Basiswissen Islam - Wie Christen und Muslime ins Gespräch kommen
von: Andreas Maurer
SCM Hänssler im SCM-Verlag, 2010
ISBN: 9783775170123
Sprache: Deutsch
218 Seiten, Download: 3562 KB
Format: EPUB, PDF, auch als Online-Lesen
2. Christliche Antworten auf muslimische Einwände
Dieses Kapitel informiert Sie über:
– die häufigsten Einwände der Muslime und ihre Denkweise;
– die Lehrunterschiede zwischen Christentum und Islam177;
– die Art und Weise, wie Christen den Muslimen in einer für sie verständlichen Weise antworten können.
Die Herausforderung der biblischen Lehre durch den Islam begann mit Mohammed. Der Koran, in dem die Texte aufgeschrieben sind, die Mohammed angeblich offenbart wurden, enthält viele polemische Aussagen, die den christlichen Lehren widersprechen. Haben die Christen vernünftige, gut begründete Antworten auf diese Einwände? Sie haben sie in der Tat! Die Christen können auf jeden Einwand wahrheitsgemäße Antworten geben. Dieses Kapitel soll eine Auswahl der häufigsten muslimischen Einwände umreißen.178
Gute Kenntnis der Bibel und der christlichen Lehre sind wichtige Vorbedingungen für Diskussionen mit Muslimen. Die Christen werden dazu ermutigt, die in diesem Kapitel enthaltenen Informationen zu studieren und miteinander zu diskutieren, um Sicherheit im Gespräch mit Muslimen zu bekommen. Biblische Antworten sollten mit viel Geduld und Liebe erklärt werden. Es geht nicht nur darum, zu erklären, was Christen glauben, sondern auch, warum sie es glauben. Wenn ein Christ die Antwort nicht sofort geben kann, ist es besser, dies zuzugeben, als schnell eine unüberlegte Antwort zu geben. Man sollte sich dann genügend Zeit nehmen, um sich auf ein weiteres Treffen vorzubereiten, indem man die gestellte Frage im Sinne von 2. Timotheus 2,15 erforscht: »Strebe danach, dich vor Gott als guter Arbeiter zu bewäh- ren, der sich nicht zu schämen braucht und der das Wort der Wahrheit richtig erklärt.«
Die Antworten sollten Muslime zum Nachdenken über ihre Beziehung zu Gott herausfordern und sie letztendlich zur Annahme der Wahrheit bringen.179
2.1 Theologische Spannungsfelder
Die Unterschiede zwischen Christen und Muslimen sowie die Einwände der Muslime und die Antworten, die von den Christen gegeben werden, werden im folgenden Abschnitt beschrieben. Wir beginnen mit der Untersuchung der Ähnlichkeiten zwischen beiden Religionen, die als Ausgangspunkte für Gespräche zwischen Christen und Muslimen dienen können.180 Die folgende Tabelle gibt Beispiele von Themen im Christentum und Islam, bei denen es bis zu einem gewissen Grad Ähnlichkeiten, dann aber auch Unterschiede gibt:
Thema | Ähnlichkeiten | Unterschiede |
Es gibt nur einen Gott. | Der Glaube, dass es nur einen Gott gibt. | Bibel und Koran stellen Gott unterschiedlich dar. |
Gott als Herrscher | Gott lebt ewig und regiert die Welt. | Die Art und Weise, wie Gott die Welt regiert. |
Offenbarung | Gott hat sein Wort den Menschen offenbart. | Die Methode der Offenbarung und welche Bücher tatsächlich Gottes Wort enthalten. |
Sünde | Menschen begehen Sünden. | Die Definition von Sünde ist grundverschieden. |
Vergebung | Gott kann den Menschen ihre Sünden vergeben. | Die Art, wie Gott vergibt. |
Menschen, die erwähnt werden. | Koran und Bibel erwähnen dieselben Charaktere, z. B. Abraham, Mose, Noah, Maria, Jesus181 etc. | Wer diese Menschen und ihre Aufträge tatsächlich waren. |
Tag des Gerichts | Die Tatsache, dass es einen Tag des Gerichts geben wird. | Was genau an diesem Tag geschehen wird. |
Ewigkeit | Existenz von Himmel (Paradies) und Hölle. | Das gesamte Konzept ist anders. |
Es ist nun ersichtlich, dass viele Menschen und Themen sowohl in der Bibel als auch im Koran erwähnt werden. Der Auftrag ihrer Anhänger und ihre Lehren sind jedoch sehr unterschiedlich. Der Koran spricht zum Beispiel von der Übertretung Adams im Paradies, aber die Einzelheiten der Geschichte und die Bedeutung des Sündenfalls werden völlig missverstanden und sind ganz anders dargestellt als im ersten Buch Mose. Im Islam hat die Sünde, die Adam beging, keine weiteren Konsequenzen für die Menschheit, weshalb die Muslime das biblische Konzept der Erbsünde (oder Ursünde) ablehnen. Man sollte daher klarstellen, dass wir nicht für die Sünde Adams verdammt werden, sondern dass wir die sündhafte Natur Adams geerbt haben und daher eine starke Neigung haben, zu sündigen.
Jesus hat zwar eine wichtige Stellung unter den Propheten im Koran, vom christlichen Standpunkt her fehlt jedoch ein entscheidender Punkt: Im Islam ist Jesus nicht der Sohn Gottes, der am Kreuz für die Sünden der Welt starb. Eine nähere Untersuchung zeigt, dass es mehr Unterschiede als Ähnlichkeiten gibt. Diese werden in den folgenden Abschnitten erklärt.
2.2 Muslimische Einwände gegen die Bibel
2.2.1 »Die Bibel ist nicht Gottes Offenbarung«
Muslimischer Einwand
»Die Bibel ist nicht Allahs wahre Offenbarung. Nur der Koran ist die letzte und beste Offenbarung Allahs.«
Zunächst ist es wichtig, die Unterschiede in der Offenbarungslehre zu verstehen.
Christentum | Islam |
Gott offenbart sich durch seine Schöpfung, in der Geschichte und besonders durch sein auserwähltes Volk Israel. Gott offenbart sein Wesen und seinen Namen (2. Mose 20). Er kommt in Jesus in diese Welt, um Versöhnung zu bringen und die Menschen zu sich zu ziehen. Jesus ist das endgültige und wesentliche Wort Gottes (Johannes 1,1-14; Hebräer 1). Gott offenbart sich selbst durch Jesus. Die Bibel ist der inspirierte Beweis der Selbstoffenbarung Gottes. Gott erwählte Menschen, die, inspiriert durch den Heiligen Geist, die Worte der Heiligen Schrift niederschrieben (2. Timotheus 3,16; 2. Petrus 1,16-21). Diese Menschen benutzten ihren eigenen Stil, um die Heilige Schrift aufzuschreiben. Daher hat die Bibel eine doppelte Urheberschaft, nämlich Gott, durch die Kraft seines Geistes, und einige auserwählte Menschen. Obwohl Menschen die Bibel geschrieben haben, hatte Gott alles unter Kontrolle und sorgte dafür, dass die Wahrheit offenbart wird. | Allah offenbart nicht sich, sondern nur seinen Willen. Er sendet Propheten zu verschiedenen Zeiten zu verschiedenen Nationen. Abgesehen von einigen Arabern werden im Koran wichtige biblische Charaktere mit Namen genannt: Noah, Abraham, Mose, David, Salomo, Sacharja, Jona, Jesus. Die Muslime behaupten, dass Mohammed der letzte Prophet war und dass ihm der Koran Stück für Stück durch den Erzengel Gabriel (Dschibril) gegeben wurde. Es wird gesagt, dass der ursprüngliche Koran auf Arabisch im siebten Himmel aufbewahrt wird und dass er die «Mutter des Buches« sei. Er enthält die Weisung Allahs für alles Handeln der Menschen. Mohammed soll den offenbarten Text direkt und ohne Veränderungen weitergegeben haben. Das bedeutet, dass es im Koran keine menschlichen Elemente gibt und man behauptet daher, er sei das unverfälschte Wort Allahs. Obwohl die Muslime behaupten, dass Allah die Menschen in direkter Rede anredet, ist es in der ersten Sure offensichtlich, dass der Koran aus der Sicht von Menschen geschrieben ist (Sure 1:5: »Dir dienen wir, und dich bitten wir um Hilfe.«). |
Die Christen glauben, dass die Bibel das inspirierte Wort Gottes und die einzige deutliche Botschaft an die Menschheit hinsichtlich Sündenvergebung, Erlösung und Heilsgewissheit ist.
Menschenwerk kann niemals vollkommen sein. Die islamische Behauptung, dass der heute bestehende schriftliche Koran, der Wort für Wort mündlich überliefert und 23 Jahre nach dem Tode Mohammeds von einem Schreiber aufgeschrieben wurde, eine vollkommene Kopie des Originals Allahs sein soll, ist daher nur schwer aufrechtzuerhalten.182 Die Muslime glauben, dass das geschriebene Buch, der Koran, das Wort Allahs in absolut vollkommener Form sei.
Im Gegensatz dazu glauben die Christen, dass Gottes Wort Mensch wurde in Jesus Christus183, dem Sohn Gottes, der in göttlichem Sinne vollkommen ist. Daher haben die Muslime ein Buch als ihre endgültige Offenbarung, während den Christen eine Person als göttliche Offenbarung gegeben wurde. Man muss sich daher fragen: Welches ist die wertvollere Offenbarung von Gott – ein Buch oder eine Person?184
2.2.2 »Die Bibel ist nicht das Wort Gottes«
Muslimischer Einwand
»Die Bibel kann nicht mehr das Wort Gottes sein: sie wurde durch die Juden...