt vom Fuchse. 4,20. Wo es (jedoch) an Männern fehlt, sei bestrebt, ein Mann zu sein. 2,6. Ein Rabbi erzählte: Einst wanderte ich des Weges, da begegnete mir ein Mann. Er bot mir den Friedensgruß und ich erwiderte ihn. Er fragte mich: Rabbi, von welchem Orte bist du? Ich erwiderte ihm: Aus einer großen Stadt, reich an Weisen und Gelehrten. Weiter fragte er: Rabbi, möchtest du dich nicht entschließen, deinen Wohnsitz in unserem Orte zu nehmen? Ich würde dir Tausende von Golddenaren, Edelsteinen und Perlen geben. Ich aber sprach zu ihm: Wenn du mir alle Reichtümer der Welt gäbest, ich wohnte doch nur an einem Ort, wo die Thora heimisch ist … Wenn der Mensch von hinnen scheidet, geleiten ihn nicht Silber und Gold, nicht Edelsteine und Perlen, sondern sein Wissen und seine guten Werke … 6,9.

4. Was man in der Kindheit lernt, gleicht der Tintenschwärze, die auf neues Papier aufgetragen wird. Was man aber im Alter erlernt, das ist wie Tinte auf beschriebenem Papier. 4,25. Ein Rabbi sagte einst: ›Wer von Kindern lernt, der ist, als wenn er nicht gereifte Trauben äße und Wein aus der Kelter tränke. Wer aber von den Alten lernt, der gleicht dem, der die Trauben genießt, wenn sie reif sind, und den Wein trinkt, wenn er alt geworden ist.‹ Ihm entgegnete ein anderer: ›Achte nicht auf den Krug, sondern darauf, was darin ist. Mancher Krug ist neu und hat doch alten Wein, und mancher Krug ist alt und hat nicht einmal jungen Wein.‹ 4,26–27. Vier Arten gibt es unter den Jüngern der Weisheit: Schwamm, Trichter, Seihe und Schwinge. Der Schwamm saugt alles ein; der Trichter lässt hinaus, was er eingenommen hat; die Seihe lässt den Wein hindurch und behält die Hefe zurück; die Schwinge wirft die Kleie hinaus und behält das Mehl. 5,17. Vierfach unterschieden sind die Fähigkeiten der Schüler: leicht fassen und leicht vergessen: da wird der Vorzug von dem Fehler aufgewogen. Schwer fassen und schwer vergessen: da wird der Fehler von dem Vorzug aufgewogen. Leicht fassen und schwer vergessen: das ist das Beste. Schwer fassen und leicht vergessen: das ist das Schlimmste. 5,15. Der Tor und der Weise verraten sich in sieben Dingen. Der Weise schweigt vor dem, der ihn an Einsicht überragt; er fällt dem andern nicht ins Wort und ist bedachtsam in der Antwort, er fragt zur Sache und antwortet nach Gebühr, spricht vom Ersten zuerst und vom Letzten zuletzt, wovon er nichts weiß, sagt er, ich weiß es nicht. Wenn er einsieht, dass er sich geirrt hat, gesteht er...

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