Die Kunst, sich im Gespräch zu verständigen

Die Kunst, sich im Gespräch zu verständigen

 

 

 

von: Michel de Montaigne

C.H.Beck, 2008

ISBN: 9783406573491

Sprache: Deutsch

92 Seiten, Download: 563 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Die Kunst, sich im Gespräch zu verständigen



Nachwort (S. 59-61)

von Hans-Martin Gauger

Eine neue, sehr gelungene Übersetzung des wichtigen späten Montaigne-Essays «De l’art de conférer» wird hier vorgelegt – «Die Kunst, sich im Gespräch zu verständigen ». Hier nun sollen einige Anmerkungen folgen – erstens zu Montaigne, zweitens speziell zu diesem Essay. Doch zunächst: Helmut Knufmanns Übersetzung ist gelungen, weil sie mit genauer Sensibilität eine schöne und vernünftige Mitte hält zwischen Herstellung von Lesbarkeit einer seits, dem Hereinholen also des Fremden in unser heutiges Deutsch, andererseits aber dem bewahrenden Hörbarmachen des Fremden – sie läßt nämlich auch erkennen, daß dies ein ‹fremder› Text ist und dies nicht allein, weil er vor über vierhundert Jahren geschrieben wurde. Das geglückte Hereinholen ins Eigene also, das immer, wie Nietzsche treffend sagte, eine «Eroberung» ist, und die geglückte, ebenfalls zu fordernde Bewahrung, innerhalb solchen Hereinholens, der – von uns aus gesehenen – Fremdheit des Originals.

1. Seinen berühmten Stil kennzeichnet Montaigne selbst so: «Die Wörter haben die Aufgabe zu dienen und zu folgen… Ich will, daß die Dinge das Übergewicht haben. Sie sollen die Vorstellung des Zuhörenden so erfüllen, daß er die Wörter gar nicht wahrnimmt. Ich liebe ein einfaches und natürliches Sprechen, auf dem Papier ebenso wie im Mund. Saftig und kraftvoll, kurz und gedrängt, nicht heikel und aufgeputzt, sondern eher heftig und brüsk: ‹Schmecken wird einem nur ein Reden, das zuschlägt›, ‹Haec demum sapiet dictio, quae feriet›. Eher schwierig als langweilig, von jeder Affektiertheit entfernt, nicht Regeln folgend, sondern abgerissen und kühn. Jeder Fetzen soll seinen Sinn in sich selbst haben. Nicht wie die Gelehrten, nicht wie die Mönche, nicht wie die Advokaten, sondern eher soldatisch, so wie Sueton die Redeweise Caesars nennt – ich weiß aber nicht, weshalb er sie so nicht nur seinen Stil, sondern er führt ihn vor: er verwirklicht ihn, gleichsam exemplarisch, indem er ihn beschreibt.

Zunächst fällt auf, daß er auch da von ‹Sprechen› – und von ‹Hören› – redet, wo es um Schreiben geht, denn hier, in den «Essais», schreibt er ja. Aber eben – er schreibt sprechend, er schreibt, als ob er, während er doch schreibt, spräche. Dies ist übrigens eine Kunst – die Fähigkeit dazu muß aber auch irgendwoher kommen. Das kann nicht einfach jeder so machen oder auch erlernen. Schreiben ist etwas anderes als Sprechen, schon weil es in einem anderen Medium geschieht. Da gelten andere Bedingungen.

Von diesen muß man intuitiv – und vielleicht sogar am besten nur intuitiv – etwas wissen, um schreibend zu sprechen. Gar nicht leicht, beim Schreiben ganz man selbst zu bleiben oder vielleicht es da erst richtig zu werden! Dies also ist als erstes festzuhalten: Montaigne sucht, in seinem Schreiben sich von seinem Sprechen nur wenig zu entfernen. Und er hat dies erreicht. Der Charme, der ihm eigen gewesen sein muß, ist auch in seinem Buch. Oder: sein Buch läßt auf ihn schließen oder läßt unmittelbar erleben, daß er so, wie er schreibt, auch gewesen sein muß. Da paßt ein schönes Wort Pascals sehr genau: «Zuweilen, wenn der Stil natürlich ist, ist man aufs höchste beeindruckt und entzückt, denn man hatte einen Autor erwartet und fi ndet einen Menschen». Sodann: immer, worum es auch gehen mag, fällt dem Mann eine lateinische oder auch eine griechische Stelle ein. So natürlich auch hier.

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