Möglichkeiten der Gewaltprävention

Möglichkeiten der Gewaltprävention

 

 

 

von: Manfred Cierpka

Vandenhoeck & Ruprecht, 2005

ISBN: 9783525462096

Sprache: Deutsch

250 Seiten, Download: 1901 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Möglichkeiten der Gewaltprävention



Consolata Thiel-Bonney, Manfred Cierpka und Astrid Cierpka

Präventives Beratungsmodell für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern (S. 106-107)

Dieser Beitrag befasst sich mit einem Modell früher Intervention und Beratung von Familien, die ihre Säuglinge und Kleinkinder mit Störungen der Verhaltensregulation einem therapeutischen Team vorstellen. In dieses Beratungsmodell fließen Kenntnisse aus der Familienund Säuglings-/Kleinkindforschung und aus der klinischen Arbeit mit jungen Familien ebenso ein wie das Wissen um die Wirksamkeit und die präventiven Chancen der frühen Intervention. Die Forschungsergebnisse in diesem Bereich belegen, dass Interventionen in der frühen Kindheit nicht nur die individuellen Kompetenzen fördern, sondern auch die Gesundheit stabilisieren und seelische Erkrankungen verhindern können.

Die Familiengründung – Aspekte aus der Familienforschung

Keine lebenszyklische Phase in der Entwicklung einer Familie bringt so viele Veränderungen mit sich wie die Geburt des ersten Kindes. Für das Paar besteht die Entwicklungsaufgabe dieser Phase in der Auseinandersetzung mit der Elternschaft. Das Paar muss sich an die Schwangerschaft anpassen und sich auf die Elternrolle vorbereiten. Die Geburt eines Kindes verändert die partnerschaftliche Beziehung ebenso, wie die initiale Qualität der Partnerschaft selbst wiederum maßgebend ist für die elterliche Annahme des Kindes. Die Dyade der Partnerschaft wird mit dem Kind trianguliert, die neue Dynamik im Beziehungsdreieck ist eine Herausforderung.

Nach der »Geburt der Familie« zeigt sich,wie sehr die Partnerschaft die Veränderungen trägt oder ob das Kind als Ersatz für eine wenig tragfähige Partnerbeziehung in eine neurotische Funktion hinein- wächst, in der es für die Stabilisierung der konflikthaften Bedürfnisse der Erwachsenen gebraucht wird. Derartige Prozesse können dann zur »child-focused family« führen, in der das Kind zum Ersatz für nicht erreichte Ziele oder den Verlust eines Familienmitglieds wird (Bradt 1988).

In dieser Gründungsphase sind alle Teile des Familiensystems aufeinander bezogen und beeinflussen sich gegenseitig. Diagnostische Aussagen in der Therapie und in der Familienforschung sollten deshalb – wie in der multimodalen und multimethodale Familiendiagnostik üblich – die Beurteilung von drei Ebenen beinhalten: die Ebene der Individuen, der Dyaden und der gesamten Familie (Cierpka 1996). Neben der Beurteilung des Kindes (etwa seines Temperaments) und der Persönlichkeiten der Eltern wird in der aktuellen Familienforschung untersucht, wie sich das dyadische Partnerschaftssystem zu einem triadischen und familialen System wandelt.

Mikroanalytische Interaktionsuntersuchungen veranschaulichen den Dialog in der Partnerschaft oder in der Familie.Wie in Zeitlupenfilmen kann der subtile Tanz zwischen den Familienmitgliedern beobachtet werden, so als sei eine präzise Choreografie amWerk.Amdeutlichsten wahrnehmbar ist diese dynamische Beziehung zwischen der primären Bezugsperson des Kindes, in der Regel zwischen Mutter und Kind, wie sie Daniel Stern (1985, 1998) für die Dyade beschrieben hat: »Der Betrachter hat den Eindruck, einem einzigen Organismus gegenüberzustehen, zwei oder drei unterschiedlich autonomen Individuen, die im höchsten Maße abhängig voneinander sind, und dadurch wie ein Ganzes wirken.« Stand zunächst die Mutter-Kind-Dyade im Zentrum der Forschung, so rückt in jüngster Zeit die primäre Triangulierung in das Blickfeld. Beispielsweise ermöglicht das »Lausanner Spiel-zu-dritt« eine Untersuchung der triadischen Interaktionen zwischen Vater,Mutter und Baby (Fivaz-Depeursinge u. Corboz-Warnery 2001). Eine zufriedene Paarbeziehung bedeutet auch für die Eltern selbst eine wesentliche Unterstützung in der Beziehungsaufnahme zu ihrem Kind und in der »Verfügbarkeit« ihrer elterlichen intuitiven Kompetenzen. Das Kind fühlt sich in einer »kooperativen Familienallianz« (Fivaz-Depeursinge u. Corboz-Warnery 2001) unterstützt. Das positive emotionale »Klima«, in dem sich der Dialog zwischen Eltern und Kind freudig gestaltet, trägt wesentlich zu der Entwicklung einer gelingenden Selbstregulation und einer positiven Selbstrepräsentanz des Säuglings bei.

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