Freundschaften, Cliquen und Jugendkulturen - Peers als Bildungs- und Sozialisationsinstanzen
von: Marius Harring, Oliver Böhm-Kasper, Carsten Rohlfs, Christian Palentien
VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2010
ISBN: 9783531923154
Sprache: Deutsch
410 Seiten, Download: 2330 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
Mehr zum Inhalt
Freundschaften, Cliquen und Jugendkulturen - Peers als Bildungs- und Sozialisationsinstanzen
Peers und Schule – positiver oder negativer Einfluss von Freunden auf schulische Bildungsbiografien? (S. 223-224)
Heinz-Hermann Krüger und Ulrike Deppe
1 Einleitung
In diesem Beitrag wird von den zentralen Ergebnissen einer Längsschnittstudie berichtet, die den unterschiedlichen Stellenwert von Gleichaltrigen für die schulischen Bildungsbiografien von vormals elfjährigen und inzwischen in der zweiten Erhebungswelle circa 13-jährigen Heranwachsenden untersucht. Nach einer einleitenden Darstellung des aktuellen Forschungsstandes zu präadoleszenten1 Bildungsbiografien und Peers im Kontext der Jugend- und Schulforschung sowie entsprechenden Längsschnittstudien werden die Ziele, die theoretischen Bezüge sowie das Forschungsdesign des Projekts skizziert.
Anschließend werden zwei kontrastierende Fälle vorgestellt, bei denen die Peers sich besonders in ihrer Bedeutung für die schulische Bildungsbiografie voneinander unterscheiden. Zugleich sollen diese Falldarstellungen veranschaulichen, wie die auf Fällen basierende Längsschnitttypologie erarbeitet wurde. Im Anschluss daran werden die beiden vorgestellten Fälle in das gesamte Spektrum der empirisch herausgearbeiteten Längsschnitttypologie eingeordnet. In dem Fazit werden weitere Ergebnisse präsentiert und diese auf den Forschungsstand zum Stellenwert von Peers für schulische Bildungsbiografien bezogen.
2 Präadoleszente Bildungsbiografien und Peers in der Jugend- und Schulforschung
Studien, die Zusammenhänge zwischen schulischen Bildungsverläufen sowie Peeraktivitäten und -orientierungen in außerunterrichtlichen und außerschulischen Freundschaftsgruppen untersuchen, sind äußerst selten und dies gilt erst Recht für Untersuchungen mit einem Längsschnittdesign. In der Kindheitsforschung, deren Ergebnisse für unser Projekt vor allem in der ersten Untersuchungsphase relevant waren und die hier deshalb nur noch am Rande mit berücksichtigt werden sollen, haben sich im deutschsprachigen Raum vor allem Krappmann und Oswald (1995) im Rahmen qualitativer und quantitativer Studien mit den Gleichaltrigenbeziehungen in Grundschulklassen befasst und auf die Bedeutung des sozialen Herkunftsmilieus von Kindern für deren Beliebtheit in der Schulkasse hingewiesen (vgl. Oswald/Krappmann 2004, Oswald 2008).
Internationale Studien belegen darüber hinaus die Leistungs- und Schichthomogenität schulischer Peergroups (vgl. Hallinan 1980, Adler/Adler 1998) und zeigen zudem in quantitativen Längsschnittstudien auf, dass sich diese Homogenität auch im Verlaufe der Grundschulzeit sowie beim Übergang in die Sekundarstufe nicht grundlegend verändert (vgl. Graham et al. 1998, Chen/Chang/He 2003).