Diagnostik sozialer Kompetenzen

Diagnostik sozialer Kompetenzen

 

 

 

von: Uwe P. Kanning

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2003

ISBN: 9783801716417

Sprache: Deutsch

138 Seiten, Download: 1127 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Diagnostik sozialer Kompetenzen



2 Kognitive Leistungstests (S. 31-32)

Mit Hilfe kognitiver Leistungstests soll lediglich eine Teilmenge sozialer Kompetenten erfasst werden. Dabei handelt es sich um die kognitiven Grundlagen sozial kompetenten Verhaltens. In den Leistungstests geht es darum, Kompetenzen direkt zu erfassen (vgl. Abb. 6). Hierzu werden die Probanden mit unterschiedlichen Aufgaben konfrontiert, die es zu bearbeiten gilt. Dem Wesen des Leistungstests folgend gibt es zu jeder Aufgabe eine objektiv richtige bzw. falsche Lösung. Aus der Anzahl der richtigen Lösungen ergibt sich – ggf. unter Berücksichtigung der jeweiligen Aufgabenschwierigkeit – eine Bewertung der Kompetenzen des Probanden. Die Leistungstests beschränken sich dabei auf die Erfassung der kognitiven Grundlagen des Sozialverhaltens.

Im Prinzip wird angenommen, dass sich ein Proband in realen Interaktionen umso kompetenter verhält, je besser er im Test abschneidet. Zu unterscheiden sind zwei Vorgehensweisen: Verfahren, die sich am Vorbild klassischer Intelligenztests orientieren und z. B. sozial relevante Gedächtnisleistungen messen sowie Verfahren, die das Wissen um soziale Normen erfassen.

2.1 Messung der sozialen Intelligenz

Die ältesten Verfahren zur Diagnose sozialer Kompetenzen stehen in der Tradition der Intelligenzmessung. Da die Definition der sozialen Intelligenz durch Thorndike (1920) allgemein als der Beginn der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit sozial kompetentem Verhalten betrachtet wird, ist dies nicht weiter verwunderlich. Die verwendeten Leistungsaufgaben sind sehr vielgestaltig. So müssen z. B. lückenhafte Bildgeschichten durch ein passendes Bild ergänzt oder bestehende Sequenzen durch Hinzufügen weiterer Bilder zu einer sinnvollen Geschichte ausgebaut werden.

Andere Aufgaben testen die Gedächtnisleistung für Namen und Gesichter oder überprüfen das Verständnis verbaler Botschaften, indem sprachliche Äußerungen einem passenden psychischen Zustand (z.B. Zorn) zugeordnet werden müssen (Überblick: Bastians & Runde, im Druck; Schmidt, 1995; Walker & Foley, 1973). Als besonders prominenten, wenn auch schon etwas „in die Jahre gekommenen" Vertreter dieser Gattung kann der „Georg Washington University Social Intelligence Test" (GWSIT) aus dem Jahre 1927 (Moss, Hunt, Omwake & Ronning, 1927) genannt werden, der als erstes Messinstrument in diesem Bereich gilt. In seiner ursprünglichen Fassung bestand der GWSIT aus sechs Untertests:

– Beurteilung sozialer Situationen: Zunächst werden soziale Problemsituationen präsentiert. Anschließend muss der Proband aus einer Reihe von vier vorgegebenen Lösungen eine auswählen.

– Gedächtnis für Namen und Bilder: Die Fotos unterschiedlicher Personen müssen mit den dazugehörigen Namen zunächst memoriert werden. In einem zweiten Schritt sollen Fotos aus dem Gedächtnis heraus wieder den Namen zugeordnet werden.

– Wissen über Prinzipien menschlichen Verhaltens: Allgemeine Fragen über die Natur des menschlichen Verhaltens müssen als zutreffend bzw. unzutreffend klassifiziert werden.

– Identifizieren eines verbalisierten psychischen Zustandes: Zunächst wird ein psychischer Zustand beschrieben. Anschließend muss aus vier Antwortvorgaben diejenige herausgegriffen werden, die diesen Zustand am besten widerspiegelt.

– Interpretation der Mimik: Der psychische Zustand einer Person muss aus einem Bild abgelesen werden, ehe aus vier Antwortvorgaben diejenige herausgesucht wird, die den wahrgenommenen Zustand am zutreffendsten umschreibt.

– Soziale Information: Aussagen zu sozial relevanten Themen müssen als richtig bzw. falsch klassifiziert werden. In der weiteren Entwicklung des GWSIT wurden die letzten beiden Untertests durch einen neuen ersetzt:

– Sinn für Humor: Aus einem Witz oder einer beschriebenen lustigen Situation muss die Pointe herausgefunden werden. Wie bei allen vergleichbaren Tests erweist sich auch beim GWSIT die Konfundierung mit allgemeiner oder verbaler Intelligenz als so hoch, dass eine Prognose des tatsächlichen Sozialverhaltens der Probanden mehr als fragwürdig ist (Jung, 1980).

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