Hilfe und Selbsthilfe nach einem Trauma - Ein Ratgeber für seelisch schwer belastete Menschen und ihre Angehörigen
von: Ulrike Schäfer, Eckart Rüther, Ulrich Sachsse
Vandenhoeck & Ruprecht, 2006
ISBN: 9783525462508
Sprache: Deutsch
90 Seiten, Download: 2458 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
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Hilfe und Selbsthilfe nach einem Trauma - Ein Ratgeber für seelisch schwer belastete Menschen und ihre Angehörigen
Auswirkungen des Traumas auf die Familie und den Partner (S. 78-79)
Wir hatten bereits an verschiedenen Stellen in diesem Ratgeber auf mögliche Auswirkungen der Traumareaktionen auf Ihren Partner und Ihre gesamte Familie hingewiesen. Für Ihre Familie oder Partner können Ihre Reaktionen auf das Trauma sehr unverständlich und beängstigend wirken. Von daher ist es wichtig, dass auch die Familie oder der Partner sich bemüht, sich über mögliche Traumareaktionen zu informieren und eventuell auch gemeinsame Gespräche mit dem Traumatherapeuten zu führen. Andererseits ist es für die Angehörigen wichtig zu wissen, dass sie nicht Schuld haben und nicht verantwortlich sind für Ihre Traumafolgereaktionen. Gleichwohl können sie Sie unterstützen, indem sie Verständnis und Geduld aufbringen, auch dann, wenn Sie möglicherweise häufig gereizt, verbal aggressiv oder missmutig sind. Hilfreich ist es für Sie, wenn Ihr Partner oder Ihre Familienangehörigen Ihre Bemühungen unterstützen, das Trauma zu bewältigen.
Wenn Kinder vom Trauma betroffen sind
Wir können im Rahmen dieses Ratgebers nicht ausführlich auf die spezielle Situation eingehen, wenn Kinder Opfer von Traumata werden. Dennoch möchten wir Eltern, deren Kinder belastende Ereignisse erfahren mussten, einige Informationen geben. Sicherlich wird in den meisten Situationen fachliche, professionelle Hilfe notwendig sein.
Eine Traumatisierung im Kindesalter kann schwerwiegende Folgen sowohl kurzfristiger als auch langfristiger Art nach sich ziehen. Auch Kinder erleben wiederkehrende quälende Erinnerungen. Sie wiederholen oft im Spiel das traumatische Ereignis. Häufig reagieren Kinder auf ein Trauma mit Ängsten. Die Angst verstärkt sich, wenn es Situationen gibt, die an das Trauma erinnern. Auch bei Kindern kann man feststellen, dass sie sich nach dem Trauma mit dem Leben und der Zukunft auseinander setzen und in ihrem Vertrauen erschüttert sind.
Es kann zu Verhaltensweisen bei Kindern kommen, die vor dem Trauma nicht zu beobachten waren. Viele Kinder wirken deprimiert, ziehen sich zurück und verlieren ihr alterstypisches Interesse. Es gibt aber auch Kinder, die dann übertrieben aktiv und wütend-jähzornig werden. Es ist wichtig, diese Verhaltensweisen als Folge des Traumas zu sehen, um die Kinder nicht noch weiter in Konflikte kommen zu lassen.
Ereignisse, die für Kinder traumatisierend wirken, sind ähnlich wie bei Erwachsenen auch. Es können Unfälle, Kriegserfahrungen, Gewalterfahrungen, sexualisierte Gewalt, der plötzliche Tod von nahen Angehörigen oder Umweltkatastrophen sein. Auch Trennungen von nahen Bezugspersonen, in aller Regel den Eltern, sind für Kinder traumatisierend.