Drogenmissbrauch im Jugendalter

Drogenmissbrauch im Jugendalter

 

 

 

von: Christoph Möller

Vandenhoeck & Ruprecht, 2005

ISBN: 9783525462287

Sprache: Deutsch

210 Seiten, Download: 2426 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Drogenmissbrauch im Jugendalter



Christoph Möller
Stationare und ambulante Therapieangebote für drogenabhängige Jugendliche (S. 63-64)

Vorbemerkung

Die Erfahrungen und Konzepte aus dem Erwachsenenbereich lassen sich nicht eins zu eins auf den Kinder- und Jugendbereich übertragen. Die Eigenarten und Dynamiken des Jugendalters müssen berücksichtigt werden und die Angebote sollten störungs- und altersspezifisch orientiert sein. Im ersten Teil des Beitrags werden Besonderheiten und spezifische Anforderungen eines Angebots für Jugendliche besprochen. In einem zweiten Teil wird die Therapiestation für drogenabhängige Kinder und Jugendliche Teen Spirit Island in Hannover als ein mögliches Modell vorgestellt.

Entwicklungspsychologische Aspekte
Die Adoleszenz ist eine Lebensphase, in der die bisher gewonnene Sicherheit, das Erleben der Welt, die eigenen Wertevorstellungen und die bisherigen Lebenserfahrungen erschuttert und in Frage gestellt werden. Es gilt, die Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz zu meistern, wie die Auseinandersetzung mit dem sich verändernden Körper und der sich entwickelnden Erwachsenensexuälitat. Die Ablosung von den Eltern, der Ansturm der Emotionen (≫himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt), die Einbindung in die Peergroup und die Auseinandersetzung mit moralischen Prinzipien sind weitere Inhalte. Das Gelingen dieser Aufgaben ist entscheidend für die Ausbildung einer stabilen und gesunden Identität sowie für das Entwickeln sozialer Fertigkeiten, Bewältigungsmechanismen und Entscheidungsstrategien (Silbereisen 1995).

Die seelische Entwicklung vollzieht sich im Spannungsfeld von Polaritüten wie Selbst und Objekt, Autonomie und Abhängigkeit. Unter ungünstigen Bedingungen, biologischer oder psychischer Art, kann es zu einer krisenhaften Zuspitzung kommen. Bei Kindern und Jugendlichen ist eine zunehmend geringere Belastbarkeit zu beobachten. Viele Eltern fühlen sich mit den Erziehungsaufgaben überfordert und haben in der eigenen Vorgeschichte selbst wenig Bindungs- und Beziehungsfähigkeit entwickeln können. Fühlen sich die Eltern überfordert oder sind beide Eltern berufstätig, werden die Kinder oft mit Geschenken und materieller Zuwendung versorgt. Anstelle positiver Beziehungserfahrungen tritt hier frühes Konsumverhalten.

Die Familie als verlässlicher Bezugsrahmen, in dem erste grundlegende Beziehungserfahrungen gesammelt werden, zerfallt zunehmend. Kinder wachsen mit mehr und haufig wechselnden Bezugspersonen auf. Die Lebensrealität der Kinder ist in den letzten Jahrzehnten schnelllebiger geworden. An die Kinder werden schon in jungen Jahren erhöhte Integrationsanforderungen gestellt. All diese Aspekte mussen bei der Behandlung drogenkonsumierender Jugendlicher berücksichtigt werden. Bei Jugendlichen mit einer Abhängigkeitssymptomatik finden sich in der Lebensgeschichte hau.g Risikofaktoren wie fruhe Bindungs- und Beziehungsstörungen, Frustrationsintoleranz, Aggressivität, Entwicklungsstörungen, ausgeprägtes „Sensation seeking“, unzureichende Beziehungsfähigkeit und Unterstutzung in der Jugendzeit.

Frühe Traumatisierungen durch psychische, physische oder sexuelle Gewalt, Drogen oder Alkoholkonsum der Bezugspersonen mit ihren problematischen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung oder psychische Erkrankungen eines Elternteils sind in den Anamnesen der Jugendlichen keine Seltenheiten. Stehen die Eltern aufgrund eigener Problematik zeitweise oder dauerhaft nicht zur Verfugung, unerträgliche Gefühle des Kindes mit ihm zu teilen oder zu „containern“, kann beim Heranwachsenden ein resignatives Grundgefühl die Lebenshaltung prägen. Die wenigsten dieser Jugendlichen stammen aus einem Umfeld, das ihnen Geborgenheit und Zuwendung in Verbindung mit klaren Erwartungen und Absprachen vermitteln konnte.

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