Schizophrenie - die Krankheit verstehen

Schizophrenie - die Krankheit verstehen

 

 

 

von: Asmus Finzen

Psychiatrie-Verlag, 2008

ISBN: 9783884147009

Sprache: Deutsch

181 Seiten, Download: 616 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Schizophrenie - die Krankheit verstehen



9 Therapie

Die Therapie der Schizophrenie ist wohl die dankbarste für den A r z t . E. BLEULER, 1911

Schizophrene Psychosen sind entgegen einem verbreiteten Vorurteil gut behandelbar. Sie sind durch Therapie nicht heilbar, so wie die Zuckerkrankheit nicht heilbar ist. Aber ihre Symptome sind gut zu beeinflussen, oft ganz zu beseitigen. Ihr Verlauf lässt sich durch konsequente Behandlung und Rückfallprophylaxe mildern. Ihre sozialen Folgen lassen sich abfedern und bei aktiver Mitarbeit der Kranken überwinden. Die Ergebnisse der Langzeituntersuchungen von M. BL E U L E R, von HU B E R und Mitarbeitern und von MÜ L L E R und CI O M P I, in die die heutigen therapeutischen Möglichkeiten sich noch gar nicht niedergeschlagen haben (vgl.S.108), sind eine Herausforderung an unser therapeutisches Engagement.

Die Entwicklung der modernen Psychiatrie nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Möglichkeiten und Methoden der Schizophreniebehandlung entscheidend bereichert. Die Verbindung von Soziotherapie und Psychotherapie, die in der englischen Reformbewegung ihren ersten Höhepunkt Ende der Vierzigerjahre erlebten, und die Entwicklung der Pharmakotherapie seit Mitte der Fünfzigerjahre haben die BL E U L E Rschen Feststellungen über die Chancen der Schizophrenietherapie bekräftigt. Wahr ist leider auch, dass nicht zuletzt die hartnäckigen Vorurteile gegenüber der Krankheit auch unter Ärzten dazu beitragen, dass die therapeutischen Möglichkeiten der Schizophreniebehandlung im Alltag immer noch nicht überall ausgeschöpft werden. Ich will nicht so tun, als sei die Schizophrenietherapie ein Kinderspiel. Im Gegenteil, sie ist eine komplexe Angelegenheit, die Kenntnisreichtum und Erfahrung, Geduld und Engagement verlangt. Schizophreniebehandlung ist nichts für Therapieideologen. Sie erfordert ein Zusammenwirken von psychotherapeutischen, pharmakotherapeutischen und soziotherapeutischen Ansätzen. Sie lebt von der Zusammenarbeit und der Auseinandersetzung mit den Kranken.

Der Behandlung hat die Diagnose vorauszugehen. Bei den Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis ist diese Forderung von besonderer Bedeutung, weil die moderne Pharmakotherapie die Symptomatik rasch und nachhaltig verändert.
Die nachträgliche Sicherung der Diagnose ist deshalb manchmal schon wenige Tage nach Behandlungsbeginn nicht mehr möglich. Eine falsche Diagnose hat deshalb schwer wiegende Konsequenzen. Die Schizophreniediagnose ist nur dann leicht zu stellen, wenn das Krankheitsbild eindeutig ist.

Es gibt aber einen breiten Grenzbereich zwischen Krankheit und Gesundheit, in dem selbst erfahrene Diagnostiker kein sicheres Urteil abgeben können. Bei Grenzzuständen, zu denen auch die so genannten schizophreniformen Störungen gehören, darf nur eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Klarheit schafft dann nur die sorgfältige Beobachtung des weiteren Verlaufs.

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