Aktivierende Förderung mit älteren Menschen

Aktivierende Förderung mit älteren Menschen

 

 

 

von: Silke von Zedlitz-Herpertz

Ernst Reinhardt Verlag, 2004

ISBN: 9783497017126

Sprache: Deutsch

145 Seiten, Download: 1745 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Aktivierende Förderung mit älteren Menschen



3 Mobilisation zur Erhaltung der Lebensqualitat: Passive Maßnahmen, aktive Ubungen und Forderung der Entspannungskompetenz (S. 40-41)

Bei alteren Menschen treten im Rahmen des Alterungsprozesses zunehmend degenerative Veranderungen an den verschiedenen Strukturen des Bewegungsapparates auf wie an Muskeln, Sehnen, Bandern und Bindegewebe. Dies schrankt zunehmend die Mobilitat ein, erhoht das Sturzrisiko und verringert indirekt die Moglichkeiten, das soziale Umfeld wahrzunehmen. Zunehmende Bewegungseinschrankungen in Verbindung mit fehlender sensorischer Stimulation und sozialer Isolation munden letzten Endes in Resignation, Ruckzug und im schlimmsten Fall in eine Bettlagerigkeit, in deren Folge sich sekundare Komplikationen wie Kontrakturen und Infektionen (Lungenentzundung) einstellen konnen.

Dies verdeutlicht die Wichtigkeit mobilitatserhaltender und entspannungsfordernder Therapien. Zur Erhaltung der Mobilitat und Forderung der Entspannungskompetenz bei alteren Menschen bieten sich daher passive Techniken an, wie z. B. manuelle Techniken aus der klassischen Massage, vorsichtige Muskeldehnungen, Schuttelungen und das passive Durchbewegen der kleinen und grosen Gelenke sowie aktive mobilisierende und kraftigende Ubungen. Das Ziel der verschiedenen Ubungen und Aufgaben sollte neben der allgemeinen Mobilisation auch das Annehmen und Ausprobieren neuer Bewegungsperspektiven sein.

3.1 Passive Maßnahmen

Passive Masnahmen sollen Kontrakturen verhindern, die Gelenkbeweglichkeit erhalten, die Dehnfahigkeit der bindegewebigen Strukturen verbessern, die Muskulatur starken und den Tonus derselben gegebenenfalls regulieren. Ferner wird die Durchblutung in den Muskeln unterstutzt. Denn der Elastizitatsverlust in den Muskeln, Bandern und Sehnen kann zu Bewegungseinbusen in den Extremitaten und im Thoraxbereich fuhren. Haufig ist eine zunehmend fixierte Brustwirbelsaulen- Kyphose (Rundrucken) und Verkurzungen der Huftbeuger- und Kniestreckermuskulatur zu beobachten. Insgesamt fuhrt dies zu einer vornubergebeugten Haltung mit erhohtem Sturzrisiko.

Passive Masnahmen im Bereich der Extremitaten fordern auch den Ruckstrom des venosen Blutes und reduzieren dadurch periphere Odeme. Dies sollte bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz allerdings vorsichtig gehandhabt werden, weil ein zu rascher Ruckstrom zu belastungsabhangigen Atemproblemen fuhren kann. Passive Masnahmen wirken sich aber auch positiv auf die Psyche alterer Menschen aus. Bei bestehenden Kommunikations- und Wahrnehmungsstorungen besteht die Moglichkeit, einen Kontakt zum Behandler aufzubauen und Korperwahrnehmung sowie das Vergegenwartigsein zu fordern. Dazu konnen verschiedene Hilfsmittel wie Bursten, Igel- und Noppenballe zur Verstarkung des Korperkontaktes verwendet werden. Weitere Entspannungsmasnahmen, die das psychische Wohlbefinden fordern, sind z. B.: Bader mit entspannenden Zusatzen Heise Packungen Wickel und viele andere lokale Anwendungen Entspannungsubungen im Bewegungsbad mit Temperaturen von etwa 33°C Massagen Dehnungen Schuttelungen Passives Durchbewegen Spannungslosende Ubungen in verschiedenen Ausgangsstellungen Phantasiereisen Entspannungsmusik Atemubungen


3.1.1 Ubungsvorschlage zu Dehnungen

Im fortgeschrittenen Alter ist es ratsam, Dehnungen vorsichtig und kontinuierlich unter Berucksichtigung von degenerativen Veranderungen am Bewegungsapparat auszufuhren. Bei allen Dehnubungen ist darauf zu achten, dass der Patient gleichmasig atmet, um Druckerhohungen im Bauch und Brustraum zu vermeiden. Bei der Kontrakturprophylaxe bieten sich Dehnungen mit langerer Dehndauer an. Zu erwahnen sei hier unter anderem die Kontrastentspannung, bei der man den Muskel gegen Widerstand ca. 10 bis 20 Sekunden anspannen lasst. In der folgenden Entspannungsphase versucht der Patient dann selber, seine verkurzte Muskulatur zu dehnen und wieder locker zu lassen. Eine weitere Dehnungsform ist die postisometrische Relaxation. Der Therapeut bringt dabei den Muskel in die vorgesehene Dehnungsposition und lasst ihn dann ca. 7 Sekunden isometrisch anspannen. In der folgenden Erholungsphase dehnt der Therapeut den kontrakten Muskel in die eingeschrankte Bewegungsrichtung, und der Patient versucht diese neue Position zu halten.

Es folgt wieder eine isometrische Anspannung der Muskulatur mit einer anschliesenden Entspannungsphase, in welcher der Muskel ein Stuckchen weitergedehnt wird. Wahrend der ausgefuhrten Dehnungen durfen vom Patienten keine Schmerzen empfunden werden. Es ist daher ratsam, sich bei dem Patienten immer wieder eine Ruckmeldung bezuglich moglicher Schmerzen zu holen oder auf den Gesichtsausdruck zu achten, falls der Betroffene nicht ausreichend kommunikationsfahig ist. Im weiteren Verlauf werden nun einzelne Dehnubungen fur Altere vorgestellt. Diese konnen entsprechend der Indikation zur Regeneration nach einer groseren Belastung oder als Prophylaxe vor einer sportlichen Belastung, wie z. B. einer langeren Wanderung, durchgefuhrt werden.

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