Sexualisierte Gewalt - Praxishandbuch zur Prävention von sexuellen Grenzverletzungen bei Menschen mit Behinderungen

Sexualisierte Gewalt - Praxishandbuch zur Prävention von sexuellen Grenzverletzungen bei Menschen mit Behinderungen

 

 

 

von: Werner Tschan

Hogrefe AG, 2012

ISBN: 9783456951096

Sprache: Deutsch

204 Seiten, Download: 2805 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Sexualisierte Gewalt - Praxishandbuch zur Prävention von sexuellen Grenzverletzungen bei Menschen mit Behinderungen



Danksagung

Der Anstoß zum Verfassen dieses Buches kam durch Ueli Affolter, dem Präsidenten des Heimverbandes des Kantons Bern. Er war für eine Besprechung zu mir nach Basel gekommen und wollte sich mit mir über die Konzeption einer Schulung in Gewaltprävention für die Heimverantwortlichen beraten. «Wäre es nicht hilfreich, wenn die Fachleute Ihre Ausführungen nachlesen könnten?», wollte er wissen. Ja natürlich. Meine Familie sagte schließlich auch ja dazu, dass ich wieder einmal für längere Zeit absorbiert sein würde. Mit einem «Wai» drückt man in asiatischen Ländern seine Dankbarkeit und Respekt vor dem Gegenüber aus.

Ich habe mich über die positive Reaktion des Verlags Hans Huber gefreut, als ich dieses Projekt vorlegte. Besonderer Dank gebührt dem verantwortlichen Lektor Herr Jürgen Georg, der mich tatkräftig unterstützte. Ebenso danken möchte ich Frau Lauri für die sorgfältige Lektoratsarbeit.

Einen besonderen Dank geht an Monika Egli-Alge und Heinz Siegwart. Beide haben auf meine Anfrage sofort zugesagt, ein Geleitwort zu schreiben. Ich wollte beide Seiten zu Worte kommen lassen. Monika Egli-Alge als versierte Fachfrau im forensischen Bereich und Heinz Siegwart als Heimleiter. Sie haben mir Mut gemacht und mit ihren Anregungen wesentlich dazubeigetragen, das Buch zu dem zu machen, wie es nun vor Ihnen liegt. Auf einer Bergwanderung Richtung Blüemlisalp haben wir uns auf einen großen Stein gesetzt und das Anliegen diskutiert. Ebenfalls einen besonderen Dank möchte ich Mechthild Wolff und Klaus-Peter David aussprechen, die beide das Manuskript als kritische LeserIn durchgesehen und viele Anregungen beigesteuert haben. Felix Harder danke ich für die zahlreichen Ideen, wenn wir uns laufend über Gewaltprävention und unsere Aufgabe als Mediziner unterhielten. Niemand konnte uns in unseren Reflexionen stören. Ebenfalls danken möchte ich Jörg Wanner. Wir haben viele Überlegungen zu einer nachhaltigen Gewaltprävention ausgetauscht – vor allem, wenn wir es konkret mit Täter-Fachleuten zu tun hatten.

Mein Freund Hussein B. Danesh hat mir gezeigt, welche Bedeutung Spiritualität für unsere eigene Tätigkeit hat und wie wir gewaltfreie Konfliktlösungen in unserem Alltag einsetzen können. Ich danke ihm zutiefst für dieses Geschenk. Er lehrt unter anderem in Basel an der World Peace Academy. Manchmal begegne ich Menschen, vor denen ich intuitiv eine tiefe Hochachtung empfinde. So eine Begegnung ist Hans Scholten, den ich wenige Tage vor der Schlussfassung dieses Buches an einer Kinderschutz-Konferenz kennenlernte. Er hat mir gezeigt, dass Visionen wahr werden können – wenn der nötige Wille und das erforderliche Können da sind, einen derartigen Schritt zu tun. Ich danke ihm für seine wertvollen Anregungen und den Mut, den seine Erfahrungen und Umsetzungen in uns wecken!

Danken möchte ich auch Verena Van den Brandt-Grädel. Sie hat die Stiftung Linda ins Leben gerufen – die Stiftung gibt den Opfern eine Stimme. Sie hat mich zum wissenschaftlichen Berater der Stifung berufen. Es ist mir eine große Ehre, eine solche Aufgabe übernehmen zu dürfen. Einen großen Dank möchte ich auch den TeilnehmerInnen der interdisziplinären Fachgruppe Gewaltprävention aussprechen: Ingrid Albrecht, Jeanne DuBois, Fredy Mathys, Barbara Wendel, Verena Stauffacher und Catherine Fürst. Hier wurden in gemeinsamer Arbeit praxisrelevante Grundlagen erarbeitet. Wir haben über Jahre Erfahrungen ausgetauscht und nach Wegen gesucht, wie wir den Betroffenen beistehen können. Wir haben auch immer wieder Neues zur Kenntnis nehmen müssen. Gewaltprävention bleibt eine stete Herausforderung – wo man immer Wege suchen muss. Dies ist die spannenende und lebendige Seite dieser Arbeit.

Zum Schluss möchte ich Prof. Dr. Helmut Willems und Prof. Dr. Dieter Ferring von der Universität Luxemburg für ihr Engagement danken. Sie haben den akademischen Diskurs über Macht und Missbrauch in Institutionen angestoßen und damit zu einem wissenschaftlichen Thema gemacht. Dank gebührt auch Prof. Dr. Jörg Fegert von der Universität Ulm, der das Thema aus der «Schmuddelecke» geholt halt, oder zumindest Wesentliches dazu beigetragen hat, dies zu ermöglichen. Eine nachhaltige Gewaltprävention ist ein Thema, das uns alle angeht, und wo wir lernen müssen, mit einer Sprache zu sprechen. Praxis und akdemischer Diskurs müssen Hand in Hand gehen und sich gegenseitig ergänzen.
Werner Tschan
Basel, 19. November 2011

Einleitung

Sexualisierte Gewalt durch Fachleute erschüttert. Die Tatsache, dass Institutionen Hochrisikobereiche für Fehlverhalten von Fachleuten darstellen, wird nur zögerlich zur Kenntnis genommen. Setzen Sie sich einmal mit den drei folgenden Fragen auseinander (aus der Sensibilisierungskampagne der Stiftung Linda):
• Wie viele Sexualdelinquenten sind in Ihrer Institution tätig?
• Wie viele Ihrer ArbeitskollegInnen sind Sexualdelinquenten?
• Mit wie vielen Sexualdelinquenten sind Sie befreundet?

Das sind beklemmende Fragen – plötzlich lässt sich die Thematik nicht mehr schönreden. Sexualisierte Gewalt durch Fachleute trifft, wühlt auf, bekümmert. Plötzlich ist man selbst sehr direkt betroffen. Sie werden später beim Durchlesen dieses Buches besser verstehen, wieso die obigen Fragen mehr als berechtigt sind.

Das vorliegende Buch will möglich Lösungen aufzeigen. «[...] we do not need more blame and despair, the focus is instead on ‹best practice› and some examples are given of modes where things have indeed gone right, and lives have been improved» (Johnson, 2012: XIII).

Sich in die Situation der betroffenen Opfer zu versetzen ist Grundvoraussetzung, um die Folgen sexualisierter Gewalt in Institutionen zu verstehen. Aus verschiedenen Gründen ist dies nicht so einfach. Viele Opfer schweigen jahrzehntelang. Es kommt wenig über die Übergriffe an die Öffentlichkeit. Das kann man auch im Fall H. S. unschwer nachzeichnen. Dieser Fall handelt von einem Serientäter in der Schweiz, der sich während 29 Jahren an Menschen mit Behinderungen vergriffen hat. Er hat an 114 Personen weit über Tausend Übergriffe verübt, ohne dass jemand etwas bemerkt haben will. Der Fall wurde am 1. Februar 2011 bekannt. Von der Situation der 114 Opfer von H. S. ist allerdings kaum etwas in die Medien gekommen. Sie haben keine Stimme, kein Gesicht – aber es gibt sie. Irgendwo.

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