Rückfallprophylaxe bei Drogenabhängigkeit - Ein Trainingsprogramm

Rückfallprophylaxe bei Drogenabhängigkeit - Ein Trainingsprogramm

 

 

 

von: Hartmut Klos, Wilfried Görgen

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2009

ISBN: 9783840921742

Sprache: Deutsch

160 Seiten, Download: 2766 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Rückfallprophylaxe bei Drogenabhängigkeit - Ein Trainingsprogramm



Kapitel 3 Das Rückfallprophylaxetraining (RPT) (S. 40-41)

3.1 Entwicklung

Ausgangssituation und erste Umsetzung

Ausgangssituation zur Entwicklung und ersten Umsetzung eines Rückfallprophylaxetrainings für drogenabhängige Menschen im Jahr 2000 waren drei zentrale Phänomene, die im Rahmen der Arbeit in der medizinischen Rehabilitation der Fachklinik „Haus Aggerblick“ der Drogenhilfe Köln gGmbH beobachtet wurden.

1. Die Tatsache, dass Patienten selbst nach jahrelangem Kontakt mit unterschiedlichen Betreuungs- und Behandlungsangeboten des Drogenhilfesystems unangemessene und z.T. unrealistische Sichtweisen und Auffassungen über ihren weiteren Krankheitsverlauf und das Rückfallgeschehen besaßen, äußerte sich in Auffassungen, wie z. B. „Ein Rückfall wird mir nicht mehr passieren können“ (Selbstüberschätzung) oder „Wenn Drogenverlangen aufkommt, werde ich wohl kaum etwas dagegen tun können“ (geringe Selbstwirksamkeitserwartung), oder „Wenn ich noch einmal rückfällig werde, war alles umsonst, und das wird für mich das Ende bedeuten“ (Polarisierung). Diese Sichtweisen der Patienten waren Ausdruck einer unzureichenden Auseinandersetzung mit dem Verlauf und den Phänomenen der Erkrankung und ließen keine günstige Prognose zu.

2. Zudem musste konstatiert werden, dass rückfällige Patienten sehr lange Zeit benötigten, um sich nach einem Rückfall wieder Hilfe zu suchen und zu einer abstinenten Lebensweise zurückzukehren. Zumeist war es in diesen Zeiträumen, die oft mehrere Monate bis Jahre umfassen konnten, zu erneuten schweren Schädigungen, seien sie körperlicher, sozialer oder psychischer Art als auch zu Gefängnisaufenthalten, Überdosierungen, Prostitution etc. gekommen. Das Rückfallmanagement bei den drogenabhängigen Menschen galt es zu optimieren.

3. Schließlich wurde auch deutlich, dass die Auseinandersetzung zu bestimmten Themen, wie z. B. die Kriminalitätsbelastung der einzelnen Patienten, der Umgang mit Alkohol während und nach der Therapie, das Aufkommen von Suchtdruck sowie der Umgang mit Rückfällen, mit den Patienten nur unzureichend gelang. Aus diesen Gründen wurde ein Gruppenangebot entwickelt, welches unter dem Oberbegriff „Rückfallprophylaxetraining“ diesen Schwächen in der Behandlung entgegenwirken sollte. In einem ersten Schritt wurde eine indikative Gruppe angeboten, die einen Zeitrahmen von drei Sitzungen umfasste. Zur Gestaltung der drei thematisch vorgegebenen Gruppensitzungen wurden Methoden aus der Suchtprävention und Bildungsarbeit verwendet. Kernstück des ersten 3-moduligen Trainingsprogramms war das Thema „Schutzfaktoren“, welches mit der Methode „Mauer gegen den Rückfall“ (vgl. Modul 3, Arbeitsblatt 3.3) große Resonanz bei den Patienten auslöste. Weitere Themen waren anfangs die Strategien zur Rückfallvermeidung sowie das Rückfallmanagement, d. h. das Verhalten nach einem erneuten Konsum von Drogen. Die Resonanz der Patienten war ermutigend. Sie meldeten zurück, dass dieses für kleine Gruppen angebotene indikative Programm ihre Interessen treffen würde (O-Ton: „Hier werden die zentralen Themen besprochen“). Ein Austausch auch über „brisante“ Themen wurde gewünscht (O-Ton: „Über Alkohol reden wir sonst nur untereinander, und meistens reden wir uns dann nur heiß. Ich weiß aber, dass Alkohol für mich ein Problem ist“). Des Weiteren gab es positive Rückmeldungen zu den anschaulichen Methoden und Modellen, welche den Patienten viel über ihre Erkrankung vermittelten (O-Ton: „Hier lerne ich etwas Neues und bekomme Informationen über meine Erkrankung“). Diese ermutigenden Rückmeldungen führten zu einer Ausweitung und Ausdifferenzierung des Behandlungsangebots.

Kontinuierlicher Ausbau und Professionalisierung

Die Abfrage bei den Patienten zu ihren Zugängen und Interessen hinsichtlich des Themas „Rückfallgeschehen“ führte zur Entwicklung thematisch neuer und mit lernförderlichen Methoden versehenen Einheiten. Die drei „Ursprungsmodule“ wurden aufgegliedert und ausdifferenziert, so dass zunächst fünf, später dann sieben und zehn Ein heiten zu dem letztendlich 16 Module umfassenden Programm führten (vgl. Abb. 5).

Die Vermittlung von Grundinformationen zum Krankheitsverlauf zur Erhöhung des Krankheitsverständnisses wurde auf die Module 1 „Einführung in das Rückfallprophylaxe-Training“, Modul 2 „Wege aus der Drogenabhängigkeit – die Stufen der Veränderung“ und Modul 3 „Schutzfaktoren“ aufgeteilt. Eine weitere Ausdifferenzierung erfolgte, indem das Oberthema „Rückfallursachen und Rückfallvermeidung“ in vier einzelne Einheiten aufgegliedert wurde. Dies führte zu der Entwicklung des Moduls 4 „Risikofaktoren“, des Moduls 5 „Ambivalenzen – die Vor- und Nachteile der Drogenfreiheit“, des Moduls 6 „Strategien im Umgang mit Suchtdruck“ sowie des Moduls 7 „Strategien in rückfallrelevanten Situationen“. Das Rückfallmanagement wurde in Modul 12 „Verhalten nach dem Rückfall – das Airbag-Modell aufgegriffen. Spezifische und für das Rückfallgeschehen von drogenabhängigen Menschen zentrale Themen wurden neu ins Trainingsprogramm aufgenommen. Dazu zählen die Module 8 „Drogenabhängigkeit und Alkoholkonsum“, Modul 9 „Kriminalität und Rückfälligkeit“, Modul 10 „Kriminalität II – Materielle Sicherheit“, sowie Modul 11 „Risikobereitschaft und Rückfallgeschehen“. Vor dem Hintergrund salutogenetisch und ressourcenorientierter Perspektiven kamen Modul 13 „Angehörige und Rückfallgeschehen“, Modul 14 „Lust und andere gute Gefühle“ und Modul 15 „Erfolge, Anerkennung und Belohnungen“ hinzu und komplettierten das Trainingsprogramm. Das Modul 16 dient der Wiederholung und Auswertung und bildet den Abschluss des Programms.

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