Das empathische Gehirn - Spiegelneurone als Grundlage menschlicher Kommunikation

Das empathische Gehirn - Spiegelneurone als Grundlage menschlicher Kommunikation

 

 

 

von: Nadia Zaboura

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN: 9783531913834

Sprache: Deutsch

146 Seiten, Download: 1232 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Das empathische Gehirn - Spiegelneurone als Grundlage menschlicher Kommunikation



4 Neue Antworten: Phänomenologie und Naturalismus (S. 37-38)

Der historische Exkurs zeigt klar, dass die dichotomische Sicht auf das Subjekt die Möglichkeit des Erkennens des Fremdpsychischen nicht sinnvoll erklären kann. Der von vielen als gewaltsam angesehenen Trennung in zwei Bereiche innerhalb eines Subjekts bei faktisch erlebter Einheit wurden deshalb immer wieder monistische Theorien entgegengesetzt, sowohl durch den idealistischen Monismus, der vom Bewusstsein ausgehend argumentiert (in besonders ausgeprägter Form des Solipsismus, wie bei Leibniz zu sehen), als auch durch den empirischen, materialistischen Monismus, der den Körper zur Basis bzw. alleiniges anthropologisches Kriterium nimmt.

Die metaphysische Erklärung der Welt sollte demgemäß nicht nur durch neue aufklärerische und philosophische Strömungen kritisiert werden, sondern auch durch fachfremde Disziplinen und Methodologien wie der Psychologie, dem Behaviorismus sowie Positivismus und Naturalismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Ablehnung erfahren. Die letztgenannte Entwicklung nahm Edmund Husserl bereits 1930 antizipierend zum Anlass, aufzuzeigen, wie sich durch eben jene Strömungen wie die des Positivismus und Existentialismus und deren Übergriff auf philosophische Diskurse eine „Krisis der Wissenschaft" entwickelt hat, deren naturalistischer Trend sich bis in die heutige Zeit entfaltet.

In seinem gleichlautenden Werk erläutert Husserl als Phänomenologe – und damit Vertreter der „unexakten" Wissenschaften – die Fragestellung, wie eine rein objektivistisch verfahrende Ausrichtung der Naturwissenschaft die sinnverstehenden Disziplinen sowie das gesamte Denken der Moderne durch die Abwendung vom Lebendigen in eine Sinnkrise stürzen und somit eine allgemeine Kulturkrise auslösen konnte. Der Rückzug auf rein empirisch beobachtbare Fakten geht einher mit einer Lebensfeindlichkeit und der damit verbundenen Eliminierung des Subjekts. 27

Es folgt ein „gleichgültiges Sichabkehren von den Fragen, die für ein echtes Menschentum die entscheidenden sind" (Husserl 1976: 3 f.). Der sozial-historische Kontext einer Sinn suchenden Nachkriegsgeneration werde vollkommen ausgeblendet zugunsten einer Wissenschaft, die sich vom Menschen, seiner Situierung in der Umwelt, schlichtweg: seiner Menschlichkeit abgewandt hat. Gemeint ist der positivistische, empiristische Trend auf der Suche nach reiner Objektivität, die jegliche metaphysische – und damit nach dem Sinn, der Freiheit, der Existenz des Menschen suchende – Fragestellung untergräbt.

In seiner Radikalität formuliert Husserl: „Der Positivismus enthauptet sozusagen die Philosophie" (ebd.: 7). Diese Strömung lokalisiert er in den Grundzügen bereits bei Euklid und Galilei. Durch die Jahrhunderte erfuhren deren mathematische Theorien eine Sinnentleerung durch Umformung und Ersetzung des symbolischen durch einen arithmetisch-mathematischen exakten und damit mechanistischen Sinn. Die Abwendung von der philosophischanthropologischen Lehre zieht die „Lebenswelt als vergessenes Sinnesfundament der Naturwissenschaft" nach sich (ebd.: 48).

Inwieweit die Phänomenologie diesen Entwicklungen entgegen trat und auch innerhalb ihrer Disziplin eine Verschiebung hin zum Körperlichen durchschritt wird in diesem Kapitel genauso erläutert werden wie der Anschluss an das cartesianische Modell bzw. die Auseinandersetzung mit einer neuen Vorstellung von und Perspektive auf Intersubjektivität.

Kategorien

Service

Info/Kontakt

  Info
Hier gelangen Sie wieder zum Online-Auftritt Ihrer Bibliothek