Essstörungen

Essstörungen

 

 

 

von: Corinna Jacobi, Thomas Paul, Andreas Thiel

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2004

ISBN: 9783840911576

Sprache: Deutsch

122 Seiten, Download: 676 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Essstörungen



2 Störungstheorien und Modelle (S. 121)

Von den klassischen Störungsmodellen (z. B. kognitiv-behavioral, psychodynamisch, biologisch) kann derzeit keines die Entstehung einer Essstörung überzeugend vorhersagen. Entsprechend findet sich – wie auch bei anderen psychischen Störungen – in Lehrbüchern häufig der Hinweis auf die multifaktorielle Bedingtheit von Essstörungen („biopsychosoziales Modell"). Im Rahmen dieser Modelle ist allerdings der Grad der empirischen Absicherung für die verschiedenen Faktoren sehr unterschiedlich. Während die Rolle mancher Faktoren gut gestützt ist, muss der Stellenwert anderer als hypothetisch bis spekulativ angesehen werden. Oftmals bleibt außerdem die Frage des zeitlichen Auftretens der Faktoren im Verhältnis zum Beginn der Essstörung unberücksichtigt. Damit muss davon ausgegangen werden, dass eine Vielzahl der postulierten Risiko- oder Ätiologiefaktoren eher Korrelate oder Folgen der Essstörung sind. Eine sorgfältige Trennung von Faktoren, deren Vorliegen im Vorfeld der Störung als gesichert gelten kann, und solchen, die Begleiterscheinung oder Folge der Störung sind, ist daher sinnvoll und wünschenswert. Unabhängig davon können aber manche Modelle dennoch für den klinischen Alltag hilfreich sein. Die kognitiv-behavioralen Modelle, die stärker aus dem klinisch-therapeutischen Zusammenhang entwickelt worden sind, können beispielsweise dazu dienen, der Patientin ein überschaubares und plausibles Störungsmodell zu vermitteln, woraus dann entsprechende Strategien für die Behandlung abgeleitet werden können. Hierbei stehen in der Regel die aufrechterhaltenden Mechanismen der Störung stärker im Vordergrund. Im Folgenden wollen wir daher einen aktuellen Überblick über Risikofaktoren bei Essstörungen geben.

Wir orientieren uns hierbei an einer vor einiger Zeit veröffentlichten Typologie zu Risikofaktoren sowie den dazugehörigen Definitionen und methodischen Empfehlungen (vgl. Kraemer, Kazdin, Offord, Kessler, Jensen & Kupfer, 1997). Entsprechend dieser Typologie muss für einen Risikofaktor ein signifikanter und klinisch relevanter Zusammenhang mit dem Beginn der Erkrankung nachweisbar sein. Weiterhin muss gesichert sein, dass der Faktor im Vorfeld der Essstörung aufgetreten ist. Dies kann – mit Ausnahme weniger Faktoren wie z. B. Geschlecht, Geburtsjahr und ethnische Zugehörigkeit – nur für im Längsschnitt erhobene Faktoren als gesichert gelten. Im Rahmen einer Übersichtsarbeit wurde die Typologie bzw. Terminologie erstmalig auf die potenziellen Risikofaktoren bei Essstörungen angewandt (Jacobi et al., 2004; Jacobi, Morris & de Zwaan, 2004). Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden hier unter der Überschrift „Risikofaktoren" zusammengefasst, wobei der Schwerpunkt auf der Absicherung der verschiedenen Faktoren durch Längsschnitt- bzw. Querschnittstudien liegt.

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