Burnoutprävention im Berufsfeld Soziale Arbeit - Perspektiven zur Selbstfürsorge von Fachkräften

Burnoutprävention im Berufsfeld Soziale Arbeit - Perspektiven zur Selbstfürsorge von Fachkräften

 

 

 

von: Irmhild Poulsen

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN: 9783531918051

Sprache: Deutsch

129 Seiten, Download: 650 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Burnoutprävention im Berufsfeld Soziale Arbeit - Perspektiven zur Selbstfürsorge von Fachkräften



6 Diskussion und Auswertung der Ergebnisse (S. 113-114)

Wo Menschen unter hohem persönlichen Einsatz Dienst für andere Menschen leisten, besteht eine große gesundheitliche Gefährdung und Belastung. Das gilt für Polizeibeamte genauso wie für Lehrer/innen, Ärzte, Krankenschwestern usw. Erschwerend im Berufsfeld der Sozialen Arbeit kommt hinzu, dass man die Ergebnisse seiner Tätigkeit, die ‚Früchte’ seines Bemühens, die Wirkung seines Einsatzes oftmals nicht direkt greifen kann.

Geeignete Parameter zur Messbarkeit von Erfolg stehen nicht ausreichend zur Verfügung, gute Ergebnisse, Gelingen oder der unmittelbare Nutzen des Arbeitseinsatzes sind manchmal schwer zu fassen, Wirksamkeitsanalysen werden nicht immer durchgeführt. Die Qualitätsdebatte in den 90er Jahren hat diesen Umstand aufgegriffen und zu verändern gesucht, aber noch immer besteht in diesem Berufsfeld das Dilemma der ‚wenig sichtbaren, greifbaren, messbaren Erfolge’ des professionellen Handelns. Wenig Feedback über erfolgreiches Tun, über das Erreichte und – so wird immer wieder geklagt – niedriges gesellschaftliches Prestige der Profession allgemein (im Gegensatz zu anderen Ländern wie etwa den USA, Großbritannien, den skandinavischen Ländern) bei eher vergleichsweise niedriger Bezahlung erhöhen hier die Gefahr, frühzeitig auszubrennen oder aufzugeben.

Wenn dann auch noch fehlende Wertschätzung und mangelnde Anerkennung des geleisteten Arbeitseinsatzes hinzu kommt, also die Würdigung von Vorgesetzten, Abteilungsleitern, Trägervertretern und der Öffentlichkeit schlechthin fehlt, können sich ein verringertes Engagement und Lustlosigkeit einschleichen – hier verwundert es nicht, wenn man bereits innerlich gekündigt hat, aus dem Berufsfeld aussteigt, aufgibt oder gar krank wird. Handlungsleitend für meine Forschungsarbeit ist die Theorie der Salutogenese von Aaron Antonovsky, die davon ausgeht, dass der Gesundheitszustand eines Menschen ganz wesentlich durch individuelle psychologische Einflussgrößen mitbestimmt wird.

Was beinhaltet diese? Auf welche Aspekte und Faktoren begründet sich die Fähigkeit bei Menschen – hier die Fachkräfte der Sozialen Arbeit – auf hohe Belastungen und enorme Anforderungen im beruflichen Alltag offen und belastbar zu reagieren, ihnen konstruktiv zu begegnen, ja, noch daran zu wachsen? Was sind das für personale und soziale Ressourcen, über die diese Fachkräfte verfügen? Einige Menschen werden gut mit schwierigen Belastungen im Arbeitsalltag fertig und haben eine innere Stärke, andere zerbrechen daran und werfen ‚die Flinte ins Korn’. Die Resilienzforschung (Resilienz – seelische Widerstandskraft) geht davon aus, dass diese Widerstandskraft (auch Immunität der Seele genannt) im Verlauf des Lebens erworben werden kann.

Das impliziert, dass der Mensch wandlungsfähig ist, sich entwickeln und dazulernen kann, eben auch als erwachsener Mensch. Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass fördernde und unterstützende Bedingungen des Aufwachsens sich in der Sozialisation eines Kindes günstig auf das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen des Individuums auswirken. Aber die große Chance liegt darin, durch die bewusste Übernahme von Selbstverantwortung als Erwachsener auch hier noch Steuerungsprozesse in Gang zu setzen, die zur seelischen und physischen Gesundheit und Stabilität einen wesentlichen, wenn nicht sogar entscheidenden Beitrag leisten können.

Wenn auch Antonovsky von der Annahme ausgeht, dass sich das Kohärenzgefühl grundlegend im Kindesalter prägt und es sich nur begrenzt im Erwachsenenalter aneignen lässt, so hält er doch eine Veränderung durch Reflexion und therapeutische Prozesse für möglich (BZgA Band 6, S.31). Und diese Reflexion kann ‚heilend’ – also therapeutisch wirken, falls die Fachkräfte die Bereitschaft zur Reflexion, zur Bewusstwerdung, zum Hinschauen auch von unangenehmen Erkenntnissen ihres Selbst (etwaige Handlungsmuster und individueller Glaubenssätze und deren Ursachen) entwickeln. Eigene Sichtweisen, Einstellungen, Überzeugungen und bisherige Verhaltsmuster/Handhabungen zu hinterfragen und durch verändertes Verhalten in ihrem Alltag zu ersetzen ist der aktive Beginn und Wendepunkt hin zu mehr seelischer und körperlicher Gesundheit.

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