Mit Kindern wachsen - NLP im Alltag

Mit Kindern wachsen - NLP im Alltag

 

 

 

von: Daniela Blickhan

Junfermann, 2012

ISBN: 9783873878815

Sprache: Deutsch

208 Seiten, Download: 4454 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Mehr zum Inhalt

Mit Kindern wachsen - NLP im Alltag



I. ELTERN


1. Was hat Erziehung mit NLP zu tun?


NLP kam ursprünglich aus dem therapeutischen Bereich: Die Begründer John Grinder und Richard Bandler wollten herausfinden, wie man Menschen dazu motivieren kann, sich persönlich zu verändern, Probleme zu lösen und neue Strategien zu entwickeln. Die Kernaussage lässt sich in einen einfachen Satz fassen:

NLP hilft Menschen,

ihre Ziele zu erkennen,
sich selbst und andere besser zu verstehen und
belastende Erfahrungen zu integrieren.

Deshalb lässt sich NLP überall dort einsetzen, wo Menschen miteinander zu tun haben: in der Schule, im Berufsleben, in der Ausbildung, in der Psychotherapie und natürlich auch im Alltag. Die therapeutische Anwendung von NLP wurde bereits in zahlreichen Büchern beschrieben, ebenso der Einsatz im beruflichen Bereich, zum Beispiel bei Kommunikations-, Führungs- und Verkaufstrainings oder in der betrieblichen Zusammenarbeit. Auch zum Thema NLP und Schule gibt es mittlerweile etliche Publikationen. Ein großer Bereich blieb bisher aber völlig unberücksichtigt – der Bereich Alltag und Familie. Lässt sich NLP denn auch im Privatleben einsetzen? Wie können Familien davon profitieren? Welche Ansatzpunkte bietet NLP für den konkreten Alltag mit Kindern?

1.1 Was ist NLP?


Am Anfang des NLP stand eine einfache Frage: Was ist es, das bestimmte Psychotherapeuten erfolgreich macht? Warum können diese Therapeuten anderen Menschen wirklich helfen, sich zu verändern – wie gehen sie mit ihren Klienten um? Die „Erfinder“ des NLP nahmen deshalb das Verhalten erfolgreicher Therapeuten unter die Lupe und fanden Strategien und Grundeinstellungen, die ihren Umgang mit anderen Menschen bestimmten. Das war das „Rohmaterial“, aus dem sie das „Neurolinguistische Programmieren“ (NLP) entwickelten.

Der komplizierte Name lässt sich recht einfach erklären: NLP befasst sich mit den Zusammenhängen von körperlichen Vorgängen („Neuro“), Sprache („linguistisches“) und inneren Verarbeitungsprozessen („Programmieren“). Unsere Gedanken und Gefühle werden in unserer Sprache sichtbar. Es besteht eine dauernde Wechselwirkung zwischen Körper, Geist und Seele – oder anders gesagt zwischen dem, was wir erleben, denken fühlen, und der Art und Weise, wie wir handeln. Keines dieser „Teile“ existiert unabhängig von den anderen; alle sind eng miteinander vernetzt. Mit NLP kann man lernen, diese Zusammenhänge zu verstehen und zu nutzen.

Ein Beispiel:

Nehmen wir an, ein Vater ärgert sich über sein Kind, weil es einen wichtigen Geschäftsbericht als Ausschneidebogen missbraucht und zerschnippelt hat. Das Wort „Ärger“ ist hier nichts anderes als ein Sammelbegriff für die komplexen physiologischen Vorgänge in seinem Körper: Sein Herzschlag beschleunigt sich, das Erregungsniveau steigt und bestimmte Stresshormone werden vermehrt ausgeschüttet, um nur einige zu nennen. Sein Bewusstsein erkennt dieses physiologische Muster als „Ärger“ und verbindet es mit dem entsprechenden Wort und den internen Bewertungsprozessen, die dazugehören. Vielleicht wurde diesem Vater von klein an beigebracht, dass man Ärger nicht zeigen darf. Dann wird er seine physiologische Reaktion wahrscheinlich negativ bewerten und eher versuchen, sie zu unterdrücken. Vielleicht hatte er aber auch cholerische Vorbilder, die beim geringsten Anlass in die Luft gingen und sich damit erfolgreich gegen andere durchsetzen konnten. Daraus mag er allmählich gelernt haben, dass man Ärger ruhig ausdrücken soll, weil man dann der Überlegene ist. In diesem Fall würde die physiologische Reaktion eher positiv bewertet werden. – Das waren nur zwei mögliche Beispiele aus der Fülle der möglichen Bewertungsprozesse, die skizzenhaft die beiden Pole aufzeigen, zwischen denen sich die Bewertungen bewegen. Diese internen Bewertungen und Überzeugungen sind oft sehr komplex und dem Bewusstsein nicht unbedingt direkt zugänglich. Dann kann man erst aus der eigenen Gefühlsreaktion Rückschlüsse darauf ziehen.

Wer sich ärgert, sieht seine Umwelt anders als im ruhigen Zustand: Er sieht „rot“. Entsprechend wird er auch anders mit dieser Umwelt umgehen, zum Beispiel mit: „Komm mir ja nicht zu nahe – ich bin auf 180!“ Seine inneren Denkprogramme beeinflussen, wie er die Situation wahrnimmt und darauf reagiert. Seine Wahrnehmung wird wiederum beeinflusst von seinen internen Verarbeitungsprozessen, den sogenannten „Programmen“. Diese individuelle innere Verarbeitung und Bewertung wirken sich weiter aus auf seine körperlichen Reaktionen und sein gesamtes Verhalten. Wer zum Beispiel gelernt hat: „Es ist nicht richtig, seine Gefühle zu zeigen“, der wird sich in Konfliktsituationen eher zusammennehmen, seine Gefühle nach außen hin unterdrücken und vielleicht im Stillen vor Wut kochen – bis sich diese permanent unterdrückte Energie einen Ausweg in psychosomatischen Beschwerden sucht.

Gehen wir bei unserem Beispiel einen Schritt weiter und betrachten wir die „linguistische“ Komponente. Wenn wir den Vater bitten würden, uns die Gedanken zu nennen, die ihm durch den Kopf gehen, würde er in etwa sagen: „Das darf doch nicht wahr sein! Dieser Bericht war brandeilig, ich muss ihn morgen abgeben. Das gibt eine Katastrophe – mein Chef zerreißt mich in der Luft! Was hat sich der Kleine denn dabei nur gedacht? Dem muss ich aber mal gehörig den Kopf waschen!“ So weit die „inneren Dialoge“. Sie sind natürlich begleitet von entsprechend starken Gefühlen, wie wir vorhin bereits gesehen haben. Die dazugehörigen physiologischen Veränderungen haben wiederum direkte Auswirkungen auf sein äußeres Verhalten, sei es bewusst oder unbewusst. Er wird schimpfen, lauter reden, sich schneller bewegen, vielleicht auf den Tisch hauen – hier gibt es zahlreiche denkbare Varianten.

So viel zu den „neurolinguistischen Programmen“ dieses Vaters. NLP bietet aber weit mehr als bloße Beschreibungsmöglichkeiten dieser Zusammenhänge. Die zentrale Frage lautet ja: Wie kann man mit solchen und anderen belastenden Erfahrungen umgehen? Sind wir unseren „Programmen“ ausgeliefert, weil wir es nun einmal so gelernt haben, oder können wir die Strukturen unserer internen Verarbeitung aktiv beeinflussen und verändern? Können wir als Eltern dazu beitragen, dass unsere Kinder eine sinnvolle Verarbeitung und Bewertung ihrer eigenen Erfahrungen aufbauen können?

Diese Fragen möchte ich an dieser Stelle noch offenlassen. In den einzelnen Kapiteln dieses Buches wird es genau darum gehen, Antworten darauf zu geben. Behalten Sie deshalb die Fragen beim Lesen immer ein bißchen im Hinterkopf, um dann am Ende des Buches Ihre persönliche Antwort (und nur die ist für Sie relevant) zu finden.

1.2 Grundannahmen des NLP


NLP basiert auf bestimmten Grundannahmen über Erleben und Verhalten von Menschen. Sie bilden das Fundament für die praktische Anwendung von NLP im Alltag mit Kindern. Die Beispiele aus dem Alltagsleben mit Kindern sind hier nur kurz angerissen, da sie in den nachfolgenden Kapiteln ausführlich behandelt werden. Betrachten sie die Beispiele deshalb eher als „Appetithäppchen“, die ihnen den Mund wässrig machen sollen für die verschiedenen Gänge des Menüs, die danach folgen. (Zur besseren Orientierung sind die Grundannahmen jeweils kursiv gedruckt, der Zusammenhang mit dem Thema Erziehung dagegen in normaler Schrift.)

1.2.1 Jeder Mensch ist einzigartig.

Jeder Mensch nimmt die Welt und sich selbst auf seine ganz persönliche Art und Weise wahr. Jeder lebt gewissermaßen in seiner persönlichen Welt, in der er sich und andere in einer bestimmten Weise erlebt, bewertet und darauf reagiert. Eltern und Kinder haben deshalb nicht unbedingt die gleichen Wahrnehmungen, obwohl sie in der gleichen Situation sein können. Die Eltern werden die Welt durch ihre eigene „Brille“ sehen, mit ihren Ohren hören und mit ihrem Körper fühlen. Diese Wahrnehmungen können sich beträchtlich von denen der Kinder unterscheiden.

Wenn Sie das konkret ausprobieren möchten, stellen Sie sich auf eine Leiter und sehen Sie sich die Umgebung von oben an. So etwa wird ein Kind die Welt anders sehen, wenn es erwachsen ist. Setzen Sie sich auch einmal auf den Boden und reden Sie aus dieser Haltung mit einem Erwachsenen – so ähnlich geht es einem vierjährigen Kind. Das sind Beispiele für die direkte visuelle Wahrnehmung, bei denen Sie aber möglicherweise schon einen Eindruck von den Konsequenzen dieser Perspektive auf Ihr Erleben und Verhalten bekommen können. Wie ging es Ihnen als „Riese“ und dann als „Zwerg“? Wie haben Sie sich gefühlt, wie sah Ihr „Innenleben“ aus? Wie würden Sie aus den unterschiedlichen Positionen heraus handeln und reagieren?

Jeder Mensch steht in ständigem Austausch mit seiner Umwelt. Eltern und Kinder beeinflussen sich gegenseitig. „Erziehung“ ist keine Einbahnstraße, sondern ein wechselseitiger Prozess von Geben, Nehmen und Verändern. Sprache ist dabei übrigens keine notwendige Voraussetzung, denn schon kleine Babys „erziehen“ ihre Eltern sehr effektiv. Ein Baby, das von Anfang an viel schreit und sich schwer beruhigen lässt, löst bei den Eltern andere Gefühle und Einstellungen aus als ein „pflegeleichtes“, fröhliches Kind, das gut schläft, trinkt und keine Probleme macht. Die Selbst-Definition der Eltern kann sich in der Folge gehörig unterscheiden. Obwohl die einen, objektiv gesehen, sehr viel mehr für das Kind tun, erleben sie sich möglicherweise als „schlechte Eltern“. Das Baby schreit und lässt sich nicht beruhigen. Die Eltern tragen es herum, wickeln es, füttern...

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