Die schwierige Loslösung von Eltern und Kindern

Die schwierige Loslösung von Eltern und Kindern

 

 

 

von: Inge Schubert

Campus Verlag, 2005

ISBN: 9783593378497

Sprache: Deutsch

249 Seiten, Download: 995 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Die schwierige Loslösung von Eltern und Kindern



Fallanalysen und Portraits (S. 57-59)

Fallanalyse – Vera Krone-Falkner

Zur Person von Frau Krone-Falkner

Frau Krone-Falkner ist zum Zeitpunkt des Interviews 46 Jahre alt. Sie ist Mutter von drei Kindern. Sophie, die älteste Tochter ist 18 Jahre, die beiden Söhne sind 15 und 9 Jahre alt. Sophie hatte ein Jahr zuvor an Gruppengesprächen und an einem Einzelinterview teilgenommen. Frau Krone-Falkner ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen Kindern in Bremen. Frau Krone-Falkner ist Psychologin. Sie arbeitet im Beratungszentrum der gynäkologischen Abteilung des städtischen Klinikums. Der Mann von Frau Krone-Falkner ist Jugendpfleger. Er arbeitet in einem städtischen Jugendkulturzentrum. Frau Krone-Falkner war als junge Frau in der Studentenbewegung politisch aktiv. Sie engagierte sich später in der Frauenbewegung. Frau Krone- Falkner lebte anfangs allein mit ihrer Tochter in einer Frauenwohngemeinschaft. Erst als das zweite Kind geboren wurde, zog sie mit dem Vater ihrer Kinder zusammen. Herr Krone, der bis dahin in einer Männerwohngemeinschaft gelebt hatte, zog zu Frau und Kindern. Als die ehemalige Frauenwohngemeinschaft auseinander ging und das dritte Kind unterwegs war, heiratete das Elternpaar. Familie Krone-Falkner blieb im Haus der ehemaligen Frauenwohngemeinschaft wohnen. Frau Krone-Falkner behielt den Kontakt zu den Frauen der ehemaligen Wohngemeinschaft und zu deren Kindern, die im ähnlichen Alter wie ihre eigenen Kinder sind. Das frauenspezifische Interesse von Frau Krone-Falkner hat in ihrem beruflichen Tätigkeitsfeld in der Frauenklinik eine Fortsetzung gefunden.

Zum äußeren Rahmen des Interviews

Das Haus von Familie Krone-Falkner liegt an einer belebten Hauptverkehrsstraße und grenzt mit dem dahinter liegenden Garten an ein freies Wiesengelände. Die genaue Wegbeschreibung von Frau Krone-Falkner und die direkte Straßenbahnverbindung vom Bahnhof aus, haben mich früher als erwartet dort ankommen lassen. Es ist ein regnerischer Herbsttag, sodass ich die Zeit bis zum verabredeten Interviewtermin noch in einem nahe gelegenen Café verbringe. Als ich am Haus der Familie klinge und das Gartentor öffne, folgt mir ein Junge mit Fahrrad. Er möchte seinen Freund besuchen. Der jüngere Sohn der Familie steht erwartungsvoll an der Eingangstür und ist irritiert über unser beider Kommen. Er erklärt kurz, dass seine Mutter schlafe und wendet sich seinem Freund zu. Ich überlege schon, ob ich mich im Tag geirrt habe und die lange Fahrt vielleicht umsonst gemacht habe, als mich Frederik in den Hausflur bittet. Er will nach seiner Mutter sehen und herausfinden, ob mein Besuch möglich ist. Nach einer Weile kommt Frau Krone-Falkner freundlich und noch etwas verschlafen in den Flur. Sie bittet mich, im Wohnzimmer zu warten. Während ich die verschiedenartigen altertümlichen Sitzgelegenheiten mustere und an der großzügigen Altbauarchitektur des Hauses Gefallen finde, höre ich die beiden Jungen, wie sie nebenan ihre Nachmittags-Tour besprechen. Frau Krone-Falkner kommt schließlich mit einem Tablett mit Kaffee und Keksen ins Zimmer. Sie ist bereit für das Interview und hatte es auch keineswegs vergessen.

Frau Krone-Falkner hat den Zeitpunkt des Interviews offensichtlich mit Bedacht gewählt. Es ist der Tag, an dem die beiden älteren Kinder nachmittags Unterricht haben. Der jüngste Sohn ist mit seinem Freund zu einer Fahrradtour verabredet und Frau Krone-Falkners Mann verabschiedet sich, um zur Arbeit zu gehen. Wir sind also allein und ungestört. Frau Krone-Falkner vermittelt den Eindruck einer zielstrebigen und selbstbewussten Frau, die genaue Vorstellungen hat. Es scheint insgesamt so, als seien bei ihr die Dinge gut abgeklärt und geregelt.

Frau Krone-Falkner war ihrerseits auf ein Interview über die Pubertät der Tochter eingestellt. Das zustande gekommene Missverständnis, das sich nicht aus dem Verlauf des Vorgesprächs erklären lässt, könnte auch aus einer Haltung von Frau Krone-Falkner resultieren. Möglicherweise wollte sie als Mutter lieber über die körperliche Entwicklung der Tochter sprechen als über ihre Beziehung zur adoleszenten Tochter. Das Thema der Ablösung der adoleszenten Tochter, das die Mutter-Tochter-Beziehung in den Blickpunkt rückt und nicht allein das körperliche Frau-Werden der Tochter, brachte für Frau Krone-Falkner einen überraschenden Perspektivenwechsel.

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