Gründungsintention von Akademikern - Eine empirische Mehrebenenanalyse personen- und fachbereichsbezogener Einflüsse

Gründungsintention von Akademikern - Eine empirische Mehrebenenanalyse personen- und fachbereichsbezogener Einflüsse

 

 

 

von: Sascha Walter

Gabler Verlag, 2008

ISBN: 9783834998491

Sprache: Deutsch

248 Seiten, Download: 1640 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Gründungsintention von Akademikern - Eine empirische Mehrebenenanalyse personen- und fachbereichsbezogener Einflüsse



3.2.4 Ökonomische Perspektive (S. 38-39)

Wirtschaftswissenschaftler haben sich erst verhältnismäßig spät mit der Erforschung der persönlichen Triebkräfte für eine Unternehmensgründung befasst (Brandstatter 1997: 158). Dies liegt insbesondere in der Schwierigkeit begründet, den Unternehmer in bestehende neoklassische Theorien mit ihrem Fokus auf etablierte und große Unternehmen zu integrieren (Baumol 1968: 66f.). Bis heute ging aus diesem Bereich kein in sich geschlossener theoretischer Ansatz hervor, der Auslöser unternehmerischen Handelns erklärt: „there is no economic theory of entrepreneurship" (Campbell 1992: 21). Es sind jedoch diverse theoretische Beiträge zu verzeichnen, die die Unternehmerperson und -rolle zu charakterisieren versuchen, sowie Modelle und empirische Studien basierend auf traditionellen ökonomischen Konzepten und Theorien.

Diese werden im Folgenden vorgestellt. Klassische Schriften zum Unternehmerbild lassen sich drei Denkschulen zuordnen: der deutschen, der österreichischen und der Chicagoer Schule (Eisenhauer 1995: 68f.). Die deutsche Schule, geprägt vor allem durch Schumpeter (1934) und (1950), beschreibt den Unternehmer als primär durch seinen Schöpfer- und Leistungsdrang motivierten Innovator, der Ressourcen neu kombiniert und so Geschäftsmöglichkeiten selbst erschafft. Seine Innovationen können in einem Akt der „kreativen Zerstörung" gar neue Märkte oder Industrien entstehen lassen und bestehende ablösen, zumindest jedoch in ein Ungleichgewicht versetzen. Dahingegen ist der Unternehmer der österreichischen Schule (Kirzner 1973) ein opportunistischer Arbitrageur, der sich auf der Suche nach Profiten Marktungleichwichte zunutze macht.

In dieser Perspektive entstehen Geschäftsmöglichkeiten nicht durch den Unternehmer selbst, sondern durch ineffiziente Ressourcenallokationen anderer Personen. Er trägt folglich dazu bei, das Gleichgewicht eines Marktes wiederherzustellen. Im Gegensatz zu der deutschen und österreichischen Schule betont die Chicagoer Schule (Schultz 1975) den Aspekt der Unsicherheit. Entscheidungen unter Unsicherheit liegen vor, wenn, anders als bei Entscheidungen unter Risiko, Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten bestimmter Umweltzustände nicht bekannt sind (Knight 1921). Die Chicagoer Schule skizziert den Unternehmer als rationalen Entscheider, der die Bürde der Unsicherheit in einem dynamischen Marktumfeld trägt und hierfür durch Gewinne entlohnt wird. Diese zieht er wie auch in der österreichischen Auffassung aus Ungleichgewichten des Marktes.

Neuere ökonomische Modelle der Gründungsentscheidung orientieren sich vor allem an der Entscheidungstheorie und dem Humankapitalansatz. Manche Autoren beziehen sich auch auf das Nutzenkonzept (Shane 2003: 63, Levesque et al. 2002, Eisenhauer 1995, Amit et al. 1995) im Allgemeinen oder stellen lediglich monetäre Aspekte (Blanchflower und Oswald 1998) in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen. Die interdisziplinär ausgerichtete Entscheidungstheorie weist zumindest zwei unterschiedliche Teilgebiete auf (Laux 2005: 2): (1) die deskriptive Entscheidungstheorie (vgl. auch Behavioral Decision Theory in Kapitel 3.2.2) untersucht, wie und warum bestimmte Entscheidungen in der Realität zustande kommen, (2) die normative oder präskriptive Entscheidungstheorie will unter der Rationalitätsannahme Kriterien und Verfahren bereitstellen, um Entscheidungsprobleme optimal lösen zu können.

Vorwiegend der zweite Teilbereich kann auf einen ökonomischen Ursprung zurückgeführt werden. Als ein Beispiel sei Campbell (1992) genannt, der die Wahl zwischen selbstständiger und abhängiger Beschäftigung als entscheidungstheoretisches Problem modelliert. Ausschlaggebendes Kriterium ist in seinem Vorschlag der subjektive Kapitalwert einer beruflichen Selbstständigkeit. Dieser setzt sich zusammen aus (1) dem erwarteten Gewinn als Selbstständiger und der Risikoeinstellung abzüglich (2) der monetären und psychischen Kosten einer Selbstständigkeit sowie dem entgangenen Einkommen aus abhängiger Beschäftigung.

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