Grundinformation Neues Testament

Grundinformation Neues Testament

 

 

 

von: Karl-Wilhelm Niebuhr (Hrsg.)

Vandenhoeck & Ruprecht, 2003

ISBN: 9783825221089

Sprache: Deutsch

420 Seiten, Download: 4916 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Grundinformation Neues Testament



§ 2 Vom Lesen des Neuen Testaments (S. 32-33)

Michael Bachmann

Literatur
Egger, Methodenlehre
Haacker, Wissenschaft
Reinmuth, Hermeneutik
Strecker/Schnelle, Einführung

1. Lesen und Verstehen

In den industrialisierten Staaten nimmt die Zahl der Analphabeten zu, und kompliziertere Texte werden hier von immer weniger Menschen verstanden. Lesen spielt nun einmal in einer zunehmend von audiovisuellen Medien bestimmten Gesellschaft trotz stetig wachsender Textproduktion und -verarbeitung eine insgesamt bescheidene Rolle. Statt über diese Entwicklung zu lamentieren, scheint es sinnvoller, sich dessen zu entsinnen, dass nach Joh 7,14f nicht einmal Jesus, obwohl er immerhin mit Bezug auf die (alttestamentlichen) Schriften lehrte, als dafür ausgebildet galt und dass die frühen Christen weithin in der sozialen Hierarchie nicht sonderlich hoch rangierten (s. nur 1 Kor 1,26–29), insofern also zu einem großen Teil des Lesens nicht mächtig gewesen sein werden1. Dem entspricht das Vorgelesen- und Gehörtwerden der neutestamentlichen Briefe im Kreis ihrer Adressaten (s. 1 Thess 5,27; Offb 1,3; vgl. Kol 4,16). Außerdem hat das mündliche Wort fraglos besondere Qualitäten. So kann man da den Zusammenhang von Person und Aussage leichter einschätzen (vgl. nur Mk 1,22; Apg 5,1ff). Zudem tritt bei der mündlichen Äußerung, die vielen biblischen und neutestamentlichen Textsorten zugrunde liegt (z.B. der Erzählung und dem Gleichnis), die personale Dimension auch auf Seite des oder der Angeredeten besonders deutlich hervor (vgl. z.B. Lk 5,4f)2. Es ist schwerlich Zufall, dass es in Röm 10,17 (vgl. Gal 3,2.5) nicht heißt: der Glaube kommt aus der Lektüre, sondern: aus dem Hören, aus der Predigt. Gleichwohl geht es beim Vorlesen und Zuhören um einen ähnlichen Vorgang wie beim Lesen.

In Anlehnung an die z.B. im Blick auf das Fernsehen übliche Ausdrucksweise kann man vier Faktoren unterscheiden: Sender (S), Empfänger (E), Medium (M) und mitgeteilten Inhalt (I), der dabei zunächst zu kodieren (bzw. zu enkodieren), dann zu dekodieren ist.

Dazu passt die berühmte Szene Apg 8,26–40, in der es schließlich zur Taufe des „Kämmerers aus Mohrenland" durch Philippus kommt. Denn der Beamte (E) der äthiopischen (d.h. nubischen) Königin hat hiernach „den Propheten Jesaja" (S) gelesen (V. 28.30), und zwar den eigens aufgeführten „Abschnitt der Schrift" (M), den wir als Jes 53,7–8a bezeichnen würden (V. 32f). Und da ergibt sich nicht zuletzt angesichts der bildhaften Sprache, der zufolge jemand „wie ein Schaf zur Schlachtung geführt" wurde, die inhaltliche Frage (I): „Von wem spricht der Prophet (das)?" (V. 34).

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